Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
[https://dme.mozarteum.at]
2014-11
CC BY-NC-SA 4.0
https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1766
GB-Gu (S. 1-2, 3a, 4a); A-Sm (S. 3b-4b)
GB-Gu: Glasgow University Library. Glasgow (GBR), S. 1-2, 3a, 4a
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT), S. 3b-4b
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN CONSTANZE MOZART IN BADEN BEI WIEN
WIEN, 8. UND 9. OKTOBER 1791
Samstags Nachts um______liebstes, bestes Weibchen! –
12 11 uhr. –
Mit grösten vergnügen und freude=gefühle fand ich bey meiner zurückunft aus
der Oper deinen brief; – die Oper ist, obwohl samstag allzeit, wegen Postag ein
schlechter Tag ist, mit ganz vollem theater mit dem gewöhnlichen beifall und
repetitionen aufgeführt worden; – morgen wird Sie noch gegeben, aber Montag
wird ausgesetzt – folglich muß Siessmayer den Stoll dienstag herein bringen,
wo Sie wieder zum Erstenmale gegeben wird – ich sage zum Erstenmale, weil
Sie vermuthlich wieder etlichemal nacheinander gegeben werden wird; –
izt habe ich eben ein kostbares Stück Hausen zu leib genomen, welches mir
D: Primus | welcher mein getreuer kamerdiener ist | gebracht hat – und da
mein Apetit heute etwas Stark ist, so schickte ich ihn wieder fort mir noch
etwas, wenn es möglich ist, zu bringen. – in dieser zwischenzeit fahre ich
also fort dir zu schreiben. – heute früh habe ich so fleissig geschrieben daß
ich mich bis 12 2 uhr verspätet habe – lief also in gröster Eile zu
Hofer | nur um nicht alleine zu Essen | wo ich die Mama auch antraf.
gleich nach tisch gieng ich wieder nach Hause und schrieb [bis] zur Oper zeit.
Leitgeb bat mich ihn wieder hinein zu führen, und das that ich auch. –
Morgen führe ich die Mama hinein; – das büchel hat ihr schon vorher
Hofer zu lesen gegeben. – bey der Mama wirds wohl heissen, die
schauet die Oper, aber nicht die hört die Oper. – [... (ca. 3 Wörter unkenntlich)]
N. N.s [... (ca. 3 Wörter unkenntlich)] hatten heute eine Loge. – [... (ca. 4 Wörter unkenntlich)]
N. N.s [... (ca. 7 Wörter unkenntlich)] zeugten über alles recht
sehr ihren beifall, aber Er, der allwissende, zeigte so sehr den
bayern, daß ich nicht bleiben konnte, oder ich hätte ihn einen
Esel heissen müssen; – Unglückseeligerweise war ich eben drinnen
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als der 2:te Ackt anfieng, folglich bey der feyerlichen Scene. – er belachte alles;
anfangs hatte ich gedult genug ihn auf einige Reden aufmerksam
machen zu wollen, allein – er belachte alles; – da wards mir
nun zu viel – ich hiess ihn Papageno, und gieng fort – ich glaube
aber nicht daß es der dalk verstanden hat. – ich gieng also in eine
andere Loge, worinn sich flam mit seiner frau befand; da hatte
ich alles Vergnügen, und da blieb ich auch bis zu Ende. – nur
gieng ich auf das theater bey der Arie des Papageno mit dem
GlockenSpiel, weil ich heute so einen trieb fühlte es selbst zu
Spielen. – da machte ich nun den Spass, wie Schickaneder einmal
eine haltung hat, so machte ich eine Arpegio – der er=schrack – schauete in die Scene und sah mich – als es das 2:te
mal kam – machte ich es nicht – nun hielte er und wollte
gar nicht mehr weiter – ich errieth seinen Gedanken und machte
wieder einen accord – dann schlug er auf das Glöckchenspiel
und sagte halts Maul – alles lachte dann – ich glaube daß
viele durch diesen Spass das erstemal erfuhren daß er
das Instrument nicht selbst schlägt. – Übrigens kannst du nicht
glauben wie charmant man die Musick ausnimt in einer Loge die
nahe am Orchestre ist – viel besser als auf der gallerie; – so bald
du zurück kömst must du es versuchen. –
Sonntag um 7 uhr früh. – Ich habe recht gut geschlafen, hoffe daß du auch
recht gut wirst geschlafen haben. – ich habe mir mein halbes kapaunel, so
mir freund Primus nachgebracht hat, herrlich schmecken lassen. – um 10 uhr
gehe ich zu den Pieristen ins Amt, weil mir Leitgeb gesagt hat, daß ich dann
mit dem Director Sprechen kann. – bleibe auch beym Speisen da.
Primus sagte mir gestern abends daß so viele leute in Baaden krank seyen,
ist das wahr? – nim dich in Acht; traue nur der Witterung nicht. –
Nun kömt eben Primus mit der OchsenPost zurück, daß der Wagen heute schon
vor 7 uhr weg=gefahren ist, und daß bis Nachmittag keiner abgehet – folglich
hat all mein Nacht- und früh schreiben nichts genützt, du bekömst
den brief erst abends, welches mich sehr verdriest. – künftigen Sonntag
kome ich ganz gewis hinaus – dann gehen wir alle zusamen auf
das Casino und dann Monntag zusamen nach Hause –
Lechleitner war schon wieder in der Oper; – wenn er schon
kein kenner ist, so ist er doch wenigstens ein rechter liebhaber,
_________________N. N.
das ist aber <Goldhahn> nicht – der ist ein wahres Unding. –
dem ist ein Dinée lieber. – lebe wohl, liebe! – ich küsse
dich Millionenmal und bin Ewig dein
_____________________________________________________________\hfill Mozart mp
P: S: – küsse die Sophie in meinem Namen.
dem Siessmayer schicke ich ein paar gute
Nasenstüber, und einen braven Schopf=beitler.
dem Stoll tausend Complimenten. adieu –
die Stunde schlägt – – lebe wohl! – wir sehn uns wieder! –
NB Du must vermuthlich die 2 paar gelbe WinterHosen zu den
Stiefeln in die Wäsch geschickt haben, weil ich und Joseph
Sie vergebens suchten. – adieu –
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À
Madame
[Mada]me Costance de Mozart
_______________________à
[bey Hr: St]adt=sindikus
[abzuge]ben._____________________Baaden.
LeipzigerStadtbibliothek