Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-02 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=682 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:06 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG WIEN, 12. JANUAR 1768
_______________49__\hfill Wienn den 12.tner 1768. ________Glückseeliges Neues Jahr! _____Denn dieser ist, mit Gott, der erste Brief in diesem Jahre! Ich zweifle an dero und dero sammtlichen angehörigen besten Wohlseÿn gar nicht; wenigst hofe und wünsche ich es von Herzen, so wie wir uns alle sehr wohl befinden. _____Daß wir 14. Tage in Brünn |: wo wir am heil: Weinacht Abend angelangt :| uns aufhalten, wird aus denen Briefen Tit: S:r Excellenz Gräfin von Herberstein in Salzburg ohnfehlbar bekannt seÿn. Die Gnaden die wir in dem hoch= gräflich Schrattenbachischen Hause empfangen, und die sonderbare Achtung die S:e Excellenz so wohl, als der sammtl:e Brünnische hoche Adl für uns hatten, werde S:r hochfürstl: Gnaden unsern gnädigsten Herrn p seiner Zeit umständlich anzupreisen nicht ermang=len. _____Wir sind den 9.t aus Brünn abgereiset; und obwohl der auf die grau=same frühe Kälte eingefallene ungemein häufige Schnee die Strassen so bedecket, und der Wind die Weege mann hoch überwehet, und mit schnee bedecket hatte, daß die Po=sten theils ausgeblieben theils später ein=getroffen und der Postwagen 9. Stunden auf einem Platze allein stecken geblieben; so sind wir doch glücklich mit 4. Postpfer=den den nämlichen Abend um 6. Uhr in Poÿßdorff angelanget: Wo wir aber 6. Pferde nahmen und Sonntags den 10. diess um 8. Uhr wegfuhren und Abends schon um 5. Uhr auf dem Tabor unter den Händen der Visitierer waren, die uns bald ab=gefertiget hatten. Wir haben den erstaunlich häuffigen Schnee so glücklich durch=schnitten, daß wir niemals umgeworf=fen worden, obwohl es ein paar mahl sehr nahe daran ware. Was der= gleichen Reisen für Geld kosten lässt sich leicht einbilden. War in Salzburg auch eine so grausame Kälte? und fiel auch so viel Schnee? Seit heute frühe ist ein wärmere Witterung eingefallen, und es ist abscheulich anzusehen, was hier für koth, und gewässer in allen Gassen ist, ohner=achtet viel 100. Fuhren beschäftiget waren den Schnee aus der Statt zu führen. Die grosse Schlittenfarth, die heute um 12. Uhr Mittags hätte seÿn sollen, ward also eingestellt. Vielleicht ändert sich das Wetter; und ich wünschte herzlich eine schöne Schlittenfarth zu sehen. Zweÿ waren schon vor unserer Ankunft. Daß die Erzherzogin Carolina die er=klärte Neapolitanische Braut ist, wird ihnen etwas altes seÿn. So bald es etwas neues giebt, und wie sich nun mein zweÿter Aufenthalt hier anlassen, und wie lange solcher etwan dauren möchte, werde so bald es möglich berichten. Meine Frau und Kinder empfehlen sich und ich bin der alte. _____Das Schreiben, in welchem sie uns den so unverhoften Todfall unserer liebsten Fräul: Josepha berichtet, war das letzte Schreiben, so wir von ihnen erhalten haben. Ich beantwortete es nicht, weil ich an die Tit: Frau von Robini selbst schrieb, und weil es mir zu schmerzhaft fiel unsere Empfin=dungen und unglaubliche Traurigkeit, so uns diese Nachricht verursachte ihnen zu beschreiben. Requiescat in pace!