Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2020-02
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Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B)
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG
WIEN, 30. MÄRZ 1768
____________________________\hfill Wienn den 30.t Merz
_________________________________________________\hfill 1768.
_____Ich nahme mir zwar kräftigst vor
ihnen schon vor 2. oder gar 3. Posttägen
zu schreiben: Allein es war nicht möglich.
Ich hofe sie werden den Einschluss, denn
ich sehr in Eÿl abfassen muste zu bestel=len die Gütte gehabt haben. Sie schrei=ben mir, daß sie, wegen dem, was sich
eräugnet hatte, gar keine Wissenschaft
hätten. Das glaube ich gerne; ich wu=ste selbst nichts, ich vermuthete auch die=ses nicht: allein S:e Hochfürstlichen Gna=den sind Herr. Und höchstdieselbe haben
billige Ursache etwas in Ersparung zu
bringen. Wir befinden uns alle
Gesund, und Gott seÿ Danck gesagt,
in guten Umständen. daß Eÿss ist
gebrochen! nicht nur auf der Donau, son=dern in unsern Angelegenheiten. Un=
sere Fainde sind geschlagen! NB: hier in
Wienn. Es kann nichts auf ein=mahl geschechen. Ich habe durch phlegma
Bestien in Menschen verwandelt, und
solche ihrer aigenen Beschämung über=lassen. Die Hauptursache des ge=genwärtigen Schreiben ist: daß ich sie
bitte dem herrn Wenzl Hebelt zu sa=gen, daß er um die instruction im Ca=pellhause ein Memorial an S:e hochfürstl:
Gnaden einreichen möchte, indem ich solches
ohnehin ihm allzeit überlassen habe. Zu=folge dessen, bitte ich sie S:r hochwürden
und gnaden den gnädigen herrn Beicht=vatter, nebst meiner und aller der mei=nigen gehorsam: Empfehlung, zu erklären,
daß ich zwar für das hochfürstl: Capellhaus
noch immer als Instructor in der Violin
decretiert bin; schon seit mehr als 5. Jah=ren aber, nämlich seit meiner ersten
Wiener Reise solches dem herrn Wen=
zel überlassen habe. Da ich nun beÿ
meiner Abwesenheit nichts von dem hoch=
fürstlichen ZahlAmt zu empfangen habe,
als muß solches melden, damit wegen
diesem ein anderer pro instructione de=cretiert werden möge.
_____Ich dancke für die überschickten Cat:
meiner Violin Schule. Beÿ beeden fehlet
ein Kupferstich. Fig: III.tia der Fehler.
Und da die Kupfer ohnehin zum Vorschein
gekommen sind, so wäre es mir lieb, wenn
ich noch ein paar oder 3. Stück Violin Schu=len, samt den Kupfern die abgehen,
erhalten könnte, und auch ein paar ande=re Portrait=TitlKupfer, indem diese sehr
schmutzig sind.
_____Ich habe an herrn Lotter nach Augsburg
auch von hieraus geschrieben, und noch habe
keine Antwort erhalten können. wenn
sie ohne dem nach Augsburg schreiben, so
bitte sie einem Freund zu ersuchen, mit
dem Musickverleger und Buchdrucker Jo=hann Jacob Lotter zu sprechen, und ihn zu
fragen, ob er keine Briefe von mir er=halten?
_____Herr Wallner von Berchtesgaden wird
schon nach Franckfurt seÿn? Ich möchte
doch, daß iemand sich in Franckfurt
beÿ herrn Otto Organisten beÿ denen
Barfüssern melden möchte, ob er nichts
an mich zu bezahlen hat? Denn es ist
ein alter Mann. stirbt er; so bin
ich bezahlt.
_____Den herrn Joseph bitte ich zu herrn
Burg hofMusicum zu schicken, und nebst
meinem Compliment, das Büchl zu for=dern, so ihm geliechen habe. betitelt:
Le petit prophète de Boehmischbroda.
und solches dann in meinen Zimmer, bis
auf weiteres, hinzulegen.
_____Dann ersuchet meine Frau beÿ herrn
Schachtner den ersten Theil des Kinder=_________________________________________Magazins,
Magazins, nebst unseren Compliment
abzuforderen.
_____Vorige Woche, ware für uns ein
grosses Concert beÿ S:r durchleucht dem
Russischen Gesandten Prinzen von Gallit=zin. Tit: Herr Domdechant und Graf
von Wolfegg, waren auch da. Mit
der opera geht es auch gut: Allein
sie wird erst beÿ der Zurückkunft des
Kaÿsers aus Ungarn vielleicht aufge=führet werden. Hier sind nun schöne
Täge. Wir empfehlen uns der liebst
Frau Hagenauerin und dem ganzen
Hause, allen unserm guten Freunden,
folglich ganz Salzburg: dann wer sol=lte wohl uns feind seÿn? thun wir doch
keiner Seele etwas zu leÿde! Leben
sie wohl, und verderben sie ihre Augen
mit schreiben nicht; lassen sie den herrn
Joseph Schreiben. Ich bin der alte.
_____Wir empfehlen uns den Herrn Meiss=
ner und lassen ihn fragen, wie es zu
Franckfurt gegangen.
_____P:S: Hat herr Hirschberger sein schwar=zes Kleid nicht etwa schon bekommen? Ich
habe dem B: von Stirum vor 2. Monat
schon desswegen Meldung gethann: aber
noch nichts gesehen.