Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-02 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=692 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:07 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG WIEN, 4. JUNI 1768
_______________________________\hfill Wienn den 4.t Junij ____________________________________________\hfill 1768. _____Dancke für die abermahl gehabte be=mühung: das Küstl ist glücklich angelanget. Ist es in Salzburg auch so kalt? Die ersten Maÿ täge waren hier ganz ausser=ordentlich heiss. Nun aber waren im=mer Kalte Morgen und Abend und über=haupts allzeit frische Täge. Eine ganz ohngewöhnliche Witterung! Wie gehet es dann mit der Kranckheit im Lungau? Kommt keine bessere Nachricht? Man wird hoffentlich sorgen, daß es nicht weiter um sich greift. Man muß es ja nicht über die Berge herüberlassen. Ich wünsche, daß es nachlässt bevor die grosse Hitze kömmt. _____Unser allerbester und adroiter Herr Johannes ist demnach auch wieder in Salzburg angelanget? Wir sind alle darüber höchstens erfreuet: und obwohl wir selben in Ve=nedig auch gerne angetroffen hätten; so ist es uns doch weit angenehmer, daß er seine Reise glücklich zurück geleget und gesund zu Hause angelanget ist. Ò cara Patria! hat er nicht, wie jener in der Italiänischen Comoedie, die Stattmaue=ren geküsst? Wir machten uns immer einen schmutzigen Gedancken; unversehens hier an unserer Zimmerthüre klopfen zu hören. Herein! Ha! gehorsammster diener herr Johannes! wir sind unendlich erfreuet sie in guter Gesundheit zu sehen! die Italiänische Luft hat gut angeschlagen. Daß war ein treflicher Gedancke, daß sie über Wienn nach Salzburg gegangen sind. Allein: oha! angebumbt! Es klopften viele; aber niemals der rechte. Statt dessen werden wir in Salzburg an=klopfen: wann aber? Es ist mir Leid genug, daß es später geschieht als ich glaubte. Ich vermuthete mit Ende Junij in Salzburg zu seÿn: nun kann es aber vor Ende Julij nicht ge=schechen; Heute gehet Tit: Herr Graf von Wolffegg Nachts von hier nach Salzburg ab, und unser Bedienter Bernhard mit ihm, derienige nämlich der mit uns von Salzburg aus gereiset ist. Er hat das Glück gehabt sein La=quai zu werden. Wenigst hat er dadurch das Vergnügen eher, als wir, Salzburg zu sehen. _____S:e Excellenz Herr Domdechant wird mit der Fronleichnambs Procession gegang=en seÿn. So viel ich benachrichtiget bin, hat selber seine Sachen hier sehr gut gemacht. Er mus über die grossen Gnaden, die ihm S:e Maÿestätt die Kaÿserin bezeiget, ungemein erfreuet und vergnüget seÿn. _____Den nämlichen Tag seiner Abreise hatte er nochmahls audienz. Herr Spitzeder schreibt mir, daß er 2. Arien hätte abschreiben lassen; ich möch=te doch wissen, wie viel Arien die Ma=dame Woditska von München geschicket hat. Es sollten 3. geschriebene Arien seÿn. und dann ein Buch mit in London gestochenen oder gedruckten Arien mit dem Titl Orione. Wenn sie diese nicht geschicket hat; so hat sie mich um viele Arien betrogen; welches mir gar nicht lieb wäre. So gehet es, wenn man bonæ voluntatis ist, und den Leuten nichts abschlagen kann. _____Nun bin ich schon bald genug in Wienn gewesen, und ich erwarte, oder wir alle erwarten den frohen Augenblick unse=rer Abreise mit Begierde. Es ist gar zu viel Staub hier im Sommer. Leben sie unterdessen alle gesund, wir empfehlen uns, sonderheitlich der Frau Hagenauerin und sammtlich angehöri=gen, und ich bin der alte. Wer war dann der RathhausThurn auf dem masquierten Ball?