Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-03 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=695 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:07 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG WIEN, 6. AUGUST 1768
______________________\hfill Wienn den 6.t aug: 1768. _____Niemals hätte ich mir vorgestellet, daß ich am Festtage des heiligen Lau=rentii noch in Wienn seÿn sollte: ich hatte nicht den mündesten Zweifel, ich wür=de das Vergnügen haben ihnen zum Nah=menstage persönlich Glückwünschen zu kön=nen. Allein, sie selbst sind Zeuge da=von, wie oft das homo proponit, Deus dis=ponit. beÿ mir eingetroffen hat. Mein letztes Schreiben hat ihnen umständlich er=kläret, warum, und mit wasfür Verdruß ich mich noch hier verweilen muß: und ich würde dergleichen Begebenheiten müde seÿn, wenn ich nicht aus der Erfahrung hätte, daß manche Sache oft eine ganz andere Wendung bekam, als ich mir niemals hoffen könnte. Und wie manchmahl hatte mich die göttliche Vorsehung augenscheinlich mit Gewalt angetrieben, oder zurückgehalten! Genug! wir wünschen aus redlichstem Herzen, |: welches sie kennen :| beständige Gesundheit ihnen, und allen dem ihrigem; Der aller= höchste bewahre sie und ihr ganzes Haus vor allem Unglücke, und lasse uns heute od morgen, nach dem Wille Gottes, einander in einer glückseeligen Ewigkeit wieder beÿ=sammen sehen; wäre es auch nur im him=lischen Portnerstüberl unsern nachkommenden Christen werden wir wohl wegen der Heilig= sprechung keine Unkösten machen. Mit dem grösten Vergnügen habe vernohmen, daß Tit: Fürstl: Gnaden von Eÿchstatt schöne Geschencke in Salzburg hinterlassen. Ein Zeichen, daß er mit vergnügen da war. Ich wünsche mehr dergleichen Vor=fälle. Neues von hier kann nichts an=ders berichten, als daß vor etlichen Ta=gen fast ganz Eÿsenstatt durch einen Zufahl in die Asche geleget worden. Es wird wohl umständlich in den Zeitungen vor= kommen. In Pohlen gehet es sehr hitzig zu: Wenn es nur keine weitere folgen nach sich ziehet. Man hat Ursach es zu be=förchten. Man ist aber auch in treff=licher Verfassung. Leben sie wohl, wir empfehlen uns alle. Von herrn Peÿsser habe heute wieder 20 # empfangen, wir sind, Gott lob, gesund. à propos. Wissen sie das die inoculation der Kindsblattern sehr glücklich vor sich gehet?  Zu Medling, nache an Schönbrunn, hat die Kaÿserinn dem englischen Inoculateur ein Haus für die Kinder eingegeben. Es betrift arme Kinder, deren iedes beÿm Eintritte, oder vielmehr die Elte=ren, einen duccaten empfangen. – – Es sind bereits über 40. inoculiret worden, und glücklich vorbeÿ. Der Kaÿser und die Kaÿserin Kommen fast täglich in das Haus, und sind gänzlich dafür eingenoh=men. Hingegen sind fast alle Herren Medicj hier fast darüber rasend. Was Wunder? Es war halt eine gewisse Kranckheit, und eine gewisse Cur die, sie möchte gerathen oder nicht, meistens viel eintrug. Gott Lob! unser inoculateur war der beste.