Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-02 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=696 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:07 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG WIEN, 13. SEPTEMBER 1768
__________________________\hfill Wienn den 13.t Sept: 1768. _____Vorgestern den 11.t Sept: war es ein Jahr, daß wir von Salzburg abgereiset sind. Hätte ich es wohl damals mir traumen lassen ein Jahr in Wienn zu=verbleiben? – – Doch wer kann für das Verhängniß! Ich möchte vor Verdruß ______________________________eißen. Pomeranschen sch: – – – ! das beste dabeÿ ist noch, daß wir alle, Gott lob, gesund sind. O könnte ich ihnen doch den vergnügten Augenblick unserer Abreise berichten! – – das allein kann ich ihnen gewiß sagen, daß ich, so bald unser Handl aus ist, augenblicklich abreisen werde. Ich kann ihnen unmöglich die Sache um=ständlich beschreiben; Ich hätte weder Zeit noch Gedult dazu. Mündlich sollen sie alles, und zwar erstaunliche Sachen vernehmen. Ich hoffe zu Gott, bald. Verflossenen Samstag ist an des Kaÿsers Majestätt Tochter der Prinzesin Theresia, und an den 2. Prinzen Ferdinand und Maxi=milian die Einpropfung der Kindsblat=tern vorgenomen worden. Was dieses für ein Aufsehen hier machet, läßt sich leicht einbilden. _____Der geistlich Herr Ziegler hat mir die Ohren so mit Neuigkeiten angeschrien, daß mir nichts als eine Einbildung zu=ruckgeblieben. Was ich alles mit ihm gesprochen, wird er ihnen der länge und breite nach erzehlen. sein Glück ware, daß er nicht auf unser Zimmer gekom=men, obwohl er über 150. Schritte nicht davon entfernet ware, als er dem Provisor der KrebsApotecke das gewisse verpetschierte Ding eingehändiget hatte, um solches mir zuzustellen; wäre er ge=kommen, so hätte der Wolfgangerl ihm alle seine Musick vorgespielt, und er hätte sie anhören müssen. Wir freueten uns alle wircklich auf seine Ankunft: und hatten das Unverhofte Vergnügen einige Täge nach seiner Abreise zu vernehmen, daß er hier war. War das nicht un=verhoft? – – Auf dem petschierten Dinge stand mit einem bleÿsteften: Von herrn Johann Hagenauer. unterm 28.ten Maÿ schrieb herr Joseph: mein Brueder ist wieder hier, er wird ihnen ehestens schrei=ben; Ich bitte demnach den herrn Johan=nes, durch ein ehestes Schreiben mir zu berichten, was mit diesem Ding ohne Auf=schrift zu thun ist. Denn nach den Wor=ten des überantworters wird der Brief mit nächster Post kommen. Wenigst wissen wir nun, mit Vergnügen, daß der herr Johannes noch am Leben ist. Meine Frau, meine Tochter, der Wolf=gang: alle empfehlen sich. die Leute sagen alle wir wären hier stärker oder fetter, und die Kinder grösser geworden. Wenn sie uns beÿ unserer Ankunft so finden, so ist es ein Zeichen, daß in Wien auch die Verdruß nähren, und dem Cörper nicht schaden. Gestern Spei=sten wir beÿm P: ParhamerPaarhammer, und sahen auch seine Armee im feuer exercieren, und ein Feuerwerck losbrennen. Wir waren schon öfter beÿ ihm, und auch da=mals, als der Kaÿser den Grundstein zu der neuen Kirchen legte. NB: Wo auch herr P: ParhammerPaarhammer Zeug ist, wie S:e Majestätt der Kaÿser den Wolfgang: gefragt, wie weit er mit der opera gekommen, und Lange mit ihm ge=sprochen. – – – Herrn P: ParhamerPaarhammer hat es sehr verdrossen, daß Herr Ziegler ihm kein Wort von uns gesagt, daß er uns sehen oder sprechen wollte; er hätte uns eingeladen, und der Wolfgang: hätte das Amt spiellen müssen, so herr Ziegler gehalten; und wir wurden hie=mit ohne viel Ungelegenheit zusamm-________________________________________gekommen gekommen seÿn. Herr Ziegler wird ihnen des Herrn P: ParhamerPaarhammer Einrichtung er=zehlen. [... (Beginn der Abschrift des Briefes vom 14. September 1768)]