Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND PODKAMIEN, 30. MÄRZ 1809
45/936_______________________________\hfill Podkamien dn 30t märz 1809 ____________________Mein lieber Bruder! Sehr viel Freude, machte mir dein lieber
Brief vom 23 Febr:Brief nicht erhalten.
, aber noch mehr Vergnügen hätte er mir gemacht, hättest du nicht geschrieben: daß meiner dir eine Ueberraschung war. du wußtest ja, von meiner Anstellung in Pohlen. Wie kont es dich überraschen, einen
Brief von mirBrief vom 22. Januar 1809
zu bekomen? Ey, Ey! Ich dachte du hättest eine bessere Meinung von mir! Dein Brief überraschte mich nicht, obwohl er mir sehr viel Freude machte; den, was wir mit Gewißheit voraussehen, kan uns nicht überraschen. Hatt' ich nicht Ursache mit dir zu zanken? – Unsere Mutter hat mir zwar vor einigen Tagen geschrieben, daß der gute Nissen, den
Danobrog erhalten habeDer dänische König Frederik VI. hatte Georg Nikolaus Nissen am 28. Januar 1809 zum Ritter vom Danebrog-Orden (3. Klasse) erhoben.
, aber nicht, daß er | was er schon lange ist |
unser Vater geworden.Constanze Mozart und Georg Nikolaus Nissen kannten sich bereits seit 1797. Sie heirateten am 26. Juni 1809 in Pressburg.
Singen habe ich nie gelernt, weil meine Stime imer zu schwach war; aber denoch schreibe ich am liebsten für den Gesang. Ich höre | unter uns gesagt | lieber ein: Selbst Engel Gottes weinen; oder: Abend ist's: von unserem Vater, als eine meisterhaft instrumentirte, aber empfin=dungslose nichts sagende Simphonie. Ich schreibe sehr gerne leidenschaftliche Lieder. – Albrechtsberger ist gestorben. Ich habe an ihm meinen Lehrer und worauf ich stolz bin einen Freund verlohren, die Welt aber, einen gewiß nicht so bald ersetzlichen Theoretiker. Er war 73 Jahre alt, noch bey vollen Geistes und Leibeskräften, und wurde durch die ihn schon mehrere Jahre quälenden Sand und Steinschmerzen dahingerafft. Ruhe seiner Asche! – Wie befindest du dich? Du schwizest vielleicht schon, und bey mir ist noch grimige Kälte, und alles im weißen Kleide. – Ich habe das Glück, fleißige und Talentvolle Schülerinen zu haben die sichtbaare Fortschritte, seit meinem 4 monathlichem Aufenthalte gemacht haben. – Dein ehemaliger Camarad in Petersdorf und Cousin Anton Lange, der ein fürtreff=licher Landschaftmaler ist, und in Lemberg etablirt ist, läßt dich vielmahls grüssen; er ist schon etliche Jahre mit einer recht artigen jungen Frau verheurathet. Sein jüngerer Bruder Carl ist Offizier bey einem von dem Fürst Lobkowitz errichteten Jägerfreycorps geworden. – Empfehle mich deinem
LehrerCarl Thomas Mozart studierte seit 1806 bei Bonifazio Asioli Musik, gab das Studium aber gegen Mitte des Jahres 1810 auf. Carl Thomas Mozart war zeitlebens ein guter Klavierspieler und unterrichtete in Mailand mehrere Schülerinnen und Schüler.
und schreibe bald wieder Deinem Dich liebend _________________________________________________________________\hfill Wolfgang 1809