Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie MozartDigital Edition of Letters and Documents from the Mozart FamilyInternationale Stiftung Mozarteum SalzburgSalzburgAustriaThe Packard Humanities InstituteLos AltosCalifornia, USAMorgensternAnja
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Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich LeisingerDigitale Mozart-Editionhttps://dme.mozarteum.at2012-01CC BY-NC-SA 4.0https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1956A-SmA-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)last file update: Wed May 11 14:48:08 2022CONSTANZE NISSEN AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND
PRESSBURG, 29. JULI 1809 UND WIEN, 21. SEPTEMBER 1809
mit Nachschrift von Georg Nikolaus NissenNo 1___________________________________________________________________________\hfill Presburg am 29tjulli 1809
Mein lieber Karl!
Es sind nun 5 Tage, daß mein schreiben an dich über wien abgegangen ist, worinen
du die antwort auf deinen Brief vom 29 Maj erhalten wirst. darin wirst
sehen daß wir gott sey es gedanckt gesund und wohl auf sind und
was wir bis ietz alles standthaft ausgehalten haben. Es thut mir in
der that leid daß ich noch nicht zurück in wien bin um dem Mann
der mir deinen Brief überbringen solte selbst persönlich
sprechen zu können. doch hoffe ich noch so glücklich zu seyn
ihn noch da zu treffen, wen es sich Bestätteiget wie die sage
ist, daß wir Frieden bekomen, und mein lieber Man deswegen
auch schon unser logis in Pres: aufgesagt hat, weil wir
als dan gleich nach wien zurück kehren. gott gebe daß es nur
bald geschehen kan! Von deinem Bruder habe ich, wie ich dir
in meinem vorigen Brief sagte, noch keine andere Nach=richt, als diese vom 30tapril.
wie bist du zu einer so quälente Kranckheit gekomen? Ich betauere
dich deswegen von herzen, und wünschte dir helfen zu können.
exsammenire dich selbst darüber, was wohl daran schuld
seyn kan, ob deine lebensart, oder sonst etwas schuld ist
und spreche mit einem vernünftigen Dr darüber, und brauch
fleißig, weil die jahres zeit noch gut ist. hier will ich dir das
versprochene Lied von deinem Bruder her schreiben; Es ist nicht übel, wen du
ihm schreibst so ermahne ihn imer zum fleiß, seit er in Pohlen ist hat
er erst 3 Sonnaten für die Flöte und das Clavir gemacht, und damit
bin ich nicht zu frieden daß ist als zu wenig für einen jungen
Menschen der sich üben, sich und seinem Vater Ehre machen soll.
dies Lied muß ihm gar wohl gefallen weil er mirs schickt
und nun lebe wohl mache daß deine gesundheit wieder her=gestellt wird, und liebe diejenige die unveränder ist
und stets seyn wird deine Mutter C: N:
Von deinem Vater viele herzliche grüße.
diesen Brief schrieb ich wie du oben ersehen kanst noch in Pres: und schickte
ihn an Herren von Pilgeram der indesen wir abwesent waren Nissens
geschäften über nahm und uns alle Briefe überschickte. allein diesen Man
an den du den Brief an mich mit gegeben hast kam nicht mehr weder
zu ihm noch zu mir so viele Mühe sich auch mein lieber Nissen seinet
wegen gegeben hat um ihn ausfündig zu machen, ich hette ihn gern ge=sehen und gesprochen, und hoffe es um so mehr, da er es Pilgerame
so gewiß versprochen hat. nun ist es aber zu lang und ich gebe die
hoffnung auf. seit dem 13 august sind wir wieder in wien logiren
aber der unruhigen zeiten wegen nicht mehr in die vorstadt sonder in
der stadt, und da wir nicht wißen können wie lange wir noch hier
bleiben so habe ich alle meine Musique in einen verschlag zusamen
gepackt und sie unter deiner adresse an unsern Freund Bridi gegeben
der dir sie bey erster gelegenheit überschicken will. du wirst dich bey
empfang desen sehr freuen den es ist ein wahrer schatz von dem ich
mich hart trente, und ich es schwerlich gethan haben würde wen mir
mein Man nicht versprach mir alles wieder in Kopenhagen zu schaffen.
ich legte dir auch auch alle Bachische und Haendlische Fugen bey, daraus
kanst du noch vieles lernen. und nun lebe wohl, laße mir bald hören daß
es mit deiner gesundheit Beßer gehet, folge meinem rathe nemlich. daß du
an deinen Vater einen Herzlichen Brief schreibst. – Neues kan und darf
ich dir nicht schreiben du weist warum nur dies kan ich dir sagen, daß
es ietz so theüer hier ist, daß es unbeschreiblich ist, wo ich sonst einen gulden
braucht brauche ich ietz 5 und 6. du kanst schon daraus abnehmen, dasclafter holz, nicht, vom schönsten kostet ietz 80 auch 90 gulden die butter
2 fl 36 das schmalz 3 fl inschlich Kerzen sonst 16 x ietz 1 fl 15 ein pfund wachs
4 fl 30 x schlechts fleisch 27 x das Kalbfleisch 1 fl eine schlechte gans 6 fl ein
paar Händel 3 fl ein laib Brod wie sonst für 3 x ietz 12 x Kreizer semel gieb
es gar nicht mehr, die zu 3 ist ein truck und schluck 1 Ey 6 x füsch sonst 10 x ietz
1 fl 24 x und noch mehr. Caffe 7 fl 30 zucker 5 auch 6 fl. so haben sich die
zeiten geändert, es ist gar nicht mehr zu leben, und ich muß gestehen
daß ich noch nie so sehr gewinscht habe von hier weg zu komen als ietz
wir haben 4 zimer unter den Tuchlauben im 2t stock und müßen
Monatlich 200 fl dafür bezahlen. es ist über alle begrife wie
man ietz leben muß, ich gehe mit sorgen ins Bette, und stehe eben
so auf indem ich nie weiß, waß ich zum Esen anschafen soll
seit wir von ungarn hier sind, haben wir nichts als suppe fleisch
und zu speiß, an Braden ist gar nicht zu dencken. –
von deinem Bruder habe ich noch keine Nachricht ich schrieb ihm aber
heute, indem mir Herr von Ott |: Ruschischer staatsrath, den du dich noch
errinern wirst:| versprach den Brief dur courir zu Besorgen
und in welchem Brief Nissen ihm eine adresse überschicken wird wo=durch er mir mit umweg schreiben kan, und so hoffe ich Brief von
ihm zu bekomen. und nun lebe wohl, liebe deine Mutter. wienn am________________________________________________________________________________\hfill 21. 16Sep: 1809
daß AlbrechtsBerger und Hayden tod sind wirst du wohl wißen, aber
daß die gute Nanette Meiller vor 4 wochen begraben worden wustest
du nicht, ja die arme hinterließ eine trostloße Mutter und Schwester
– jn der küste oder verschlag den ich dir überschicke wirst du noch verschiedenes finden
was dich freuen wird, unter andern auch deines Vaters stambuch und ich glaube
das meinige auch. – ich habe dir wohl nie geschrieben daß ich noch imer das glas, was du
mir bey deiner abreiß geschenck hast, habe und ich es taglich brauche und daß zwahr
2 mahl des tages, einmahl des abens wen ich zu Bette gehe wird es mit waßer
auf meinen Nacht Tisch gestellt und des Morgens zu meinem Munde außzu
waschen, dan wird es so gleich geputz und wieder aufgehoben, welches ich fast
imer selbst thue, sonst kanst du dir leicht dencken daß wen ich es dinstbothen
oft anvertraut hette es schon längst hin wäre, so ist es aber noch wie es
war und es freut mich imer mehr, Es ist nur schade daß ich es auf eine
große Reiße nicht werde mit nehmen können, und ich hatte es dir gerne
auch in die Küste gepackt indem ich es niemand göne allein ich fürchte daß
es in der Küste möcht schaden leiden, und da ware es mir doch gar zu leidt
wen es möglich ist so nehme ich es doch mit, allein es wird schwer seyn indem wir uns
vorgenohm haben so leicht wie möglich zu reißen, und wir einsehen haben gelernt wie
lästig es ist viel bey sich zu haben und wie man resquir bestohlen zu werden. adieuIch empfehle mich Ihnen in Eile, mein lieber Sohn Carl.