Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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CONSTANZE UND GEORG NIKOLAUS NISSEN AN CARL THOMAS MOZART IN MAILAND KOPENHAGEN, 29. DEZEMBER 1810 UND 1. JANUAR 1811
No 32 _____________________________________________________________\hfill Copenhagen 29 Dec. 1810. Lieber Carl, wir haben Ihren Brief N. 2. vom 1sten dieses richtig erhalten, und wollen nicht zweifeln, daß Sie nun auch mehrere von uns in Händen haben und in Ansehung unsrer beruhigt seyn werde. Es ist ein besonderes Unglük, daß die Ankunft der Briefe an Sie sich verspätet hat, da andere, die wir unter denselben Couverten und mit jenen zugleich über Wien gehen ließen, z. B. an die Sophie, zu rechter Zeit eingelaufen sind. Was Ihren lezten geäusserten Wunsch betrift, so werden Sie selbst einsehen können, daß er leider nicht auszuführen, daß daran gar nicht zu denken ist. Alles Geld, was ich, Deine Mutter, mit Mühe und Beschwerlichkeit nach Bezahlung der von Deinem Vater hinterlassenen Schulden erworben habe, und was mein iziger Mann hat vermehren helfen, ist in Wien angelegt worden. Da der Cours dieses Plazes gegenwärtig so ungemein niedrig ist, so wäre es unverzeihlich und unvernünftig und nachtheilig, dieses Capital anzurühren. Sonst könnte ich dir schon izt deine Hälfte (nicht leihen, sondern) zum Eigenthume überlassen: die Hälfte Deines Bruders müßte aber unangerührt bleiben. Das Capital kann dem Kaiser izt nicht aufgekündigt werden; aber man kann die Obligationen verkaufen. Wenn nun das geschähe bey dem izigen Cours, so bekämest du in gutem Gelde ein Paar hundert Gulden. Gebe der himmel, daß der Cours sich seinem alten Stande wenigstens nähere, dann kommen ein Paar Tausend heraus. Wie die Sachen izt sind, lassen wir die Zinsen stehen, in der Hofnung, daß sie einmal mehr betragen werden, als izt, wo ein Ducat mit 54 f. Papiergeld bezahlt worden ist. Obiges thäte ich, und werde es zu seiner Zeit, wann es durch die veränderten Umstände Dir zuträglich seyn kann, aus Zärtlichkeit gegen dich, so wie deinen Bruder, zwar thun, wiewohl Ihr gewiß einsehet, daß ich Euch von diesem Gelde vor meinem Tode nichts schuldig bin, und daß ich es verantworten könnte, es bis weiter für mich zu behalten. hier habe ich nichts, also kann ich von hieraus nichts senden. Weißt du wohl, daß du so viele Einkünfte hast, als mein Mann! Sein ganzes Einkommen ist 1200 Rthlr dänische Bankzettel, und da der dänische Cours auch sehr schlecht ist, wiewohl nicht so schlecht wie der Wiener, so betragen diese Einkünfte zwischen 1200. und 1500 francs. Wir leben also, wie wir es müssen, sehr einge-schränkt, halten keinen Bedienten, nur eine alte Magd, und essen von einem Traiteur, der im Hause mit uns wohnt. Bisher sind wir ausgekommen, und werden es mit Gottes Hülfe ferner, und trösten uns mit der Zukunft, die einmal besser seyn wird. Eine große Freude, ein großer Trost ist für uns, daß du so viel hast als wir, und daß du also mit Sparsamkeit auskommen, ja noch deine Einnahme vermehren kannst. Lange fürchteten wir, du hättest etwa mit 600. francs anfangen müssen; denn man muß gestehen, daß du brilliant debütirt hast. Ich habe nach dreyzigjährigem Dienste nicht mehr als Du. Zum Glük habe ich, dein Vater, in den lezten Jahren in Wien etwas ersparen können, was nun als ein Nothpfenning für Krankheit oder dgl. da liegt, nämlich 56. holländische Ducaten. Davon war es, daß Deine Mutter neulich die Hälfte im Sinne hatte. Die liebe Frau weiß nicht recht mit Geld Bescheid, und hielt diese Hälfte für eine ziemliche Summe. Ja, in Wien würden 30. Ducaten izt 1500. Gulden heissen. – – Diesen Brief erhältst Du durch den herrn Baron v. Schubart, der uns geschrieben hat, daß er dich wieder in Mailand gesehen hat, und uns Nachrichten von Dir gab, und der seit dem Junius Monat nichts mehr von Dir erfahren hatte. Und nun lebe wohl, fahre fort Dir Freunde zu machen. Dein Vater grüßt Dich. Ich umarme dich \hfill als deine zährtliche Mutter Constance Copenhagen_________________________________________\hfill Nissen 1. Jan. 1810 (1811) Fröliches und glükliches Neues Jahr! Ich habe dir es abgewonnen. \hfill wir grüßen Lichtenthal ________________________________\hfill und danken ihm für seinen ________________________________\hfill Brief. er muß uns ent=________________________________\hfill schuldigen daß wir ihm nicht ________________________________\hfill antworten weil das Postgeld ________________________________\hfill zu theüer ist. Von nun an muß ich Sie bitten, nicht mehr das empfohlne Couvert zu brauchen, sondern gerade an uns ohne Couvert zu schreiben, aber Ihre Briefe, wie vorhin, chez Messieurs les frères Tutein zu adressiren, welches meine guten Freunde sind. Jeder Brief von Ihnen und an Sie kostet ungefähr zwey Reichsthaler. A Monsieur Monsieur Charles Mozart. 1810 Milan.