Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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GEORG NIKOLAUS NISSEN AN FRANZ XAVER WOLFGANG MOZART IN\newline LEMBERG SALZBURG, 5. MÄRZ 1826
Salzburg 5 März 1826. Lieber Wolf du wirst von selbst geneigt seÿn, gegenwärtigen Brief zu deinen aller=wichtigsten und immer zur Hand seienden Papieren zu legen, und dessen Aufbewahrung auf die aller-sorgfältigste Art menschenmöglicher Weise zu sichern. Allein ich bitte dich auch ausdrüklich darum, und ich würde es dir befehlen, wenn ich meinen Stiefsohn, nachdem er ein Mann geworden ist zu befehlen hätte. Ich thue, was von mir abhängt: ich sichere dir und mir die Ankunft des Briefes bei dir, indem ich ein Post-recepisse nehme. Jedermann findet, oder sagt aus Höflichkeit, daß mein Aussehen sehr gut ist: es ist sogar die Sprache des Arzts. Indessen, ich bin im 66ste Jahr, und in der Regel habe ich täglich ein Gefühl im Kopfe, welches ich für ein Symptom der Gefahr eines Schlagflusses halten muß, welcher sich eben so wol bald als in mehr entfernter Zeit einstellen kann. Für den nahen Fall verfasse ich in demselben Augenblik, da ich die Wonne habe, daß es mir in den Sinn fällt, folgende feierliche
ErklärungDas Schriftstück ist nicht erhalten.
, von welcher ich dich in erwähnten falle bitte, ja dir zur Pflicht zu machen wünschte allen öffentlichen Gebrauch, also auch im Druck, und, an so Vielen verschiedenen Orten als es thunlich ist, diesen Gebrauch zu machen, sobald es dir von den geringsten __________________________________________________________________Nissen Werth seyn kann, sobald du die mindeste Neigung dazu hast. Unter einer dieser beiden bedingungen darf, soll Nichts in der Welt dich davon abhalten. Nur so Lange ich lebe, wirst du davon Nichts unternehmen. So lange ich lebe, wird es von mir abhängen, die zeit zu wählen, wann die öffentliche Bekanntmachung zu geschehen hat, und sie selbst zu Veranstalten. Die Sache aber, das ist: meine ganzen und alleinigen
Antheil an den GeschäftenGemeint sind die Verhandlungen von Constanze Mozart mit den Musikverlegern Breitkopf & Härtel in Leipzig und Johann Anton André in Offenbach a. M., bei denen Georg Nikolaus Nissen in den Jahren 1799 bis 1803 die Korrespondenzen führte.
, darfst du schon iezt bei jeder Gelegenheit mündlich und in Privatbriefen erzählen; den meisten unsrer Wiener Umgangs freunde ist die Sache längstens bekant, aber von meiner feierlichen Erklärung wirst du keine Silbe erwähnen, so lange ich lebe, und Niemand erhält sie unversiegelt als du. was dich oder mich möglicher Weise bewegen kann, einst eine solche Bekanntmachung ergehen zu lassen, brauche ich dir nicht zu sagen: du beurtheilst es gewiß vollkommen. Ganz gerne hätte ich es, wenn nach meinen Tode die bekanntmachung geschähe, daß auch dieser ganze Brief, der bei meinem Leben ein Geheimnis bleibt, gelesen und gedrukt würde. Für die Aechtheit meiner Schrift müßtest du dir wol Zeugnisse, am beßten obrigkeitliche, verschaffen. Ich würde dich schon heute dieser Mühe über=heben und Zeugnisse beilegen, wenn ich nicht eilte das zu thun, was nicht ohne mich geschen kann, und was nicht geschehen würde, wenn ich in der zeit da ich mich um Zeugnisse bewerbe, mit Tode abgehen sollte. Da ich dieselbe Erklärung an mehrern Orten, auch bei einer sehr ansehnlichen Behörde, versiegelt, aber mit zweckmäßiger Aufschrift gegen der Oefnung nach meinem Tode versehen, deponiern werde, auch dann wahrscheinlich bezeugen lassen werde, so kömmt Alles hier (und über kurze Zeit) in völlige Richtigkeit. Nach meinem 
TodeGeorg Nikolaus Nissen starb am 24. März 1826.
, aber nur in den Augenblike da du Gebrauch gemacht hast, unterrichte deine Mutter; es ziemt sich nicht, daß sie es plötzlich im Druck läse Aber so lange ich lebe, muß deine Mutter von allen diesen kein Wort wissen. Was sie, auch von sehr ferne an meinen Tod erinnert, betrübt sie zu sehr, gleich wie es mich unglüklich macht, an die Trenung von ihr einigermaßen lebhaft zu denken. Daher beschwöre ich dich in deinem nächsten Brief nur für mich zu sagen, daß du den meinigen vom 5te März erhalten hast, kein Jota vom Inhalt, du sollst erfahren, wo ich sonst deponirt haben werde. – Du, mein Freund kannst diesen Brief mit der Erklär=ung, vermöge dessen, was ich dir in den Briefe auf=trage, gleichsam als ein Codicill meines Testaments ansehen. Habe ich dir je gemeldet, daß dieses Testament in den Händen meiner Cousine Cäcilia, geborene Dÿrhoff, oder ihres Gatten, des Kaufmanns Jens Schoustrup zu Kopenhagen ist? Der Kopen=hagener Magistrat hat davon in seinen Archiv eine Kopie, welche du vidimirt erhalten kanst, wenn das Original bei meinem Tode verloren gegangen wäre. \newline |: S. und seine Frau sind alt :| Uebrigens habe ich den wesentlichen Auszug, und zwar von Zeugen Unterschrschrieben, unter meinen hiesigen Sachen, in zwei Quartbücheln, die ich Deiner Mutter auf immer empfohlen habe, auch noch, glaube ich irgendwo deponirt und nach meinen Tode die Zusendung an deine Mutter und nach unsrer beÿ=der Tode an dich oder deinen Bruder verfügt. Das Testament ist vom 9 Mai 1815. Am 13t des-selben Monats haben S: Majestät mein König, es konfirmirt.__________________________\hfill Dein Nissen oder wie ich mich bisweilen unterschreibe Nißen