Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG BOLOGNA, 27. UND 28. MÄRZ 1770 mit einem Notenblatt als Beilage
_____________________________________________________________________________\hfill Bologna d 27 Martij 1770 In Parma habe ich an Se: Ex: h: Obersthofmeister und hier unterm 24t diss an Se: Hochf: Gnad, und auch an dich geschrieb. Ich erwarte, ob alle diese briefe richtig angelangt sind, deine Antwort. Gestern war bey Sr: Ex: h: feld Marschall Grafen Pallavicini ein Concert, dazu Se: Eminez d Cardinal und die erste Noblesse eingelad wurde. Du kenst Se: Ex: Graf Carl v Firmian; nun wünschte ich, daß du auch Se: Ex: Gr: Pallavicini ken möchtest. dies sind 2 Cavalier, die in all Stück gleiche denkungsart, freundlichkeit, Grossmuth, gelassenheit und eine besonde Liebe und Einsicht in alle Gattung d Wissenschaft besitzt. Sontags hatte ich die Gnade Se: Ex: dem h: Gr: Pallavicini aufzuwart und ihm das schreib Sr: Ex: Gr: v Firmian zu überreich; und kaum hörte er, daß ich in d Heil: Woche in Rom einzutreff gedenke, sagte er mir gleich, er wolle tracht es so einzuricht, daß er morg das vergnüg hab möge diesen ausser=ordentl: jung Virtuosen nicht nur allein zu hör, sond auch dem erst Adl hiesiger Statt das nämliche Vergnüg zu verschaff. Alle die Umstände, mit welchen wir in Sr: Ex: wag abgeholt und wie wir bedient wurd, will ich alles nicht berühr, und nur meld, daß beÿ 150 Person des erst Adls zugeg war p: der berühmte P: Martino ward auch eingelad; und obwohl er sonst niemals in ein Concert gehet, so kam er denoch: und dieses Concert fieng etwa um halbe acht uhr an und daurte bis halbe zwölf uhr, weil die Nobesse keinen Aufbruch machte. Sgr: Abrile und Sgr. Cicognani sang. übermorg donerstags d 29t werd wir abreisen, und freÿtag abends in Florenz eintreff, wo wir bis den 5t verbleib und dan unsere Reise nach Rom fortsetz, so daß wir d 11t Mittags in Rom eintreffn, wen Gott keine hinderniß dazwisch setzt. Was mich sondheitl: vergnügt, ist, daß wir hier ungemein beliebt sind, und daß der Wolfg: hier noch mehr bewundert wird, als in all and Stätt Italiens: weil hier der Sitz und wohlplatz von vielen Meistern, Künstlern und gelehrt Leut ist. Hier ist er auch am stärkest versucht word, und dieß vergrössert sein Ruhm durch ganz Itali, weil der P: Martino der Italiäner Abgott ist, und dieser mit solcher Verwundung von dem wolfg: spricht, und alle Prob mit ihm gemacht hat. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Wir hab den P: Martino 2 mahl besucht: und jedes mahl hat der Wolfg: eine Fuga ausgeführt, davon d P: Martino nur den Ducem od La Guida mit etlich Not aufgeschrieb hat. Wir hab den Cavalier Don Broschi od sogenannt Sgr. Farinelli auf seinem Gut ausser d Statt besucht. Wir hab die Spagnoletta hier gefund, weil sie in d opera, die im Maÿ gespielt wird, prima dona seÿn wird, und zwar anstatt d Gabrieli, welche noch in Palermo ist, und die Bologneser angesetzt hat. Vermuthlich wird sie auch die Maÿländ ansetz. Wir hab den Sgr: Manfredini hier angetroff, jen Castraten nämlich, der mit dem h: Panter aus Wien von Russland komend beÿ uns in Salzb: war. p p: Ein gewisser alter Sigr. Abbate Zanardi lässt sich samt mir dem h: Andrino empfehl. Einige hab sich weg dem h: Capmstr Lolli erkundiget. h: Brinsechi und viele Leute haben nach dem h: HofStatuario gefragt, alle empf: sich ihm samt mir. Wir sind in dem Instituto gewesen, und hab des h: Hofstatuarij schöne Statuam geseh. was ich hier alles geseh, über=trift das Muse Britanicum: dan hier sind nicht nur die Naturseltenheit, sond alles, was nur imer Wissenschaft heisst, gleich einem Lexicon in schön Zimern reinlich und ordentlich verwahret zu sehen: kurz! du würdest erstaun p: von Kirch, Malereÿ, schöner Baukunst und Einrichtung verschiedener Paläste will ich gar nichts sag, weil ich vor schlaf ohne deme kaum schreib kan, dan es ist 1 uhr in d Nacht vorbeÿ, der Wolfg: schnarrcht schon lang, und ich schlafe beym schreib ein. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Weg dem Pferdl hast du gar nicht die mindeste Meldung zu mach. dan derjenige, der meine Sache, ohne mein wiss und will, verschenket, wird mir solche mit etwas besserm ersetz; sonderheitl: wen er ein Cavallier ist, der nicht anders als Edl denk kan – – – – Das du nach Leipzig schreib lasst, ist gut. lasse auch an h: Gräffer schreib, od an Heufeld. Lebe wohl! Lebt alle wohl ich küsse dich und die Nanerl 1000 Mahl. meine Empf: an ganz Salzb: – ich bin Dein getreuer und _____________________________________________________\hfill schläfriger Man ___________________________________________________________\hfill Mzt mp Es war eben kein übler gedank die Ball=Menuet uns bis nach Bologna zu schick um solche aufs Clavier zu setz, weil niemand in Salzb: ist, der dieses hätte thun könn. der Wolfg: hat übrigens die gröste freude gehabt, er dankt dem h: v Schiedenhof und der Nanerl. Er wird selbst nächstens schreib; dan gestern schrieb ich, da er schon im Bette Lag, und heute setze dieses beÿ, da er noch schläft, weil die Post gleich abgehet. hier schicket er den Menuet, so M: Pick auf dem theater in Mayland gedanzet hat. Wir empfehl uns nochmahls all gut freund, und ich bitte h: v Schidenhof, h: v Mölk und andere die mir geschrieb mir doch nicht übl zu nehm, daß nicht antworte. Ich hofe sie werd überleg und einseh, was ein reisend zu thun hat, sondheitl: da ich alleine bin. Komabit aliquando Zeitus bequemus schreibendi. nunc Kopfus meus semper vollus est multis gedankibus. der Wolfg: Küsset dich und die Nanerl 1000 mahl. unter den Medicin Recept wirst du |: ich glaube auf einem lang Papier :| unter and das Recept von einer Brust=Latwergen find, die ich mir, wie du weist oft habe mach lass. lasse sie in dem nächst Brief hinein deutlich coppiern. Es fehlt mir, Gott lob, gar nichts; allein, ich dachte auf diese Huflattich Latwerge, weil man nicht weis, was vorfallen kan. Das Medicin Papier haben wir |: Gottlob :| nur einmahl bis itzt eröffnet, und zwar um dem wolfg: ein löfl voll Weinstein zu geb DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Die Brief schickest Du imer nach Mayland an h: Troger. ich bekome sie richtig und kost mich nicht viel. wen wir in Rom sind werde weiter dessweg schreib. À Madame Madame Marie Ane Mozart à Salzbourg N:o 15 aus Bologna. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 [... (Noten, KV 122 (73t))] [... (Noten, KV 122 (73t))] der P: Martino hat mich um eine Violinschule gebett du must also mit h: Factor Hafner sprech. daß er die gütte hat eine mit sich nach Bozen zu nehm, und mit gelegenheit einer Leinwath Ballen solche dem h: Brinsechi beÿzupak. du must solche aber vorher einbind lass. aber nur in Welsch=band, ganz leicht: aber eingebund muß es seÿn, weil die welsch den Bericht an den Buchbind nicht verstünd.