Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2011-05
CC BY-NC-SA 4.0
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A-Sm (S. 1-4); A-Wn (S. 5-6)
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT), S. 1-4
A-Wn: Österreichische Nationalbibliothek. Wien (AUT), S. 5-6
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG
BOLOGNA, 27. UND 28. MÄRZ 1770
mit einem Notenblatt als Beilage
_____________________________________________________________________________\hfill Bologna d 27 Martij 1770
In Parma habe ich an Se: Ex: h: Obersthofmeister und hier unterm 24t diss an
Se: Hochf: Gnad, und auch an dich geschrieb. Ich erwarte, ob alle diese briefe richtig
angelangt sind, deine Antwort. Gestern war bey Sr: Ex: h: feld Marschall
Grafen Pallavicini ein Concert, dazu Se: Eminez d Cardinal und die erste
Noblesse eingelad wurde. Du kenst Se: Ex: Graf Carl v Firmian;
nun wünschte ich, daß du auch Se: Ex: Gr: Pallavicini ken möchtest. dies sind
2 Cavalier, die in all Stück gleiche denkungsart, freundlichkeit, Grossmuth,
gelassenheit und eine besonde Liebe und Einsicht in alle Gattung d Wissenschaft
besitzt. Sontags hatte ich die Gnade Se: Ex: dem h: Gr: Pallavicini aufzuwart und
ihm das schreib Sr: Ex: Gr: v Firmian zu überreich; und kaum hörte er, daß
ich in d Heil: Woche in Rom einzutreff gedenke, sagte er mir gleich, er wolle
tracht es so einzuricht, daß er morg das vergnüg hab möge diesen ausser=ordentl: jung Virtuosen nicht nur allein zu hör, sond auch dem erst Adl
hiesiger Statt das nämliche Vergnüg zu verschaff. Alle die Umstände, mit
welchen wir in Sr: Ex: wag abgeholt und wie wir bedient wurd, will ich alles
nicht berühr, und nur meld, daß beÿ 150 Person des erst Adls zugeg war p:
der berühmte P: Martino ward auch eingelad; und obwohl er sonst niemals
in ein Concert gehet, so kam er denoch: und dieses Concert fieng etwa um halbe
acht uhr an und daurte bis halbe zwölf uhr, weil die Nobesse keinen
Aufbruch machte. Sgr: Abrile und Sgr. Cicognani sang.
übermorg donerstags d 29t werd wir abreisen, und freÿtag abends
in Florenz eintreff, wo wir bis den 5t verbleib und dan unsere
Reise nach Rom fortsetz, so daß wir d 11t Mittags in Rom eintreff kön, wen
Gott keine hinderniß dazwisch setzt. Was mich sondheitl: vergnügt, ist, daß
wir hier ungemein beliebt sind, und daß der Wolfg: hier noch mehr bewundert
wird, als in all and Stätt Italiens: weil hier der Sitz und wohlplatz von
vielen Meistern, Künstlern und gelehrt Leut ist. Hier ist er auch am stärkest
versucht word, und dieß vergrössert sein Ruhm durch ganz Itali, weil der
P: Martino der Italiäner Abgott ist, und dieser mit solcher Verwundung von dem
wolfg: spricht, und alle Prob mit ihm gemacht hat.
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Wir hab den P: Martino 2 mahl besucht: und jedes mahl hat der Wolfg:
eine Fuga ausgeführt, davon d P: Martino nur den Ducem od La
Guida mit etlich Not aufgeschrieb hat. Wir hab den Cavalier Don
Broschi od sogenannt Sgr. Farinelli auf seinem Gut ausser d Statt
besucht. Wir hab die Spagnoletta hier gefund, weil sie in d opera,
die im Maÿ gespielt wird, prima dona seÿn wird, und zwar anstatt
d Gabrieli, welche noch in Palermo ist, und die Bologneser angesetzt
hat. Vermuthlich wird sie auch die Maÿländ ansetz.
Wir hab den Sgr: Manfredini hier angetroff, jen Castraten
nämlich, der mit dem h: Panter aus Wien von Russland komend
beÿ uns in Salzb: war. p p:
Ein gewisser alter Sigr. Abbate Zanardi lässt sich samt mir
dem h: Andrino empfehl. Einige hab sich weg dem h: Capmstr
Lolli erkundiget. h: Brinsechi und viele Leute haben nach
dem h: HofStatuario gefragt, alle empf: sich ihm samt mir.
Wir sind in dem Instituto gewesen, und hab des h: Hofstatuarij
schöne Statuam geseh. was ich hier alles geseh, über=trift das Muse Britanicum: dan hier sind nicht nur die
Naturseltenheit, sond alles, was nur imer Wissenschaft heisst, gleich
einem Lexicon in schön Zimern reinlich und ordentlich verwahret
zu sehen: kurz! du würdest erstaun p: von Kirch, Malereÿ,
schöner Baukunst und Einrichtung verschiedener Paläste will ich
gar nichts sag, weil ich vor schlaf ohne deme kaum schreib kan,
dan es ist 1 uhr in d Nacht vorbeÿ, der Wolfg: schnarrcht
schon lang, und ich schlafe beym schreib ein.
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Weg dem Pferdl hast du gar nicht die mindeste Meldung zu mach. dan
derjenige, der meine Sache, ohne mein wiss und will, verschenket, wird
mir solche mit etwas besserm ersetz; sonderheitl: wen er ein
Cavallier ist, der nicht anders als Edl denk kan – – – –
Das du nach Leipzig schreib lasst, ist gut. lasse auch an
h: Gräffer schreib, od an Heufeld. Lebe wohl! Lebt alle
wohl ich küsse dich und die Nanerl 1000 Mahl. meine Empf:
an ganz Salzb: – ich bin Dein getreuer und
_____________________________________________________\hfill schläfriger Man
___________________________________________________________\hfill Mzt mp
Es war eben kein übler gedank die Ball=Menuet uns bis nach Bologna zu schick
um solche aufs Clavier zu setz, weil niemand in Salzb: ist, der dieses hätte
thun könn. der Wolfg: hat übrigens die gröste freude gehabt, er dankt dem
h: v Schiedenhof und der Nanerl. Er wird selbst nächstens schreib; dan gestern
schrieb ich, da er schon im Bette Lag, und heute setze dieses beÿ, da er noch schläft,
weil die Post gleich abgehet. hier schicket er den Menuet, so M: Pick auf dem
theater in Mayland gedanzet hat. Wir empfehl uns nochmahls all gut freund,
und ich bitte h: v Schidenhof, h: v Mölk und andere die mir geschrieb mir
doch nicht übl zu nehm, daß nicht antworte. Ich hofe sie werd überleg und einseh,
was ein reisend zu thun hat, sondheitl: da ich alleine bin. Komabit aliquando
Zeitus bequemus schreibendi. nunc Kopfus meus semper vollus est multis
gedankibus. der Wolfg: Küsset dich und die Nanerl 1000 mahl.
unter den Medicin Recept wirst du |: ich glaube auf einem lang Papier :| unter and das
Recept von einer Brust=Latwergen find, die ich mir, wie du weist oft habe mach lass. lasse sie
in dem nächst Brief hinein deutlich coppiern. Es fehlt mir, Gott lob, gar nichts; allein, ich dachte
auf diese Huflattich Latwerge, weil man nicht weis, was vorfallen kan. Das Medicin Papier haben
wir |: Gottlob :| nur einmahl bis itzt eröffnet, und zwar um dem wolfg: ein löfl voll Weinstein zu geb
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Die Brief schickest Du imer nach Mayland
an h: Troger. ich bekome sie richtig und kost
mich nicht viel. wen wir in Rom sind werde weiter
dessweg schreib.
À Madame
Madame Marie Ane Mozart
à
Salzbourg
N:o 15 aus Bologna.
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[... (Noten, KV 122 (73t))]
[... (Noten, KV 122 (73t))]
der P: Martino hat mich um eine Violinschule gebett
du must also mit h: Factor Hafner sprech. daß
er die gütte hat eine mit sich nach Bozen
zu nehm, und mit gelegenheit einer Leinwath
Ballen solche dem h: Brinsechi beÿzupak.
du must solche aber vorher einbind lass.
aber nur in Welsch=band, ganz
leicht: aber eingebund muß es seÿn,
weil die welsch den Bericht an den Buchbind
nicht verstünd.