Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2011-05 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=738 A-Sm (S. 1-2); Verbleib unbekannt (S. 3; Abschrift von Georg Nikolaus Nissen: A-Sm) last file update: Wed May 11 14:48:09 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG ROM, 21. APRIL 1770 mit Beilage von Wolfgang Amadé Mozart an Maria Anna (Nannerl) Mozart
Nebst Gedicht von der Corilla (Linley)__________________________________\hfill Roma d 21 aprilis 1770. Dein Schreib vom 2t und das vom 6t sind, so viel ich vermuthe die Beantwortung meiner Beÿd schreib aus Bologna. Entzwisch wirst du eines aus Florenz und mein erstes aus Rom bereits in hand hab, in welchem letztern ich dir in Eÿle unsere schlechte Witterung und müheseelige Reise beschrieb, aber zu meld vergess habe, daß wir unter Blitz und Doner um Mittagszeit angelanget sind, und das Wetter eine gute Stunde ausser Rom so, wie man die gross Herrn mit abfeurung des schwer Geschützes, uns mit Krach und Blitz empfang, und nach Rom begleitet hat. Bis itzt war imer Regenwetter, und heute ist der erste tag, an welchem wir sicher ein und andere Sach beseh konnt. Wir hab hier erstaunlich viel Engel=länd angetroff, unter and den Mister Beckfort, der uns beÿ der Lady Effingham in London kannte, und mit welchem wir heute frühe in Geßellschaft ander Engelländ in dem Gart de Villa Medici, so dem Grossherzog von Florenz zu gehört, ein paar Stund spatzier gieng. Wir hab unsere erste Wohnung verändt, und h: Marcobruni, der sich dir entgeg empfehlt, hat uns Sulla Piazza del Clementino in das Hauß des Päbstl: Curriers Sgr: Uslenghi gebracht. Hier sind wir sehr gut: und die Frau und Tochter wissen nicht wie sie uns genug bedien soll. der h: ist ein Portugall, und sie seh uns als herr vom Hause an, wir speisen zusam, hab ein grosses zimer, welches weg d Morgensone sehr gesund ist. kom freunde zu uns, so sind wir h: von all and Zimern, und da die tochter eine Anfängerin vom Clavier ist, so sind wir auch nicht ohne flügl. Es sind bereits einige Nachricht von unserer Gegenwart in Bologna u florenz p: zu les, alleine ich mag dergleich sach nimer einschick. Gestern habe das schreib von Sr: Exc: Obersthofmeister empfang. Es ist demnach solches noch vor dem Schreib angelanget, welches Sr: Hochf: Gd an mich abzulass ggst befohl hab, welches noch nicht geseh, und mich beÿ h: Agenten Crivelli vergebens dessweg erkundiget habe. Du kannst beÿ Gelegenheit dich beÿ S:r Ex: nebst unserer gehorsambst Empfehlung bedank. Das T: h: HofCanzler sich wied besser befindet vergnüget mich so sehr, als dess schwere und gefährliche unbässlichkeit mich betrübt hatte. dem h: HofRath v Mölk melde nebst meiner Empfehlung, daß ich gar nicht zweifle, er werde beÿ dies traurig umständ ein paar mahl sich meiner Worte erinert hab. dem h: v Schiedenhof empfehle mich absonderlich, und bin ihm sehr verbund, daß er die Nanerl öfter auf dem Flügl spiel macht. ich werde ihm sicher nächstens selbst DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 schreib. Von unsern Sach mag ich dir nichts schreib, dann ich bin müde: ie tiefer wir in Itali kam, ie mehr wuchs die Verwundung. der Wolfg: bleibt mit seiner Wissenschaft auch nicht steh, sond wächst von tage zu tage, so, daß die gröst Kener und Meister nicht worte genug find ihre Bewundung auszudrück und an tag zu geb. Vor 2 tag war wir beÿ einem Neapolit: Prinz St: Angelo. Gestern beÿm Principe Ghigi, wo unter and der so genante Re d'Ingilterra oder Pretendent, und der Secretario di Stato Cardinal Pallavicini zugeg war. Wir werd bald Sr: Heilligkeit vorgeführt werd. Bevor ich schlüsse, muß ich dir eine artige Begebenheit schreib. In Florenz fand wir ein jung Engelländ, welcher ein Schüler des Berühmt Violinisten Nardini ist. dieser knab, welcher wunderschön spielt, in des Wolfg: Grösse und alter ist, kam in das Hauß der gelehrt Poetin Sgra Corilla, wo wir uns aus recomendation des Mr: Laugier befand. diese 2 knab produciert sich wechselweise den ganz abend unter beständigen umarmung. den and tag Ließ der kleine Engelländ, ein allerliebster Knab, seine Violin zu uns bring, und spielte den ganz nachmittag, der Wolfg. accompagnierte ihm auf d Violin. den tag darauf speist wir beÿ Mr: Gavard dem Administratore der Grossherzogl: Finanzen, und diese 2 knab spielt den ganz nachmittag wechselsweise, nicht als knab, sond als mäner! der kleine Tomaso begleitete uns nach Hause, und weinte die bitterst Thrän, weil wir den tag Darauf abreiset. da er aber vernahm, daß unsere Abreise erst auf den Mittag vestge=stellt seye, so kam er morgens um 9 uhr, und gab dem Wolfg: unter viel Umarmung folgende Poesie, die die Sgra Corilla den Abend vorhero ihm noch mach muste, und dan begleitete er unsern wag bis zum Stattthore. Ich wünschte, daß du diese Scene geseh hättest ich schlüsse hiemit nebst geh: Empf: an alle freunde u bin d alte ________________________________________________________________________\hfill Mzt mp Wir küss euch beÿde 1000 Mahl. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 _________________10. Von W. A. M. Rom 21 April 1770.____________________________________________31 Cara sorella mia, Ich bitte dich, du wirst die Künste von der Rechenkunst finden, denn du hast sie selbst aufgeschrieben, und ich habe sie verloren, und weiß also Nichts mehr davon. Also bitte ich dich, sie mir zu kopiren, nebst andern Rechenexempeln und mir sie her zu schicken. Manzuoli steht im Kontrakt mit den Mailändern, bei meiner Oper zu singen. Er hat mir auch dessentwegen in Florenz 4 oder 5 Arien gesungen, auch von mir einige, welche ich in Mailand komponiren habe müssen, weil man gar nichts von theatralischen Sachen von mir gehört hatte, um daraus zu sehen, daß ich fähig bin eine Oper zu schreiben. Manzuoli begehrt 1000 Ducaten. Man weiß auch nicht, ob die Gabrielli sicher kommen wird. Einige sagen, es wird die De Amicis singen, welche wir in Neapel sehen werden. Ich wünschte, daß sie und Manzuoli recitirten. Da wären nun zwei gute Bekannte und Freunde von uns. Man weiß auch noch nicht das Buch. Eins von Metastasio habe ich dem Don Ferdinando und dem Herrn von Troger rekomandirt. Jetzt habe ich just die Arie: se ardire e speranza in der Arbeit. [... (Briefabschriften)]