Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
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Kelnreiter
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technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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A-Sm (S. 1-2); Verbleib unbekannt (S. 3; Abschrift von Georg Nikolaus Nissen: A-Sm)
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG
ROM, 21. APRIL 1770
mit Beilage von Wolfgang Amadé Mozart an Maria Anna (Nannerl) Mozart
Nebst Gedicht von der Corilla (Linley)__________________________________\hfill Roma d 21 aprilis 1770.
Dein Schreib vom 2t und das vom 6t sind, so viel ich vermuthe die Beantwortung
meiner Beÿd schreib aus Bologna. Entzwisch wirst du eines aus Florenz und mein
erstes aus Rom bereits in hand hab, in welchem letztern ich dir in Eÿle unsere schlechte
Witterung und müheseelige Reise beschrieb, aber zu meld vergess habe, daß wir
unter Blitz und Doner um Mittagszeit angelanget sind, und das Wetter
eine gute Stunde ausser Rom so, wie man die gross Herrn mit abfeurung
des schwer Geschützes, uns mit Krach und Blitz empfang, und nach Rom begleitet
hat. Bis itzt war imer Regenwetter, und heute ist der erste tag, an welchem wir
sicher ein und andere Sach beseh konnt. Wir hab hier erstaunlich viel Engel=länd angetroff, unter and den Mister Beckfort, der uns beÿ der Lady Effingham
in London kannte, und mit welchem wir heute frühe in Geßellschaft ander Engelländ
in dem Gart de Villa Medici, so dem Grossherzog von Florenz zu gehört, ein paar
Stund spatzier gieng. Wir hab unsere erste Wohnung verändt, und h: Marcobruni,
der sich dir entgeg empfehlt, hat uns Sulla Piazza del Clementino in das Hauß
des Päbstl: Curriers Sgr: Uslenghi gebracht. Hier sind wir sehr gut: und die
Frau und Tochter wissen nicht wie sie uns genug bedien soll. der h: ist ein Portugall,
und sie seh uns als herr vom Hause an, wir speisen zusam, hab ein grosses zimer,
welches weg d Morgensone sehr gesund ist. kom freunde zu uns, so
sind wir h: von all and Zimern, und da die tochter eine Anfängerin
vom Clavier ist, so sind wir auch nicht ohne flügl. Es sind bereits einige
Nachricht von unserer Gegenwart in Bologna u florenz p: zu les,
alleine ich mag dergleich sach nimer einschick. Gestern habe das schreib von
Sr: Exc: Obersthofmeister empfang. Es ist demnach solches noch vor dem
Schreib angelanget, welches Sr: Hochf: Gd an mich abzulass ggst befohl
hab, welches noch nicht geseh, und mich beÿ h: Agenten Crivelli vergebens
dessweg erkundiget habe. Du kannst beÿ Gelegenheit dich beÿ S:r Ex: nebst
unserer gehorsambst Empfehlung bedank. Das T: h: HofCanzler sich wied besser
befindet vergnüget mich so sehr, als dess schwere und gefährliche unbässlichkeit
mich betrübt hatte. dem h: HofRath v Mölk melde nebst meiner Empfehlung,
daß ich gar nicht zweifle, er werde beÿ dies traurig umständ ein paar
mahl sich meiner Worte erinert hab. dem h: v Schiedenhof empfehle
mich absonderlich, und bin ihm sehr verbund, daß er die Nanerl
öfter auf dem Flügl spiel macht. ich werde ihm sicher nächstens selbst
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
schreib. Von unsern Sach mag ich dir nichts schreib, dann ich bin müde:
ie tiefer wir in Itali kam, ie mehr wuchs die Verwundung. der
Wolfg: bleibt mit seiner Wissenschaft auch nicht steh, sond wächst
von tage zu tage, so, daß die gröst Kener und Meister nicht worte
genug find ihre Bewundung auszudrück und an tag zu geb. Vor 2
tag war wir beÿ einem Neapolit: Prinz St: Angelo. Gestern beÿm
Principe Ghigi, wo unter and der so genante Re d'Ingilterra
oder Pretendent, und der Secretario di Stato Cardinal Pallavicini
zugeg war. Wir werd bald Sr: Heilligkeit vorgeführt werd.
Bevor ich schlüsse, muß ich dir eine artige Begebenheit schreib.
In Florenz fand wir ein jung Engelländ, welcher ein Schüler des Berühmt
Violinisten Nardini ist. dieser knab, welcher wunderschön spielt, in des
Wolfg: Grösse und alter ist, kam in das Hauß der gelehrt Poetin Sgra
Corilla, wo wir uns aus recomendation des Mr: Laugier befand. diese
2 knab produciert sich wechselweise den ganz abend unter beständigen
umarmung. den and tag Ließ der kleine Engelländ, ein allerliebster
Knab, seine Violin zu uns bring, und spielte den ganz nachmittag, der
Wolfg. accompagnierte ihm auf d Violin. den tag darauf speist wir
beÿ Mr: Gavard dem Administratore der Grossherzogl: Finanzen,
und diese 2 knab spielt den ganz nachmittag wechselsweise, nicht als
knab, sond als mäner! der kleine Tomaso begleitete uns nach Hause,
und weinte die bitterst Thrän, weil wir den tag Darauf abreiset.
da er aber vernahm, daß unsere Abreise erst auf den Mittag vestge=stellt seye, so kam er morgens um 9 uhr, und gab dem Wolfg: unter
viel Umarmung folgende Poesie, die die Sgra Corilla den Abend
vorhero ihm noch mach muste, und dan begleitete er unsern wag
bis zum Stattthore. Ich wünschte, daß du diese Scene geseh hättest
ich schlüsse hiemit nebst geh: Empf: an alle freunde u bin d alte
________________________________________________________________________\hfill Mzt mp
Wir küss euch beÿde 1000 Mahl.
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
_________________10. Von W. A. M. Rom 21 April 1770.____________________________________________31
Cara sorella mia,
Ich bitte dich, du wirst die Künste von der Rechenkunst finden, denn du
hast sie selbst aufgeschrieben, und ich habe sie verloren, und weiß also
Nichts mehr davon. Also bitte ich dich, sie mir zu kopiren, nebst andern
Rechenexempeln und mir sie her zu schicken.
Manzuoli steht im Kontrakt mit den Mailändern, bei meiner Oper zu
singen. Er hat mir auch dessentwegen in Florenz 4 oder 5 Arien gesungen,
auch von mir einige, welche ich in Mailand komponiren habe müssen,
weil man gar nichts von theatralischen Sachen von mir gehört hatte,
um daraus zu sehen, daß ich fähig bin eine Oper zu schreiben. Manzuoli
begehrt 1000 Ducaten. Man weiß auch nicht, ob die Gabrielli
sicher kommen wird. Einige sagen, es wird die De Amicis singen, welche
wir in Neapel sehen werden. Ich wünschte, daß sie und Manzuoli
recitirten. Da wären nun zwei gute Bekannte und Freunde von uns.
Man weiß auch noch nicht das Buch. Eins von Metastasio habe ich dem
Don Ferdinando und dem Herrn von Troger rekomandirt.
Jetzt habe ich just die Arie: se ardire e speranza in der Arbeit.
[... (Briefabschriften)]