Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2011-05 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=765 Verbleib unbekannt (Nachweis: Sotheby's London, 25.5.2001, Katalog, Lot 135) last file update: Tue Mar 21 09:28:15 2023
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG CROCE DEL BIACCO, 21. AUGUST 1770 mit Nachschrift von Wolfgang Amadé Mozart an Maria Anna (Nannerl) Mozart
42 ________________________________________________________________\hfill Bologna d 21t aug: 1770. Mein fuß ist, Gott Lob, vollkom gut. wir sind noch auf dem Landgut alla Croce del Biacco, welches dem Comte Bolognetti zugehöret, und auf gewisse Jahre h: Gr: Pallavicini in Bestand hat. den 30t diss wird das Jährliche grosse Fest seÿn, welches alle Jahr die Mitglied der Bologn: Philarmonisch Gesellschaft mit Vesper und Hochamt prächtigst halt. das werd wir hör, glaublich aber dan bald abreisen. wohin? – – das ist noch nicht völlig richtig. entzwisch schreibe du allzeit auf Bologna, ich werde schon Anstalt mach, daß ich die Briefe richtig erhalte. wen ich nach Pisa, Luca, Livorno und Genua gehe, so kome noch einmahl nach florenz. für den glückwunsch des h: Dr: Agliardi lasse mich bedank und ihm nebst meiner Empfehl: sag, daß es nur, wie hofe, ein blind Lerm und gar nicht ernst war; den ich habe es mit warm über=schläg von Wasser, worin ich flores Sambucci gesott, vertrieb. Die wenige wärme, so wir hier hatt, ist nach einem mit starkem Regen begleitet donerwetter verschwund. den verflossen 18t habe nicht schreib könn, weil ich mit der Gräfin Ex: ausfahr muste, und da wir späth nach Hause kam, war die Briefe des h: Feldmarschals schon in die Statt ge=schicket. die Unglücke die in der Insul St: Domenico das grosse Erdbeb angerichtet, wird euch all aus den Zeitung bekannt seÿn. die h: Kaufleute werd wohl dadurch Gelegenheit nehm mit dem Zuker aufzuschlag, weil die Zuckerplantagen aldort zugrunde gerichtet word. Wir befind uns, Gott Lob, beÿ feig, Mellonen und and frücht, die wir sehr mässig essen, sehr wohl. Abends, etwa 2 stund vor Tische, essen wir eine gewisse frucht, die niehmals, als in gemäld, geseh habe, und die ein Geschmack wie Cuccumern hat, Es ist eine runde grosse frucht mit einer grien schaale wen es von einand und in viele stücke verschnitt wird, so sieht es sehr gut aus, den es ist blass roth, namlich das inere od d kern. man nent diese frucht angurie, auch Cuccumern od Kirbes, aber das sind die gut und nicht die wild Kirbes. man isst sie mit Zucker und Zimet. Ich schlüsse, den ich habe noch 2 briefe, nach Mayland und Rom, zu schreib. Wir kiss euch beÿde 1000 mahl und bin dein alter ______________________________________________________________________\hfill Mozart mp unsere Empf: an alle freunde und freundin in und ausser dem Hause. Ich bin auch noch lebendig, und zwar sehr lustig. heünt kam mir die lust auf einen eesel zu reitten, dan in italien ist es der brauch, und also habe ich gedacht, ich mus es doch auch probieren. wir haben die ehre mit einen gewissen Domenicaner umzugehen, welcher für hei=lig gehalten wird, ich zwar glauebe es nicht recht, dan er nimt Zum frühstück oft Eine tassa ciocolata, gleich darauf ein guts glas starcken spanischen wein, und ich habe selbsten die ehre gehabt mit diesen heiligen zu speisen, welcher praf wein und auf die lezt ein ganzes glas voll starcken wein beÿ der tafel getruncken hat, zweÿ gutte schnitz melooni, sperschig, biern, 5 schallen Caffé, ein ganzes deller voll Vögeln, zweÿ volle deller von milch mit lemonien; doch dieses könte er mit fleis thun, aber ich glaube nicht, dan dieses wäre zu Viel, und aber er nimt vielle sachen zur Jausen auf nachmittag. addio. lebe wohl: küsse der mama an statt meiner die hände. an alle die mich können mein Compliment. ___________________________________________________\hfill wolfgang Mozart, 1770 p: s: wir sind bekant worden, mit einem gewissen teütschen domenicaner, welcher sich pater Cantor nennt, er hatt mir gesagt, das ich ein Compliment an h: Hagenauer bildhauer solle von ihn nach salzbour schreiben, dan er sagte mir, das, als er zu Bologna ware, er ihm allzeit beichtete. addio. h: Meuricoffre hat mir ein Befelch an euch beÿde überschrieb; er hat uns gewiß vielle Höfl: in Neapl erwiesen; und schreibt mir noch imer. À Madame Madame Marie Anne Mozart ___________à per Mantova._____Salzbourg N:o 36 aus Bologna. S.m. 8987 National-BibliothekMusik-Samml.Wien