Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2014-6 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=770 Verbleib unbekannt last file update: Wed May 11 14:48:09 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG CROCE DEL BIACCO, 18. SEPTEMBER 1770
Bologna den 18ten Settb: 1770 Nach dem todt des h: Hafners in Nürnberg hat seine Frau sich ein wenig lustig gemacht, so, daß sie von dem Magistrat eine administration sich über den hals gezogen, und man hat, wie ich vernommen, um die zerrissene Hauswirtschaft wieder in ordnung zu bringen und geld in die hände zu bekommen, eine Lotterie von ihren Musikalischem verlag gemacht. Der Credit des seel: Hafners ist durch die üble Wirtschaft seiner frau nach seinem todt gefallen. sie hat sich wieder mit einem Jungen Menschen verheyratet, und dieser will die Musikalische handlung wieder empor und in gang bringen. Nun ist zwar wahr, daß die frau hafnerin mit mir sich zu verrechnen und mir etwas heraus zu zahlen schuldig ist. Ich aber habe, wie du weist, sehr vieles von ihr in Händen, so daß ich genug bedecket bin. Ich vermuthe, daß dieser Brief von ihrem dermaligen Mann ist; und daß sie aus schame oder anderen Ursachen mir zu schreiben das herz nicht hat. Es sey nun wie es wolle. Du kannst die verlangten 12 Exemp: zusammen richten, und es ist die schönste gelegenheit solche durch die Nürnberger im Michaeli Markt franco nach Nürnberg zu bringen; und zwar durch h: schwarzkopf. sollte das Paquet zu dicke seyn, könnte man es vertheilen, und 2 verschiedenen Personen aufgeben. Ich bitte aber h: Johannes hagen: sich unter der hand zu erkundigen, wer dieser Andreas Lotter ist? und wie seine Umstände sind. ist er der Mann der hafnerin, so bin ich bedeckt. ist er ein ander? so wird man hören ob, und wie weit ihm zu trauen ist. um so mehr, als er viertljährige bezahlung verspricht. Der Brief den Du an ihn schreibst, muss heissen: daß Du in abwesenheit Deines Mannes, der sich in Italien befindet, ihm die 12 Ex: hiemit übermachest. Das Stück hat er à 2 f 15 xr zu verkaufen, und Dir iedes St: à 1 f 45 zu vergütten. Du hoffest er werde um so gewisser die bezahlung dieser 12 Ex: auf kommenden Salzb: fastenmarkt durch h: schwarzkopf oder einen andern nach Salzb: gehenden h: Nürnberger franco einschicken; als Du Deinem Manne, der eben um diese zeit in Salzb: eintrefen wird, desswegen Rechenschaft zu geben hast. was einen musik: verlag in Salzburg betrift muß er bis auf die zurückkunft Deines Mannes gedulten, der ihm solches beantworten wird. Du must aber keine zeit verlieren, und sich derjenigen Personen versichern die es mitnehmen wollen. Denn wenn man späth kommt haben sie schon eingepacket. NB sie Packen oft im halben Markt schon waaren zurück. Du must Dich auch bey h: schwarzkopf erkundigen, ob er keine ordre hat die an h: Breitkopf nach Leipzig geschickten Exem: zu bezahlen. hast Du dann nicht geschrieben? – – ist keine antwort gekommen? – – was er zu bezahlen hat, wirst Du in den Hinterlassenen verzeichnüß klar finden. Was die Wohnung in dem graf Podsdatskyschen hause betrift; weis ich nichts anders als das er uns versprochen, wenn h: gr: Wolfegg ausziehen sollte, daß er unser gedenken werde. Dieses weis auch h: gr: v Wolfegg. und es wird demnach nur eine vermuthung von ihm seyn, daß er desswegen ausziehen soll, weil wir hineinkommen. Der h: gr. Podsdatsky wird vermuthlich ganz andere absichten haben. Der himmel bewahre mich, daß ich einen gnädigen h: Capitularen aus einem Capitular hause vertreiben sollte, um mir Platz zu machen. Das wäre gewiß lächerlich und von mir niemals zu vermuthen. sollte es aber geschehen seyn. so ist es ohne mein wissen, ohne mein verlangen ohne meine allermündeste Betreibung oder Mithilfe geschehen. um in dieser Sache auf das wahre zu kommen, habe bereits die nötigen Mittl gebraucht. h: B: Riedheim ist den 15 in Bologna angelangt und heut abgereist. Da ich es erst gestern erfahren, als habe den Laufer hineingeschickt, weil selbst nicht abkommen konnte. ich erhielt den Brief, und er schrieb mir ein Billet. ich hoffe ihn in Mayland zu sehen. Die Menuet gefahlen uns sehr wohl; der Wolfg: hat ietzt nicht zeit seine schwester zu bedienen, er wird es thun, so bald er kann; Wir empf: uns allen unseren freunden und freundinen in und ausser dem hauß. wir schicken euch beyden viel 1000000 Küsse und ich bin der alte Mzt. Wenn Du so gern nach Italien reisen möchtest, so machen wir unsere Einladung zur opera nach Mayland.