Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
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Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2011-05
CC BY-NC-SA 4.0
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Verbleib unbekannt
last file update: Wed May 11 14:48:09 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG
CROCE DEL BIACCO, 29. SEPTEMBER 1770
mit Nachschrift von Wolfgang Amadé Mozart
______________________________________________________________________________\hfill Bologna d 29 Sept.
__________________________________________________________________________________________________________\hfill 1770.
Deine 2 letzt Briefe sind vom 7t und 21 Sept: folglich hast du den
14t Sept: nicht geschrieb: wenigst hab wir vom 14 Sept. kein brief erhalt.
in meinem letzt habe dir schon geschrieb, daß du nach Mayland schreib sollst.
ich hofe auch eine antwort auf denselb brief in Mayland anzutreff.
heute hat uns h: Troger die Wohnung angezeigt, die wir in Mayl: bezieh
werd; und wir werd, we[n] Gott will, den 6t od d 8t octb: von Bologna
abreis. so wohl d Wolfg: als auch ich sind unglaubl: betriebt weg der
gut Martherl, die allem anseh nach schon lange, wie ihr brud Lorenz,
ein unheilbar inerlich zustand hat. Gott stärke sie! was ist zu mach? –
wir könn sie beÿde den ganz tag nicht aus dem Kopf bring. – –
richte ihr unsere Compt: [aus].
Wen Du zu Zeit etwas nicht recht les kanst, darf es dich nicht wund, den
ich habe ein krampf im finger und kan nicht recht schreib; und eine fliegende Gall,
oder was es imer ist, spatziert von meiner Schulter in den Arm, und spasset sich
gar bis in die finger. Es wird sich wohl verzieh: sagte h: Fischer.
wir sind Gott lob wohl auf. der Wolfg: hat heute die Recitativ zur opera
angefangt. Er kisset euch 1000000000 p: mahl samt mir.
das zwisch dem Pabst und Portugall alles wied in guter Ver=ständniß ist, wird euch schon bekannt seÿn: man förchtet aber sehr, daß
die Aufhebung des Jesuiter ordens vorsich geh soll; dan der von den
Jesuitern seiner Zeit so sehr verfolgte Bischoff Palofox, wird heilig gesproch
werd: Ich könnte euch eine Menge dergleich Streittigkeit erzehl, allein
es ist euch wenig daran geleg. übel genug, daß itzt in Catolisch
länd, ja in Itali die abscheulichst Streittschrift, wied die Päbstl:
autoritet, wied die geistl: imunitet p: herauskom.
Lebts beyde wohl, unser Compt: an alle freunde und freundin
in und ausser dem Haus; ich bin d alte
__________________________________________________________________________\hfill Mozart mp.
damit der brief Ein wenig völler wird, will
Ich auch ein paar worte darzufügen. mir ist von herzen leid
wegen der so lang anhaltende krangkeit welche die arme Jugf:
Martha empfinden und mit gedult übertragen mus, hoffe mit
der hülf gottes wird sie schon wieder gesund werden, wo nicht, so mus
man sich nicht zu starck betrüben, dan der willen gottes ist al=lzeit der beste, und gott wird schon besser wissen ob es besser ist
zu seÿn auf dieser welt oder in der andern, aber sie solle
sich trösten, indem sie Jezt von den Regen in das schöne wet=ter komen kan: Ich küsse der mama die hand, und lebe wohl.
Addio.______________________________________________\hfill wolfgang Mozart mp