Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN SALZBURG WIEN, 4. SEPTEMBER 1773
______________________________________________________________________________________________\hfill Wien d 4t Sept: ________________________________________________________________________________________________________________\hfill 1773 Nun ist es mit den arm Jesuitern gescheh! ich nene sie arm, den die nur, so am brette waren, die Rabiner nämlich und das ganze Corpus Religionis konnte man reich nenn. die Particular davon hatt nichts. den 16t dieses Monath muß das Jesuiterkloster auf dem Hof ausgelehrt sein. Ihr Kirchenschatz, ihre Keller mit wein, kurz, ihr vermög ist bereits versigelt, der Orden ist aufgehob, sie mög als Weltpriester sich kleiden, und man sagt, ied bekomt jährlich 300 f. das ist eb so böse nicht! wen er Messen dazu bekomt, so mag er sich |: ein junger :| ein hüpsches zimer und eine säuberliche häuserin anschaff; den sonst wird er ohnehin nicht viel zu thun hab, weil man sie nicht mehr will Predig und Beichthörn lass. das Publicum ist sehr betrübt, und ich höre es soll ein Päbstl Breve gedruckt werden, daß unter strafe des Kirchenbahns niemand wider die Aufhebung der Jesuiter schreib, ja nicht einmahl red solle. viele gute Cathol: Christ hingeg sind der Meinung, daß ihn S:e Päbstl: Heiligkeit ausser den Glaubens=Sach nichts weiter zu befehl habe, und daß sie gar wohl sagn, daß man die Jesuiter in guter Ruhe gelass hätte, wen sie so arm als die arm Capuciner wär: dan in Rom ist schon d anfang gemacht word ihre Gütter ad Pias Causas einzuzieh; das war auch sehr leicht: den wen es auch d Pabst selbst nimt, so ist es ja schon wieder ad Causas pias verwendet. Hier hat d Hof das erste Päbstl: Breve nicht angenom, weil es, wie höre, mit deme ausgefertigt war, daß die Güter d Jesuiter ad Causas pias sollt verwendet werd. der Hof wollte sich keine Gesetze vorschreib lass. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 S:e Heiligkeit hab demnach S.er Mayst: die freÿheit gelass die gütter der Jesuiter nach belieb zu verwend. Noch ist alles verwirrt: man weis nicht wer die Kirch und Schul bekom wird p: NB: diese Historie verstehet sich ohnehin von all Erbländ. Mad:me Rosa, die beÿ h: fliegel Hofvergolter wohnte; hat sich be=quemer gemacht und zu dem Thiermahler gezog, der ihr natürlicher weis eine bequemere und mehr unterhaltliche Wohnung geb kan, weil er ledig Standes ist. vor ein paar Tag begegnete ich h: v Edlbach, der mich fragte, ob ich seine Geschichte mit d Md:me Rosa wüste? – – natürl: weis wuste ich nichts. Er sagte mir dan, daß er sich mit dem gewiss Uhrenhandler von Geneve, den die Rosa in Salzb: gemahlt, und den er in d opera angetroff, verstand, mit einand d Md:e Rosa ein besuch zu mach. Ein Kaÿs: Camerdiener, bey dem h: v Edlbach wohnt, führte sie hin, damit sie nicht lange nach d Wohnung des h: fliegels frag durfft; und auch um die Md.e Rosa zu kenn. da sie d wohnung nahe warn, sah sie eb die Mad:me Rosa am fenster, welche indem sie diese 3 Herr gewahr wurde, sich zurückzog um, wie sie glaubten, ihn entgeg zu eil. Allein, da sie an die Thüre kam, kahm ihn schon die Magd entgeg und sagte die Md:me wäre nicht zu hause. die Herrn wurd hipsch roth. der h: Genevrische Uhrenhandler sagte der Magd, daß ihre Frau den Kopf zu hause gelass, weil sie ihn am fenster geseh, sie möchte ihn, da sie ihn nicht sprech wollte, fein sauber im A – lek. unterdess, da sie über die stieg zurück gieng, hatte die Magd zeit ihre Hönigsüsse Post auszuricht. die Md.me Rosa gieng demnach wied ans fenster, und da sie hinauf sah, klatschte DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 sie mit den Händ, und lachte sie aus, und der Uhrenhändler, klopfte auf sein A – –. wie gefällt dir die Geschichte? – – wie glaubst du daß es h: v Edlbach aufnimt? – – was wird d Kays: Camerd: von dieser Mad:me Rosa denk, um so mehr als der Uhrhändler die ganze Historie und Ursache dieser begebenheit ihn als dan erkläret hat. nämlich: Er liesse sich in Salzb: 2 mahl mahl. en miniatur in seine Tabattièr, dafür er ihr 6 duccatt bezahlte: dan gross, welches er ihr auch bezahlte, und ihr auch ein Etuÿ und andes gab p: beÿ seiner abreise behielte sie das Portrait zurück, indem sie es theils nicht fertig hatte, theils noch mehr wollte austrockn lass, mit versprech ihm solches zu schick. Sie gab ihm Comission ein Stück eines gewiss taffets zu schick, und sie schrieb ihm nach Wien, daß sie ihm das portrait nicht eher schick werde, bis er ihr nicht den taffet überschicket p: Nun wird die Md:e Rosa von diesem Mensch in d ganz Statt erstaunlich ausgetrag. das sind die Früchte des abscheulich Caracters eines eigennützig frauenzimers die ihre Ehre um einige Schankung zu erhalt, so in die Schanze schlägt, und wen sie gleich unschuldig ist Gelegenheit giebt, daß man abscheulich von ihr spricht. Der Fürst Kaunitz hat die Md:e Rosa nicht beruff, er ist nicht einmal in Wien, sond in Mähr zu Austerlitz auf sein Güttern. h: Gasman war krank; befindet sich aber besser. Ich weis nicht was dieses für ein Zusamenhang mit unserem Aufent=halt in Wien hab solle. die Narr sind halt aller Ort nicht gescheid! Wir und ________________________________alle empf: sich p: p: und bin d alte Mzt mp ________________________________Nun werd wir nicht mehr gar lange hier verbleib, ________________________________mit nächster Post werde dir das nähere schreib. ________________________________Ich muß schlüss, der Wolfg: hat nicht mehr zeit ________________________________etwas herzuschmieren, ________________________________dan sonst sind wir in Gefahr die gesetzte ________________________________Zeit der Post zu verlieren. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Madame Madame Marie Anne Mozart à Salzbourg DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881