Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
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Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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A-Sm
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA UND WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MÜNCHEN
SALZBURG, 25. SEPTEMBER 1777
I
_______________________________________________________________________________________________\hfill Salzb d 25t Sept: 1777
_____Meine beÿde lieben!_______________________________________________________________________________439
Ich erhielt des lieb Wolfg. Schreiben heute vormittag mit gröstem Vergnügen; und nun
eben laß es auch h: Bullinger, der sich empfehlt, und lachte von Herzen. Bin höchst vergnügt
wen ihr wohlauf seyd: ich befinde mich, Gott Lob, nun viel besser. Nachdem ihr abgereiset,
gieng ich sehr Math über die Stiege, und warf mich auf ein Sessl nieder. Ich habe mir
alle Mühe gegeb mich beÿ unserer Beuhrlaubung zurückzuhalt, um unsern Abschied
nicht schmerzlicher zu mach, und in diesem daumel vergaß ich meinem Sohn den vätterlich
Seegen zu geben. Ich lief zum fenster und gab ihn solchem euch beÿden nach,
sahe euch aber nicht beÿm Thor hinausfahr, und wir musten glaub, ihr wäret schon vorbeÿ,
weil ich vorher lange da sass ohne auf etwas zu denken. Die Nanerl weinte ganz
erstaunlich und ich muste mir alle Mühe geb sie zu tröst. Sie klagte Kopfwehe,
und grausen im Magen, endlich kam ihr ein Erbrech und sie spieb dapfer, band
ihr den kopf ein, legte sich ins beth und ließ die fenster Läden zu mach, der
betrübte Pimpes lag zu ihr. Ich gieng in mein Zimer, bath mein Morgengebeth,
legte mich um halbe 9 uhr aufs beth, laß in einem Buch, beruhigte mich und
schlumerte ein. der Hund kam, ich war wache, er zeigte mir, daß ich mit ihm geh
sollte, aus diesem verstund ich, daß es nicht weit von 12 uhr seÿn muste und er
hinab wollte. Ich stand auf, nahm mein Belz, fand die Nanerl in tiefem schlaf,
und sahe auf der uhr, daß es halbe 1 uhr war. da ich mit dem Hund zurück
kam, weckte ich die Nanerl, und dan ließ ich das Ess bring. Die Nanerl hatte
gar kein Appetit; sie ass nichts, legte sich nach Tische ins Bett, und ich bracht, nachdem
h: Bullinger weg war, meine zeit mit beth und lesen auch auf dem Bette zu.
den Abend war die Nanerl gesund und hungerig, wir spielt Piquet, dan assen
wir in meinem Zimer, und macht nach dem Nachtess noch ein paar spiel, dan
gieng wir, in Gottes nahm, schlaff. So vergieng dieser traurige Tag, den ich in
meinem Leben nicht zu erleb glaubte. Am Mittwoche gieng die Nanerl frühe
in die Kirche. Nachmittag war schüss. h: Bullinger gewan das beste für die Sallerl,
er schoss auch für die Mama und für die Sallerl, die Mama hat also 11 Xr gewon,
der Wolfg: hat aber 4 Xr verlor. der h: Bullinger und Catherl spielt mit uns bis
6 uhr und hiemit endigte sich dieser Tag mit dem Rosenkranz den ich täglich für
euch bethe. Heute frühe ließ ich h: Glatz von Augsp:
zu mir kom, und wir kam
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über eins, daß ihr in Augsp: beÿm Lamb in der heil: Kreuzergasse absteigen
sollt, wo ihr Mittags die Person 30 Xr bezahlt und schöne Zimerl sind, auch
die ansehnlichsten Leute, Engelländ, Franzos &c: einkehren. von da habt ihr
auch ganz nahe die Kirche zum hl: Kreuz, und mein Bruder Franz Aloysi
ist auch in der Nähe, nämlich in der jesuitergasse. Ihr därft also zu h:
Albert nichts sagen: dan beÿ den 3 Mohr ist es zu theuer, er fordert er=staunlich für die Zimer, und iede Mahlzeit komt die Person auf 45 und
auch 48 Xr. Solltet ihr nun nach Augsp: kom; so müste der Wolfg: sich gleich
zum h: Orgelmacher Stein führ lassen. h: Stein, der ihn seit seinem 7t Jahr
nicht mehr gesehen, würde ihn schwerlich mehr ken. Er könnte ihm sagen er
wäre aus Insprugg und hätte Comission Instrumente anzuseh. Mir sagt h:
Glatz daß h: Stein, h: Bioley und h: Fingerl im Stande sind ein recht schönes
Concert zu veranstalt. den h: Christoph von Zabuesnig, der die schöne
deutsche Poesie in Salzb: über dich gemacht, must du auch besuch, er ist ein Kauf=man, und ein Gelehrter. In Augsp: kan was schönes und nachdrückliches
durch diesen Herrn in die Zeitung kom. h: Kaufman Gasser ist derienige, der
mir, ohne Kost, meine Bücher nach Frankfort packet, und das gelöste Geld mir
zurück bringt, du mußt ihn also besuch und sich statt meiner bedanken, es ist
eine Gefälligkeit die er mir imer erweisen kan. Mein Bruder oder seine
Tochter werden dich wohl zu ihro Gnaden den h: Stattpfleger von Langen=mantl führen, wo du meine unterthanigste Empfehlung ableg kanst. die Mama
weis schon, wie gut wir mit einand bekannt sind. wir sind mit einand nach Salzb:
gereiset, wo des h: von Hefners Vatter auch dabeÿ war. An den Höfen must
du dein Kreuz nicht tragen. aber in Augspurg must du es alle Tage nehm;
da macht es dir Anseh und Respect, und so an all Ort, wo kein regierender
Herr ist. Wen du willst die Klöster zum hl: Kreuz, und St: Ulrich besuch,
das kanst du alles thun und ihre Orgeln probier. h: Stein wird dich wohl
auf seine Orgl nach den Baarfüssern führen. zu St: Ulrich ist des h: Hilbers
Sohn im kloster. NB in Augsp: hält sich ein gewisser Organist und Componist auf, aus dem sie vieles
_____________________________machen. ich hab den Nahmen vergess.
Die Hölzer wirst du wohl allzeit, wen du wo bleibst, durch den Hausknecht in die
Stifl stoss lass? – –
der Musikpack kan allzeit vorn im Magazin bleib, nur solltet ihr noch eine
grosse Waxleinwat kauff, und ihn samt der alt noch einmahl damit recht
einschlagen, um ihn recht gut zu versichern.
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Ich glaube, daß ich auch erinern muß, daß die Salzb: halbbatz weiterhin,und
auch schon in Münch nichts mehr nutz seÿn werd. ihr werdet keine hab, sonst könte
es euch der Salzb: Conducteur auswechseln. ob die Batz gut sind, weis ich nicht,
man muß sich weg der klein Münz beÿ h: Albert erkundig.
Ich gedachte heute schon um 9 uhr aus dem bethe zu gehen, allein h: Glatz erwischte mich
noch und dan kahme auch der h: Wachtmeister Clessin; so daß ich erst um 11 uhr
aufsteh konnte. Alle bewund des Wolfg: Portrait. h: Clessin hat geglaubt du komst
gleich wieder zurücke, und so glaubte es auch h: von Schiedenhof, d gestern abens
von 5 uhr bis 7 uhr beÿ uns war, auch alle Leute glaub es so.
\newpage
Wen ihr von München abgehen solltet, ohne es mir benachricht zu könen, so müst ihr
einen Zettl auf der Post in Münch lass. wo darauf stehet: Wen Briefe mit
folgender adresse anlang sollt. à Mr: Wolfgang Amadé Mozart Maitre de Musique
so ersuche solche nach Augspurg zum Lamb=wirth in der hl: Kreu[zer=]
gasse, lauff zu lass.
Nun ist die Hosen zum Hechtengrauen kleid zurück geblieb. sollte ich keine
andere Gelegenheit find, so gieb ich sie nebst der Andretterin Musik,
einigen Contradänz, und dem Adagio und Rondeux die dem Brunetti gemacht word,
und wen mir sonst noch was in die Hände komt, dem Both, der, wen er euch
nicht mehr antreff sollte, den er komt erst glaublich am Montag Mittag an,
solches an meinen Bruder nach Augsp: kan geh lass. Gestern war ein Lerm zwisch
dem Haydn und Capellmstr. Nach der Vesper sollte abermahl das engl: Horn Concert probiert
werd, das doch schon einmahl gemacht word, und Ferlendi und Brunetti war nicht da; Haydn
wurde böse, und sagte die Probe wäre ohnehin ohnnöthig, und sie sollt auf die welsch Esel wart.
der Rust sagte er hätte zu befehl &c: – das Amt hat bis 3 viertl auf 11 uhr gedauert,
und ist abermahl ein Agnus Dei vom Haydn gemacht word, weil Rust nicht fertig wurde.
die Sonate war von dem Wolfg.
Vergesse nicht briefe in Münch zu such. NB. vom Fürst in Chiemsee auch.
Graf Sensheim könte dir nach Würzburg geb, der Bischof ist seines Vatters
Brud. Ich u die Nanerl empf sich der Mama und Kissen dich
und sie Million mal, addio.
__________________________________________________________________\hfill Mozart mp
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Franco_____________À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
_____________________à
Beÿ h: Albert_______________Munic
abzugeben.
25 september ___N: 1
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