Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2012-09 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=908 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
WOLFGANG AMADÉ UND MARIA ANNA MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MÜNCHEN, 6. OKTOBER 1777 mit Nachschrift von Herrn Sigl
5) ________________________________________Mon trés chér Pére. Den 6:ten oct: 77 Die mama kan nicht anfangen; erstlich verdrüst es sie, zweitens thut ihr der Kopf wehe! mithin mus halt ich herhalten. Nun werde ich den augen=blick mit herrn Professor die mademoiselle Keiserin besuchen. gestern war bey uns im hause eine geistliche Hochzeit oder altum tempus Eclesias=Lticum; Es wurde getanzet, ich tanzte aber nur 4 Menuets, und um 11 uhr war ich schon wieder in meinem zimer; dan es ware, unter 50 viell Frauenzimer, eine einzige Welche auf dem tact Tanzte, und diese war mademoiselle Käser, eine schwester von Hr: Secretaire des grafen Perusa, _____________________________der zu Salzburg gewesen. herr Lotter hat uns heunt dein brief gebracht, und uns versichtert das du dich wohl befindest welches uns ungemein erfreut. deine briefe hab wir alle samt den paquet richtig empfangen. ich habe es in den lest brief schon geschrib, ob wür diese woch noch hier bleib weis ich nicht es würd sich in 3 oder 4 däg zeig, herr Albert bemiehet sich sehr, und hofet das er etwas zusam bringet, wann es einmahl beÿsam ist, 8 persohn hat er schon, es würde alle wochen ein Consert beÿ herrn albert in sein Sahl nemlich alle Samstag. herr von Dühren ist auch darbeÿ und andre brave leuth, Sie winsch alle das wür hier soll bleib, auf das wenigste diesen wintter, der fürst Zeill sehete es auch gern über morg würd er nach Salzburg abgeh aber sich nicht lenger als einen tag auf halt, er nimbt sich auch um den wolfgang an, hat auch schon mit den graf Sensheim, und mit graf bergheim gesproch. welche ihm das worth gegeben, wan es beÿ ihn steht ihr möglichstes beÿ=zu tragen. er ist hier sehr beliebt, und kan vill thuen. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 man mues halt ein wenig gedult hab, des=weg meint herr albert wan wür nur disen winter aus haltn, das wür von unsern gelt nicht zöhr derffen, dan Künfftiges monat als den erst November fanget das Consert schon an und daueret bis auf den Maÿ, noch bis dato ist ihm gar nicht bang darbeÿ, dann es seind noch nicht alle seine freinde hier. die nanel las ich griess, ich werde ihr mit nächsten die seÿden schicken, mein Compliment an die Sallerl und Monsieur bullinger, frau hagenauerin, wie auch herrn gött und andere guette freünd Mamsell Catherl, thresel pimperl p: verbleibe deine armsellige strowittib Maria anna Mozartin. x der h: Professor hat die güte gehabt mich anzusezen. folglich kam ich nicht zur Mad:selle keiserin, weil ich ihre wohnung nicht weis. vorgestern als den 4:ten samstag, am Hochfeÿerlichen Namens=tag seiner königlichen Hoheit des Erzherzogs Albert war eine kleine accademie beÿ uns: sie fienge um halbe 4 uhr an, und endigte sich um 8 uhr. M: Dubreill dessen sich der Papa noch errinern wird, war auch da. er ist ein sclorar von Tartini. vormittag gab er dem jüngsten sohn, Carl, lection auf der violin, und ich kam just darzu; ich hatte nie viell Credit auf ihn. ich sahe aber, daß er mit viellen fleiß lection gab, und als wir in Discurs kamen, von Concert geigen, und orchestre geigen, raisonirte er sehr gut, und war imer meiner meinung; so, daß ich meine vormalige gedancken zurück nahm, und persvadirt war, daß ich einen recht guten treffer, und accuraten orchestre geiger an ihm finden werde. ich bath ihn also, er möchte die güte haben, und nachmittag zu unsrer kleinen accademie komen. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wir machten gleich zu erst die 2 quintetti von Haÿden; allein, mir war sehr leid, ich hörte ihn kaum; er war nicht im stande 4 täcte fort zu geigen ohne zu fehlen. er fande keine applicatur. mit die sospirs war er gar nicht gut freünd. das beste war daß er sehr höflich gewesen, und quintetti gelobt hat, sonst – – so sagt ich aber gar nichts zu ihm, sondern er selbst sagte allzeit; ich bitte um ver=zeÿhung ich bin schon wieder weg! das ding ist küzlich aber schön. ich sagte allzeit. das hat nichts zu sagen, wir sind ja unter uns. dan spiellte ich das Concert in C in B und Eb., und dan daß trio von mir. das war gar schön accompagnirt. in Adagio habe ich 6 tact seine Rolle spiellen müssen. zu guter lezt spiellte ich die lezte Casation aus den B von mir. da schauete alles gros drein. ich spiellte als wen ich der gröste geiger in Ganz Europa wäre. sontag darauf um 3 uhr waren wir beÿ einen gewissen h: v. hamm; ich habe ohnmöglich zeit mehr zu schreiben, sonst kan ich h: von kleinmaÿr den brief nicht mehr mitgeben. der Bischoff im Chiemsee ist heüte schon nach Salzbourg gereiset. NB: ich schicke meiner schwester hier 6 Duetti à Clavicembalo e Violino von schuster. ich habe sie hier schon oft gespiellet. sie sind nicht übel. wen ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen, auf diesen gusto, dan sie gefallen sehr hier. ich schicke sie ihnen hauptselich nur, damit sie sich in Zweÿen Divertiren können. addio ich kisse ihnen 1000 mahl die hände und dich, meine liebe Nanerl, bitte ich, du möchtest doch noch ein wenig geduld haben. ich bin dero gehorsamster sohn ____München den 6ten oct: 1777____________________\hfill wolfgang Amadé Mozart. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM N: Ich Sigl als gecrönter ehe mann empfehle mich gehorsam ____alleseits Papa. & chere File. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881