Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-09 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=912 A-Sm (S. 1-4); Privatbesitz (S. 5-6) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
MARIA ANNA UND WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG AUGSBURG, 14. OKTOBER 1777
__________7.___________________________________________________________________\hfill Augspurg den 14t _____________________________________________________________________________________\hfill octoberis 1777 Wür sind den 11t Mitags um 12 uhr von Münich abgereiset, und abends um 9 uhr glicklich in augspurg angelanget, und hab also dise Reise in 9 stund mit ein Rosselehner gemacht, welcher noch darzue eine stunde gefuethert hat. Mithin haben wir uns nicht im Dato geirret, den wir haben noch vor Mittag geschrieben; und wir werden glaube ich künftigen freÿtag als über=morgen wieder weg; dan hören sie nur wie schön, generos die Hr: Augspurger sind! ich bin noch in keinem ort mit so viellen Ehrenbezeügungen überhäüffet worden, wie hier. Mein erster Gang war zum hr: stadtpfleger Longotabaro; Mein hr: vetter, der ein rechter brafer, lieber Man, und ein Ehrlicher burger ist, hat mich hin begleitet, und hatte die Ehre oben im vorhause wie ein laquais zu warten, bis ich von dem Erz=stadtpfleger heraus komen würde. ich ermangelte nicht, gleich vom anfang die unterthänigste Empfehelung vom Papa auszurichten. Er errinnerte sich allergnädigst auf alles, und fragte mich: wie ists dem herrn imer gegangen? ich sagte gleich darauf. gott lob und danck recht gut, und ihnen hoffe ich wird es auch ganz gut gegangen seÿn? – – Er wurde hernach höfflicher und sagte sie, und ich sagte Euer gnaden wie ich es gleich vom Anfang gethan hatte. er gab mir keinen fried, ich muste mit ihm hinauf zu seinem schwiegersohn |: im 2:ten stock :| und mein hr: Vetter hatte die Ehre unterdessen über eine stiege im Pflez zu warten. ich muste mich zurückhalten, mit allem DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM gewalt, sonst hätte ich mit der grösten höfflichkeit etwas ge=sagt. ich hatte oben die Ehre in gegenwart des gestarzten h: sohn, und der langhachsigten gnädigen jungen frau, und der Einfältigen alten frau so beÿläufig 3/4 stunde auf einen guten Clavicord von stein zu spiellen. ich spiellte Phantasien, und endlich alles was er hatte Prima vista. unterandern sehr hübsche stücke von einem gewissen Edlman. da war alles in der grösten höfflichkeit, und ich war auch sehr höfflich. dan meine gewohnheit ist mit den leüten so zu seÿn, wie sie sind; so kömt man am besten hinaus. ich sagte daß ich nach dem Essen zum stein gehen würde. der junge h: trug sich alsogleich selbst an mich hinzuführen. ich danckte ihm für seine güte, und versprach nach Mittag um 2 uhr zu komen. ich kam. wir giengen mit einander in gesellschaft seines h: schwagers, der einen völligen studenten gleich sieht. obwohlen ich gebeten hatte still zu halten wer ich seÿ, so war h: v. langenMantel doch so unvorsichtig, und sagte zum h: stein. hier habe ich die Ehre ihnen einen virtuosen auf dem Clavier aufzuführen, und schmuzte darzu; ich Protes=tierte gleich, und sagte ich wäre nur ein unwürdiger scolar von h: Sigl in München, von dem ich ihm vielle 1000 Complim: ausgerichtet habe. – – Er sagte Nein mit dem kopf – – und endlich – – sollte ich wol die Ehre haben den h: Mozart INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 vor meiner zu haben? – – O Nein, sprach ich, ich nene mich trazom, ich habe auch hier einen brief an sie. er nahm den brief und wollte ihn gleich erbrechen. ich liesse ihm aber nicht Zeit, und sagte, was wollen sie den iezt da den brief lesen, machen sie dafür auf, daß wir im saal hinein können; ich bin so begierig ihre Piano forte zu sehen. Nu, meintwegen, Es seÿe wie es wolle; ich glaube aber ich betriege mich nicht. er machte auf. ich lief gleich zum einen von den 3 Claviern die im Zimer stunden. ich spiellte, er konnte kaum den brief auf bringen, vor begierde überwiesen zu seÿn, er laß nur die unterschrift. O schrie er, und umarmte mich. er verkreüzigte sich, machte gesichter, und war halt sehr zufrieden. wegen seinen Claviern werde ich nachgehends sprechen. Er führte mich hernach gleich in ein Cofféhaus. – wo ich, wie ich hinein trat, glaubte, ich müste wieder zurück=fallen, für gestanck und Rauch vom taback. ich muste halt in gottes Namen eine stunde aushalten. ich ließ mir auch alles gefallen; obwohlen ich in der türkeÿ zu seÿn glaubte. er machte mir dan viell wesens mit einen gewissen Graf, Compositeur. | doch nichts als von flutenconcerts :| er sagte mir, daß ist ganz was besonderes. und was man halt übertriebenes sagen kan. ich schwizte im kopf, händ, und ganzem leibe vor angst. dieser graf ist ein bruder zu die zweÿ, wo einer im Haag, und der andere zu zürch ist. er gab nicht nach und führte DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM mich gleich zu ihm. Daß ist ein ganz Nobler Man. er hatte einen schaffrock an, wo ich mich nicht schämete, auf der gasse ihn zu tragen. er sezt alle wörter auf stölzen; und macht gemeiniglich das maul ehender auf als er nur weis was er sagen will; – – manchmahl fällt es auch zu, ohne etwas zu thun gehabt zu haben. Er Producirte nach viellen Complimenten ein Concert auf 2 fluten. ich muste die Erste violin spiellen. daß Concert ist so. gar nicht gut ins gehöre. nicht natürlich. er marschirt oft in die töne gar zu – – Plump; und dieß alles ohne die mindeste hexereÿ. wie es vorbeÿ war, so lobte ich ihn recht sehr; dan er verdient es auch. der arme Man wird mühe genug gehabt haben. er wird genug stu=dieret haben. Endlich brachte man ein Clavicord aus dem Cabinet heraus, |: von h: stein seiner arbeit :| recht gut, nur voll mist und staub. h: graf, welcher Director hier ist, stund da wie einer der imer geglaubt hat ganz besonder in seiner Reise durch die töne zu seÿn, und nun findet, daß man noch besonderer seÿn kan, und ohne dem ohr wehe zu thun. mit einem wort, es war halt alles in Verwunderung. Nun muß ich schliessen, sonst versäume ich die Post die um 4 uhr schon weg=gehet. nächstens die ganze Augspurgerische historie. ich küsse 1000 mahl die hände und bin__________\hfill wolfgang Mozart mp INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Von W. A. Mozarts Hand __________________________________________Vor 17 Okt __________________________________________14 Okt. 1777. die schusterischen Duetts habe ich den h: von kleinmaÿern mit gegeben. ich habe auch einen brief darzu geschrieben; und da habe ich eben darein geschrieben, daß es der h: von kleinmaÿer mit sich nimt; an alle gute freund, und freündinen Meine Empfehlung. absonderlich an h: Bullinger. und von mir auch alles erdenckliches an alle guette freind und freindin_________________\hfill Marianna Mozart Diese 3 Zeilen von der Hand __________seiner Mutter. ich bitte mir die Adresse vom bischof im Chiemseé zu schicken! aber nicht vergessen! Die vollkomne Aechtheit beider Originalhandschriften verbürgt Wien im July 1839._______________Aloÿs Fuchs in Wien. N. 6_____N. 6 daugsb À Monsieur Monsieur Leopold Mozart maitre de la Chapelle de S: A: R: L'archeveque de à Salzbourg