Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
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Morgenstern
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Kelnreiter
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Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA MOZART IN AUGSBURG
SALZBURG, 23. OKTOBER 1777
mit Nachschriften von Leopold Mozart, Joseph Bullinger, Maria Anna (Nannerl) Mozart und Rosalia Joly an Wolfgang Amadé Mozart
11.______Meine Liebe Ehegattin!________________________________________________________\hfill Salzb: d 23 octb: 1777
Das erste was ich dir, da ich eben aus dem PfingstagAmt nach Hause kome, bericht muß, ist, daß
die Fr: Oberbereiterin heute frühe nach 8 uhr unverhoft in die Ewigkeit gegang. Gestern Lude sie
ihre Hebame auf heute zum Frühstück ein, weil heute der fr: Oberbereuterin Hochzeittag ist.
Sie kam um halb 8 uhr und fand die Fr: Oberb: schneeweis angekleidet im best humor, die
ihr sagte, daß sie heut besseres Muths wäre als an ihrem wirkl: Hochzeittage, wo sie dortmals
voll der Angst war: dann zeigte sie ihr ein ganzes kistl voll Wienerschue, die sie erst er=halt, und sagte: davon werde ich kein paar zerreiß, meine Nachfahrerin wird frohe seÿn
ein ganzes küstl Schue zu find. auf einmahl klagte sie ein Schmerz im Bauch und gieng auf
den Nachtstuehl, da überfiel sie unter einem Laxier eine Ohnmacht, man schickte zum Dr.
Barisani und barb: Gilowsky. h: Dr. Barisani ist in Lauff, seine Frau kam mit dem jung
Dr: Steinhauser, der eb aufs Pferd sitz wollte d 2 Barisani, die um 8 uhr mit dem Postwag
nach wien gegang, das Geleit zu geb, und fand sie in der zweÿt Ohnmacht, der iunge Leker
Steinhauser ordinierte eine Aderlass, h: Gilowsky glaubte, man sollte sie eher recht warm halt
und erstaunlich frottier, allein der Dr: Steinhauser bestand auf der Aderlass. Man schlug ihr
die Ader – ein bischen Blut, – ein paar schupfer – da war sie weg! – – Nun hat man
also gleich mit der schön Neuigkeit ein Klepper nach Lauff geschickt. Nun eine ande Historie!
Sage dem Wolfgang, die gros=augete Mundbecken dochter, die mit ihm beÿm Stern gedanzt, und ihm
oft so freundliche Compliment gemacht, dan endlich nach Loretto ins kloster gegang, ist wieder in
ihr vatterliches Haus zurückgekehrt. Sie hat gehört daß er von Salzb: wegreisen will, sie wird
geglaubt hab ihn noch zu seh und ihn abzuhalt; er wird also die Güttehab dem Vatter die Unköst
zu ersetz die der Pomp und alle die schön zubereitung des kloster Eintrittes gekostet hab.
Ihr seyd also noch in Augsp:? – bravissimo! ich habe schon meinem Brud den vorig Brief ein=geschlossen, weil ich glaubte ihr möchtet über Stöck und Staud weg seÿn; nun sehe daß ihr
vor dem 24 od 25 nicht weg komt, folglich 14 Täge in Augsp: bleibt. freÿlich muß man, wen
man ein Concert geb will, solches viele täge vorher bekannt mach. Ich wünsche nur, daß es
einträglich seÿn möchte! doch vermuthe, es wird nicht gar viel austrag. die Person wird wohl
1 fl 12 xr bezahl. Ob aber viel kom. Ich bin begierig solches zu hör. daß das orchester
sehr traurig – weis ohnehin; das ist freilich betrübt! Diesen augenblick schickt mir h: Hagenauer
das intelligenz=blat, und in eb der Minute die Fr: v gerlichs die Zeitungen, weil in beÿd das
Concert angekündigt ist. Es ist gut das 2 Einlagplätze sind. Die ankündigung ist sehr gut
gemacht. Ihr werdet also das ClavierConcert a 3 Clavecin spiel? und da wird vielleicht h: Steins
kleine Tochter mit spielen? vielleicht gar das 1st Clavier, du das 2te, und etwa vatter Stein das 3te? – --so liesse sich etwas vermuth! – – Nun, da du dieses liesest, ist alles vorbeÿ, und ich hoffe
darüber ein paar Worte Nachricht, wie es abgelauff. Mir ist Lieb, daß h: Steins Pianforte
so gut sind. Sie sind aber freilich auch theuer. h: Gasser |: nicht Gassner :| hat erst seine
junge schöne Frau verloren, ich laas es in einem schreib, vor einiger Zeit, an h: Hagenauer.
Er hat euch also kostbar tractiert. Er ist in der That ein ungemein dienstbarer höflicher
Man. Ihr waret auch beÿ h: v Zabursnek. Er schrieb es an h: Johanes Hage=nauer, und setzte beÿ, daß er euch gerne eingelad hätte, allein seine Frau seÿ in Kindbette,
er werde aber mit freude im Concert erschein. – – Nun vergesst so dan das Abreisen nicht:
die kälte wird imer eindringender. am Sontage und Montage fieng es hier an zimlich kalt zu
werd. am Dienstag, Mittwoch und heute, war die kälte, durch ein ohnausgesetzt Wind und
dem allerschönst Wetter so heftig, daß die Pferde und Figur des Hofbruns gänzlich mit Eys
und Eyszäpfen überzog sind, und aller Ort man gezwungen war ein wenig feuer in Ofen
zu mach. Die weinreb Läuber sind alle so eingeschrumpft als wär sie im Schmalz geback,
und etliche Kayserbirn, die noch am Baum war, sind gefrohrn. – Ich befinde mich, Gott Lob,
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gesund, habe weder Brustschmerz, noch Husten, und hab mich recht gut erhohlt. Du wirst nun
wohl das gehen besser in Gewohnheit gebracht hab, als in Salzb: da du nun Viertlstund
und fast halbe Stund weit gehest, wie zum Beyspiel, zu h: Stein, wen er noch draussen
am Lech wohnet, und nach St: Ulrich &c: Du wirst beÿ der Bewegung, hoffe, ganz
gesund seÿn, Gott erhalte
euch beyde ich bin euer alter____________________Mozart mp.
_____Mon très cher Fils!
Ich soll dir zu deinem Nahmenstage Glück wünsch! aber was kan ich dir itzt wünsch,
was ich dir nicht imer wünsche? – – Ich wünsche dir die Gnade Gottes, die dich
aller Ort begleite, die dich niemals verlass wolle, und niemals verlass wird,
wen du die Schuldigkeit eines wahr Catholisch Christ auszuüb befliss bist.
du kenest mich. – Ich bin kein Pedant, kein Bettbruder, noch weniger ein
Scheinheiliger: allein deinem Vatter wirst du wohl eine Bitte nicht abschlag? --Diese ist: daß du für deine Seele besorgt seÿn wollest, daß du deinem
Vatter keine Beängstigung in seiner Todesstund verursachest, damit er in
ienem schweren augenblick sich kein Vorwurff mach darf als hätte er an der
Sorge für dein SeelHeil etwas vernachlässiget. Lebe wohl! Lebe glücklich!
lebe vernünftig! Ehre und schätze dein Mutter, die in ihrem Alter nun viele
Mühe hat, Liebe mich wie ich dich liebe als dein wahrhaft sorgfältiger
______________________________________________________________________________________\hfill Vatter Leop: Mozart mp
__________________________________Allerliebster Freund!
Die Aufrichtigste Wünsche mache ich Ihnen zu ihrem h: Namensfest,
die imer der wärmste Freunde machen kan. Vergnügen, Zufriedenheit,
Glücke p sind zwar solche Dinge, die ich Ihnen daher sagen kan, aber sie
sind noch nicht das, was ich Ihnen gern sagen möchte, und doch nicht auszu-drücken fähig bin. Bester Freund Sie kenen mein Herz, lassen Sie Ihnen
dieses gefallen. Ich bin gar nicht wohl zufrieden mit den verteufelten
Schwaben; Ihr neuliches Betragen macht Ihnen wenig Ehre. Doch es sind
nicht alle von diesem Gelichter. Leben Sie wohl bester Freund. Ich bin ihr
Jos. Bullinger
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________________________________Liebster bruder!
ich wünsche dir alles glük und Segen das gott dich stetts gesund erhalte,
und denke wenn es dir gut oder auch übel geht auch an uns, die wir hier
so Traurig die zeit durchleben müssen, und von ihnen getrennt.
und ich wünschte nur das dieses wegen welchem hr: cassel um
uns zu gratulieren zu uns gekomen ist wahr wäre. nehmlich
du und der papa wären mit 1600 gulden in München aufgenohm.
solche lügen glaube ich bringt die Haidin und ihr geschlamp auf.
den sie wünschen meinen papa von hier wek um gewiß zu seÿn,
das ihr Mann capellmeister wird.
gilovsky katerl läst sich der mama empfehlen, und dir zu deinem
namens Tag gratulieren. sie hat die ganze woche, ausgenohm
den Sontag nicht die zeit zu uns zu komen. weil der camerd[iener]
wieder hier ist. die Tresel und der Pimperl lassen dir auch gratu[lier].
lebe wohl, und gesund ich küsse der mama die Hände und dich küsse
ich mit einem schmatzerl.
die Seide wird die mama wohl in münchen vergessen haben zu kaufen?
es ist nur eine frage, und darauf bitte ich eine antwort.
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N:° 11
À Monsieur
Monsieur Le Chevalier Wolfgang Amadè
Mozart Maître de Musique
à
120 _____58
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\newpage
Wolfgang Mein liebster freint, dein NamensTag ist heunt,
drum wünsch ich dir darzue, du allerbester bue;
So viell alls du nur wilst, und dir gebürt zu haben,
beglükt solst alzeit sein, nich freßen dich die schaben,
das glük, was dir hat hier, nur stetts den arsch gezeigt,
Sey dir in ferneren orth, gedopelter geneigt,
das wünsch ich herzlich dir, So wahr ich hab das leben,
und wan es Möglich wer, wolt ich statt wünschen geben,
Sag deiner Mutter doch, die ich So sehr verehr,
das ich sie alzeit lieb, und offt zu sehn begehr,
Sie Soll ihr freundschafft mir, nur noch So lang erhalten,
So lang sie haben werd an ihren arsch Ein spalten,
bleibts gsund, geliebte Freünt, in Freiden und in spaß,
und Machts zu weill auch Ein kleins duet mit schaß
_____________________________________________________________________Rosalia Joly
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