Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOAZRT AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MANNHEIM SALZBURG, 1. BIS 3. NOVEMBER 1777
____Mon très cher Fils!___________________14._____________________\hfill Salzb: d 1 Novemb: 1777. Diesen Augenblick kome aus dem Amt vom Domb, es wurde die Hautb: Mess vom Haydn gemacht, er Tacktierte sie selbst. Es war auch das offertorium, und an statt der Sonaten die Worte des Graduals, so der Priester bethet, ebenso dazu Componiert. gestern wurde es nach der Vesper probiert. der Fürst hielt das Amt nicht, sond der Graf Friedrich Lodron, weil Bischof in Chiemse, Breiner, und Dietrichstein in Aug=spurg auf dem allerheilig peremptorio, folglich nicht hier sind. Mir gefiehl alles ausserordentlich wohl, weil 6 Oboist, 3 Contrabass, 2 Fagötte, und der Castrat, welcher auf 6 monat, mit monatlich 100 f aufgenohm ist, dabeÿ war. Ferlendis und Sandmaÿr hatten die Solo=Oboen. der Oboist beÿm Lodron, ein gewisser Student, dan der Durnermeister und Obkirchner war die Ripien=oboen Cassl und der Chorherr Knozenbry war die Contrabässe beÿ der Orgl neb den Posaun. Estlinger war mit den Fagött, Hofer und Perwein neb den Oboist auf dem ViolinChor. was mir sondheitl: gefiehl war, daß, da die Oboen und Fagötte der Menschenstime sehr nahe kom, die Tutti eine pure recht stark besetzte Vocal=musik zu seÿn schiene, indem die Sopran und Altstim, durch die 6 Oboen und die AltPosaun versterkt, der Menge der Tenor und Bass=stimm, das rechte Gleich=gewicht hielt, und das pieno so mayestätisch war, daß ich die Oboe Solos ganz gerne hergeschenkt hätte. die ganze Historie dauerte 5 viertl Stunde, und mir war es zu kurz, dan es war wirkl: trefflich geschrieb. Es geht alles natürlich fort; die Fugen, sondheitl das Et vitam p: im Credo und das Dona nobis, dan das alleluja im offertorio sind meister=lich durchgearbeitet, die themata natürlich, und keine übertriebene modulation oder zu gähe Ausweichung angebracht. das graduale, anstatt der Sonat ist ein förmlicher Contrapunct durchaus in pieno. – überhaupts that hier die Stime des Castrat gute dienste. sollte ich diese Messe, über Kurz od Lange bekom könn, so schicke ich dir solche gewiß. noch muß anmerken, daß der Brunetti beÿm Ferlendis und der Wenzl Sadlo beÿ den Fagotist, der Hafeneder aber beÿ den and Oboist rückwerts stund, imer auf den Haydn sah, und ihn den tact auf die achsel schlug: sonst würde es manchmal, sonderheitl in Fug und beÿ lauffend Bass=obligation artig unter einand gegang seÿn. Nun möchte doch endlich eine DomCapellmeister, od viceCapellmstr Stelle herausspringen, daran so viele Jahre gearbeitet wird. Es wird beÿ dem allem noch seine Anstände hab; dan du must zur Neuigkeit wissen, daß Rust in elend Gesundheits Umständ ist; so zwar, daß ihm Dr: Barisani gesagt er solle abreis, so bald er kan, wen er nicht diesen Winter seine Gebeine hier lass will. Er hat demnach seine Entlassung verlangt, die ihm der Erzb: aber nicht geb will, sich über den Dr. Barisani erzörnt und den Dr. Buchman zum Rust geschickt hat. Rust hat, da Barisani nun nicht mehr zu ihm kam, alle Kräft zusamgenom, und ist zum Barisani mit des Buchmans verord=net Recepten hinausgegang, der beÿ Ansicht derselb, ihm sagte, wen er diese Me=dicament nehme, so werde er einige Woch eher sterb. Was nun weiter gescheh INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wird, wollen wir erwart; freilich würde etwa der Erzb: leichter 15 f. für eine Nachte=begräbniß, als 20 duggatt Reisegeld verschmerzen: und wen der arme Man sodan beÿ seiner Ankunft in Italien denoch sterben sollte, so wäre es ja für das Reise=geld Schade. Ferlendis hat sich beÿm Fürst gemeldet, ob er nicht nach Wien reisen därffte, um sich etwas zu verdien; indem er beÿ seiner Besoldung nicht leb könnte. da wird nichts daraus: überdas lief er letzlich auf dem Münichberg, wohin er vöglfangen gehet, einem vogl nach, der ihm entwischen wollte, fiel über eine Wurze mit der Brust so heftig auf ein Stock, daß er lang muste liegen bleib, bis er recht athmen und aufsteh konnte, er muste Aderlass, und Öhl trincken, und konnte lange nicht blasen. Gestern beÿ der Probe blies er wied das erste mahl. NB Ich muß etwas widerruff! Sontag d 2ten Nov: das graduale war nicht vom Haÿdn, sondern von einem Italiener, Haydn hatte es einsmals vom Reitter seel: bekom. Heute war ich beÿ der Gräfin von Lodron von 3 viertl auf 11 uhr bis nach 12 uhr. Sie war ganz natürlich höflich, sagte daß sie es in zeitung gelesen, daß du in Augsp warst, und sie zweifle nicht du werdest nach Manheim gehen nicht nur wegen der grossen opera, sondern weil imer deutsche opern alda gespielt werd, und der Churf: die Leute von Talent hoch=schätze. NB das kam mit ihrem gestrig Discurs über die Mittagtafl übereins, den mir der Abbé Henry erzehlte, da sie sagte, der Mozart wird nach Manheim geh, und, es seÿ, wie es wolle, ich kan es mir nicht aus dem Kopf bring, der Churfürst wird ihn behalt. Sie sagte mir eine Menge und fragte mich eine Menge wegen der Piano=Forte vom Stein, und ich erzehlte ihr was du mir davon geschrieb, sie gab dir aus dem Beÿfahl der Gräfin Schönborn recht, die ihr erzehlt hätte, daß sie wegen den Steinisch Instrument über Augsp: gegang, solche unendlich besser als die Spätisch gefund, und für sich eines zu 700 fl angefrümt hatte. mich wundert das h: Stein dir nichts davon gesagt hat. da wir von der Messe des Haydens zur Rede kam, sagte ich ihr meine Meinung wie ich dirs geschrieben hatte, und sie fiel mir gleich in die Rede: ja, das war eben die Meinung des Erzbischofs, der Haydn hat ihn nicht recht verstand, er sagte mirs gleich dort, wie das erste mahl das Kyrie und Gloria probiert wurde, er setzte aber beÿ; ich hab nichts mehr zu ihm sagen woll, damit ich ihn nicht verwirrt und verdriesslich mache, weil ers schon einmahl so angefang hat. – – die Gräfin ersuchte mich auch zu erlaub, daß die Nanerl zu ihr kom und die Clavier Rondò die Missliw: der Nanerl geschickt, ihr spiel möchte: dan ich war Hauptsächlich wegen dem Brief vom Missl: beÿ ihr, und sie versicherte mich das den letzt Post=tag der Erzbischof ihm 25 od 30 duccatt in Münch angewiesen hätte. Sie lued mich öfters ein sie recht oft zu besuch p: und am Ende ersuchte sie mich dir ein Compliment von ihr zu meld, dan schrie der Graf Baucherl und der qualificierte majorath: Sigerl auch hint drein: von mir auch! von mir auch! – – Sie fragte mich so gar: wie der graf Leopoldl Arco sich anlasse: welches sie noch niemals gethan. und ich gab ihm das gebührende Lob. NB. der M: Henry war an deinem Namenstag beÿ uns dir Glückzuwünsch, du hast ihm versproch einmal zu schreib, das magst du beÿ einer ruhigen Zeit einmal thun. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Montag, den 3t Nov: den Augenblick kome aus dem Requiem wo der Sgr: Ceccarelli mit gesung, weil Festum Præposit war. er wohnt beÿm Peruckkenmacher |: der gestorb ist :| wo Ferrari anfangs war. er trift und singt mit recht guter Methode. er fragte um dich, und bedauerte, daß er ein Virtuosen nicht mehr angetroff, von dem er in Itali, und auch hier so viel ausserordentliches gehört. Ich Lued ihn ein dich im Portrait zu seh. Nun hat Rust die Erlaubniß zu reisen erhalt, Barisani geht wieder zu ihm: allein man muß itzt erst seh, ob er durch die Kraft Millch die nötige Kräften bekomt reisen zu könn. – H: B: Schafman ist schon heut 8 täge weg, folglich wirst du ihn wo antreff. des trompeter Schwarz Sohn ist auch angesetzt. der Erzb: befahl dem Oberststallmeister, wie du weist, daß er aller Ort um Trompeter pro Concurso ausschreib soll. Nun kam niemand, als dieser. nachdem er probiert und recht gut gefund word, laugnet der Fürst ins Angesicht weg, daß er iemals befohl habe, um trompeter zu schreib; er wolle sie vielmehr bis auf 6 absterb lass. Nun kan Schwarz die 40 Meil weg die er zu Fusse hergelauff, wid zurück geh. Gestern begegnete mir h: v: Peterman fragte um dich mit allem Eyfer, und bath mich recht angelegentlich ihm zu zeit von dir Nachricht zu geb mit voller versicherung, daß er den gröst Antheil an dein glücklichen Umstände, die er dir von Herz wünscht, nehme. Nun komt eine Sache, die euch gewiß, so wie mich sehr verdrüss wird. wisst ihr wohl, daß unser bester Freund Mr Grim den tage, als du dein Concert gabst, neben dem ConcertSaale beÿ den 3 Mohr angelangt? – Ich laß es im Augsp: Jntelligenz blat. den 22 h: v Grim, Sachsen Gothaischer Gesandter komt mit der Post aus Sachsen, logiert beÿ d 3 Mohr. Ist das nicht zum fraiskrieg. vermuthlich ist er sehr späth angekom, und den Tage darauf gleich wied frühe abgereiset: sonst hätte er das aviso geles, oder von euch red hör. wo mag er nun hin seÿn? – Gott weis es; vielleicht trifst du ihn noch irgendswo an: genug, daß ihr nun wisst, daß er auf der Reise ist. Was würde dieser Man für eine Freude gehabt hab, und ihr, wen er à tempo eingetroff, und ins Concert gekom wäre. Gestern war das gewöhnliche schlüss. das beste gab Prex, die Nanerl schoß für ihn und für sich, u gewan das beste und das zweÿte. komend Sontag wird der traurige abschied in den zweÿ in thrän zerfliessend Person des Wolfg: und des Bäsle auf der Scheibe erschein. wo werdet ihr dieses lesen? vermuthlich in Manheim, dan heut ist der zweÿte Post=tag, daß wir ohne Briefe sind. Ich wünsche, daß du in Manheim etwas zu thun bekomst. Sie spiel imer deutsche opern. vielleicht bekomst du eine zu mach? – Sollte es gescheh, so weist du ohne dem, daß ich dir das natürliche, für iederman leicht fassliche Populare nicht erst recomandier darf; das Grosse, erhabene gehört zu grossen Sach. alles hat sein Platz. Ihr lebt ja doch, hoffe, gesund, das ist das Hauptsächlichste, das wir wünschen, und für das ihr besorgt seÿn müsst. Ich bekümere mich imer ein wenig um die Mama: und du mein lieber Wolfg: bleib beÿ deiner gewöhnlich Diäte, das ist eine Hauptsache zur Gesundheit, um dieses darf ich mich beÿ der Mama nicht sorg, wen sie sich nur warm hält; Lebt also Gesund, Gott erhalte euch, Gott segne euch, ich und die Nanerl küss euch millionmahl und bin samt ihr d alte Trazom. _____Compliment von den Andretterisch, Hagenauerisch, Mölkisch, Mizerl: h: Göth, Ferrari, Ferlendi p: _____Fr: v Gerlichs, Salerl, Bullinger, gr. Leopoldl Arco, beÿde Khünburg gr: Franzl, Carl, und _____Marchal, ò ich müste eine Lytaney hersetz, wer könnte sich alles merk! die ganze _____Statt ist für uns gut und geneigt! Auf des Prex Scheib ließ ich ein unfruchtbar Stein=berg an der Seite malen, aus welchem eine Hand hervorragte, die ein Kranz mit einem Stück Geld haltet. unten am fuß des Bergs und durch den ganzen untern theil der Scheibe sind grüner wasen, und Bäume gemahlt. ob schrieb ich: – – \newline St: Gilgen ist ein Ort, wo viele Berge sind; ____________darin man aber nichts vom Gold und Silber find. ____________Das Beste, so ich schick, komt aus der Bauern Beutl, ____________vom Steffl, Lippel, Hanß; vom hiesl, Thoma, Veitl. A Monsieur Monsieur le chevalier Wolfgang Amadé Mozart Maître de Musique à N: 13 14. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881