Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2012-10 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=930 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
MARIA ANNA MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 8. NOVEMBER 1777 mit Nachschrift von Wolfgang Amadé Mozart
_______________________________________________________\hfill Manheim den 8t Nofember _______________________________________________12._____________________________________\hfill 1777 _________Mein Allerliebster Wür haben dein lesten brief von 29t und auch alle andre richtig erhalten, könn aber unmöglich alles so akurat beandworthen wie es sein solle, dan wür müss die zeit nur stellen, und meistens beÿ der nacht schreib, wo mir erst umb ein uhr ins bett kom den andern tag späth aufstehen, Just zum mittag ess förtig werden, nach den disch zum herrn director Kanwich, und von dorth umb 9 uhr nach haus zum ess. iezt seind die galla täg vor beÿ dem ersten tag war umb 11 uhr das ambt und darunter die Cononen und Peller losgebrant worden, der wolfgang hat nach dem ambt zu der Curfürstin gehen müss, alwo ihme der indentant nehmlich herr graf Savioli aufgeführt hat, sie hat sich noch seiner erinert da er for 14 Jahr hier gewesen, hett in aber nicht mehr gekenet. hernach war grosse tafel und auf den abend gross Apartement. den zweÿten tag ist die grosse deutsche opera, betitelt |: güntter von schwarzburg :| aufgefürth worden, welche sehr schön ist und eine unvergeleichlig Music hat, ist auch ein wunder schönes ballet darbeÿ gewesen. den 3t tag wahr grosse Academie wobeÿ der Wolfgang ein Consert und auf die lest vor der schluss Sinvonie aus den Kopf und eine Sonaten gespillet hat. er hat von den Curfurst und der Curfürstin, wie auch von allen so ihm gehört, ein ungemein beÿfahl erhalt. freÿtag den 4t tag war galla Comedi wir wahr mit Monsieur und Madame Kanawich auch darin. wir haben beÿde den tag wie die academie war beÿ herrn Kanawich gespeist, und heunt hat mein Sohn allein beÿ ihm gespeist, weill er gleich nach tisch mit ihn zu den Curfürsten olfnln Kfndlrn gehet, göstern ist er auch schon dorth gewesen und der (seinen Kindern) DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 (Kurfürst) Chrih"rot ist alzeit darbeÿ gegenwärtig es sind 4 und 2 davon _____________________________der Kurfürst (liebt seine Kinder) spillen Clavier, dlr Chrihrot eflblt olfnl kfndlr über alles, und hat es den indentant befohlen das man den wolfgang solle hin führ. der wolfgang wird noch einmahl beÿ der Curfürstin ganz allein spillen, dan sie hat es ihm versprochen iezt müssen wir erwarth bis sie es befiehlt. indessen winsche ich dir zu deinen Kinfftig Namenstag vill 1000 glick mein lieber mann alles was dir an Seell und leib nüzlich ist mit bestän=diger gesundheit zu erleb, vor allen winschte ich beÿ dir zu sein um dir persöhnlich zu gradulier, weill es aber dermahlen nicht möglich ist, so woll wür deine gesundheit aus ein gutt Rein wein |: den wür dir von herz winscht das du ein hettest :| drinck und stets an dich gedencken, mit der angenehmsten hoffnung uns wenes gotteswillen ist wider zu sehen, und beÿsamen zu bleiben. die nanerl lasse ich griessen und fragen ob die Jungfer bas ihr die seÿden schon geschickt hat, dan sie hat mir versproch es gleich zu über machen. der herr Paron schaffman und herr dehl seind gester vormitag beÿ uns gewes und hab uns besuchet, heunt sind sie nacher Wezlar abgereist. Ich habe heüte vormittag beÿ h: kanabich das Rondeau zur Sonata für seine Mad:selle tochter geschrieben, folglich haben sie mich nicht mehr weggelassen. der Churfürst, sie, und der ganze hof, ist mit mir sehr zufrieden. in der accademie, alle zweÿmal wie ich spiellte so gieng der Churfürst und sie völlig neben meiner zum Clavier. nach der accademie machte Canabich daß ich den hof sprechen konte. ich küste den Churfürsten die hand. er sagte, es ist iezt glaube ich 15 jahr daß er nicht hier war. ja, Eüer Durchleücht, 15 jahr daß ich nicht die gnade gehabt habe – – Er spiellt unvergleichlich. die Prinzessin als ich ihr die hand küste sagte zu mir. Monsieur, je vous assure, on ne peut pas jouer mieux. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Gestern war ich an den ort mit Canabich wo die Mama schon geschrieben hat. da sprach ich den Chürf: wie meinen guten freünd. er ist ein recht gnädiger und guter herr. er sagte zu mir. ich habe gehört er hat zu München eine opera geschrieben. ja, Eüer Durchleücht. ich Empfehle mich Eüer Durchl: zu höchsten gnad, mein gröster wunsch wäre hier eine opera zu schreiben; ich bitte auf mich nicht ganz zu vergessen. ich kan Gott lob und danck auch deütsch. und schmuzte. das kan leicht geschehen. _______________________(Sohn)_______drei____Töchter_____________________älteste______________junge Er hat einen osun, und drlÿ Ts"cutlr. die m"etlotl und der fhngl __Graf Grmi spiellen clavier. der Churfürst fragte mich ganz vertraut, um ____________________________kinder alles wegen seine kfndlr. ich redete ganz aufrichtig, doch ____________Meister ohne den alfotlr zu verachten. kanabich war auch meiner Meÿ=nung. der Churf: als er gieng bedanckte sich sehr höflich beÿ mir. heüt nach tisch gleich um 2 uhr gienge ich mich Canabich zum flutraversist wendling. da war alles in der grösten höflichkeit. ___________________________________einmal__Maitresse__von__dem__Curfürsten die tochter, welche efnamue Amftrlool vsn dla Cuhrihrotln ___war wmr spiellt recht hübsch Clavier. hernach habe ich gespiellt. ich war heünt in so einer vortreflichen laune, daß ich es nicht beschreiben kan. ich habe nichts als aus dem kopf gespiellt; und dreÿ Duetti mit violin die ich mein lebetag niemahlen gesehen, und dessen author ich niemahlen nenen gehört habe. sie waren allerseits so zufrieden, daß ich – – die frauenzimer küssen muste. beÿ der tochter kam es mir gar nicht hart an; den sie ist gar kein hund. hernach giengen __________________________________natürlichen_____Kinder__des___Kurfürsten wir abermahl zu die nmth"refculn kfndlr dls Cuhrihrstln. da spiellte ich recht vom ganzem herzen. ich spiellte 3 mahl. der Churf: ersuchte mich allzeit selbst darum. er sezte sich allzeit neben mir, und blieb unbeweglich. ich liesse mir auch von einem gewissen Professor ein thema zu einer fugue geben, und führte sie aus. Nun folgt die gratulation. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 ___________________________Allerliebster Papa! Ich kan nicht Poetisch schreiben; ich bin kein dichter. ich kan die redens=arten nicht so künstlich eintheilen, daß sie schatten und licht geben; ich bin kein mahler. ich kan sogar durchs deüten und durch Pantomime meine gesinungen und gedancken nicht ausdrücken; ich bin kein tan=zer. ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musikus. ich werde auch morgen eine ganze gratulation sowohl für dero Namens= als geburts=tag beÿ Canabich auf dem Clavier spiellen. für heüte kan ich nichts als ihnen, Mon trés cher Pére, alles vom ganzen herzen wünschen, was ich ihnen alle tage, Morgens und abends wünsche. gesundheit, langes leben, und ein fröhliches gemüth. ich hoffe auch, daß sie iezt weniger verdruß haben, als da ich noch in Salzburg war; den ich muß bekenen, daß ich die einzige ursach war. man gieng mit mir schlecht um; ich verdiente es nicht. sie nahmen natürlicherweis antheil – – aber zu sehr. sehen sie, das war auch die gröste und wichtigste ur=sache warum ich so vom Salzurg weg eilte. ich hoffe auch mein wunsch ist erfüllet. Nun muß ich mit einer Musikalischen gratulation schliessen. ich wünsche ihnen, daß sie so vielle jahre leben möchten, als man jahre braucht, um gar nichts neües mehr in der Musick machen Zu können. Nun leben sie recht wohl; ich bitte sie recht unterthänig mich noch ein bischen lieb zu haben, und mit diesen schlechten glückswunsch unterdessen verlieb zu nehmen, bis in meinem engen und kleinen Verstands=kasten neüe schubladen gemacht werden, wo ich den verstand hinthun kan, den ich noch zu bekomen im sin habe. ich küsse dem Papa 1000 mahl die hände, und verbleibe bis in Tod ____________________________________Mon trés cher Pére Manheim den 8:ten Nov:bre_________________________________\hfill gehorsamster sohn 1777________________________________________________________________\hfill wolfgang Amadé Mozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881