Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos California, USA
Morgenstern Anja text encoding, text editing Kelnreiter Franz technical supervisor, data modelling Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition Ulrich Leisinger Digitale Mozart-Edition https://dme.mozarteum.at
2012-10 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=940 A-Sm (S. 1-2); Verbleib unbekannt (S. 3-4; Nachweis: J. A. Stargardt, 1.-2.4.2008, Katalog 688, Nr. 771) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 20. NOVEMBER 1777 mit Nachschrift von Maria Anna Mozart
_____15.______________________________________________________\hfill Manheim den 20ten Novbre ______________________________________________________________________________________________\hfill 1777 ___________Mon trés cher Pére. Heüt muß ich es ganz kurz machen, weil ich kein Papier mehr zu haus habe. gestern als Mittwoch den 19:ten: fieng wieder die galla an. ich war in Amt, welches ganz funcklnagel neü von vogler componirt war. ich war schon vorgestern nachmittag in der Probe, gieng aber gleich nach geendigten Kyrie davon. so hab ich mein lebtag nichts gehört. Es stimt oft gar nicht. er geht in die töne, daß man glaubt, er wolle einen beÿm haaren hinein reissen; aber nicht daß es der mühe werth wäre, etwa auf eine besondere art, nein, sondern ganz Plump. von der ausführung der Ideén will ich gar nichts sagen. ich sage nur das, daß es unmöglich ist, daß ein voglerisches amt einem Compositeur | der diesen namen verdient | gefallen kan. den kurz. iezt hör ich einen gedancken der nicht übel ist – – – ja, er bleibt gewis nicht lange nicht übel, sondern er wird bald – – – schön? – – gott behüte! – – übel und sehr übel werden; und das auf 2 oder dreÿerleÿ Manieren, nemlich daß kaum dieser gedancken angefangen,mt gleich was anders und verderbt ihn; oder er schliest den gedancken nicht so natürlich, daß er gut bleiben könte. oder er steht nicht am rechten ort. oder endlich er ist durch den satz der Instrumenten verdorben. so ist die Musick des voglers. Canabich componirt iezt viell besser, als da wir ihn zu Paris gesehen. was ich aber, und meine Mama auch gleich, hier an den Sinfonien bemerckt habe, ist, daß eine wie die andere anfängt. allzeit von anfang langsam und unisono. Nun muß ich dem Papa wegenden h: kreuz in augspurg etwas schreiben, daß ich imer vergessen habe. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ich habe recht vielle höflichkeiten dort empfangen, und der h: Prælat ist der beste Man von der welt, ein recht guter alter datl, der aber in einem augenblick weck seÿn kan, indem es ihm starck an othem fehlt. wie er erst leztlich an den nemlichen tag als wir weg=gereiset sind, von schlag gezügt worden ist. er, und der dechant, und Procurator haben uns beschworen, wen wir wieder nach augspurg komen gleich im kloster ab=zusteigen. der Procurator ist so ein lustiger Man, wie der Pater Leopold zu Seon. Mein basl hat mir vorläüfig gesagt, wie er ist; folglich sind wir in der ersten Zusamenkunft so bekant gewesen, als känten wir uns 20 jahr. ich habe ihnen die Messe ex f. und die erste aus den kurzen Messen in C und das offertorium in Contrapunct in D minor dort gelassen. Meine baaß ist ober=aufseherin darüber. das offertorium habe ich accurat zurück bekomen, weil ich es fürs erste verlangt habe. Nun haben sie mich alle, und auch der h: Prælat, geplagt, ich möchte ihnen doch eine ly=taniæ de venerabili geben. ich sagte ich habe sie nicht beÿ mir. ich wuste es auch wircklich nicht gewis. ich suchte, und fand sie nicht. Man liess mir kein fried, man glaubte ich wollte sie nur verleügnen, ich sagte aber. hören sie, ich habe sie nicht beÿ mir, sie ist zu Salzbourg, schreiben sie meinen Papa, es komt iezt auf ihn an. schickt er sie ihnen, so ists wohl und gut. wo nicht, so kan ich auch nicht dafür. es wird wohl glaublicherweise bald von h: Dechant ein brief an papa erscheinen. Nun thun sie was sie wollen. wen sie ihnen eine schicken wollen, so schicken sie die lezte die ex E b: den sie könen alles besezen, es komen zur selben Zeit vielle leüte zusamen, sie beschreiben sie gar, den das ist ja ihr gröstes fest. adieu. ich küsse dem Papa 100000mahl die hände, und meine schwester umarme ich vom ganzen herzen und bin dero gehorsamster sohn _________________________________________________________________________________\hfill wolfgang Amadé Mozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 _____________________________________________________vor 22 Nov 77 ________________________________________________________________19 20 unsere Empfehlung an alle bekante, absonderlich an herr bullinger Jungfer Sallerl, Jungfer Mizerl, gilovzki Catherl, Herr Gött, die Thresel las ich grüß, wür sind gott lob gesund. Heunt würd wider die große opera gespilt, göstern als an Elisabetha tag hab ich und der wolfgang beÿ herrn und Madame Wendling gespeiset, nemlich beÿ den flautraversist, der Wolfgang gilt alles beÿ ihn sie haben eine einzige tochter die sehr schön ist, und die der bach in England hat wollen heurath, sie ist schon über 1 12 Jahr kräncklich, weil sie von einen fieber ist übel curiert worden, ist woll schade umb dise pehrsohn, adio lebts beÿde gesund ich kisse dich und die nanerl vill 1000 mahl verbleibe dein getreues ___________________________________\hfill altes weib Mozartin _____Vorstehende Zeilen sind von der Hand _____der Marianna Mozart (Mutter ________des großen Mozart) _______________________________AF. N. 15 N. 15 fro augspurg Monsieur Monsieur Leopold Mozart maitre de la Chapelle de S: A: R: L'archeveque de et à Salzbourg Diese Adresse ist von der eigenen Handschrift des unsterblichen Tonmeisters W. A. Mozart (v. J. 1777) Die Aechtheit verbürgt Aloÿs Fuchs.