Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
Austria
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Los Altos
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Morgenstern
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Kelnreiter
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MANNHEIM
SALZBURG, 8. DEZEMBER 1777
mit Nachschrift von Maria Anna (Nannerl) Mozart
___________________________________________________________________24.______________________\hfill Salzb: d 8t Decemb: 1777
_____Mon très cher Fils!
So viel ich sehe haben wir einander nicht verstand. den Schritt den du gethan hast,
war nach meiner Meinung recht gethan, das weist du aus mein Briefen: allein
hast du mir auch nur ein einziges Wort geschrieb, ob du etwas vorgenom, od nicht?
ob dein gethaner Schritt vergebens war? – – Nicht ein Wort! in einem Augen=______________________________________________________________Das___Präsent war__eine__goldene__Uhr
blicke komt dein schreib, wo es heist, dmo Prlolnt wmr lfnl gsedlnl hur,
Geld__wäre__mir zur Reise__lieber____gewesen.
gled wm"rl afr zhr Rlfol eflblr glwloln. dan komt, ich war
___________________________und der___________________entschuldigte sich, er hätte keine__dir
beÿ h: Schmalz, hnd dlr lntocuhedfgtl ofcu lr um"ttl klfnl ordre dfr
Geld____zu geben.
Gled zh glbln. Sage mir nur, ob ich daraus etwas andes schlüss konnte, als daß
_______________abreisen wollt, und aus Mangel des Gelds__nicht fort
fur mbrlfoln wseet, hnd mhs amngle dlo Gled nfcut isrt könnt.
muste mir dieses nicht fremd kom, da es mich so überfiel, da ich am wenigst
daran dachte, und du mir nicht einmahl Nachricht gabst wie? – was – warum –
wohin? – hättest du geschrieb, daß du dich länger aufhalt wirst, aus d Ursache um
_______gar__den Winter___in Manheim___zu bleiben
etwa gmr dln Wfntlr fn Amnulfa zh belfbln, du hättest itzt eine
Proposition
prspsoftfsn gemacht, oder wärest gesint solche zu mach; so wäre ich, die Nanerl und
h: Bullinger im klar gewesen und hätte nicht die mündeste Sorge gehabt; da ich
wohl weis, daß, wen man an einem Orte aushalt muß, man auch Geld braucht,
und etwas wagen muß. Ich muste also ganz natürlich auf 1000 gedanck verfall,
auch bedacht seÿn euch vieles zu schreib, das ich sonst nicht geschrieb hätte.
du glaubst gesehen zu hab, daß ich mich nicht in Glück und Unglück schick könnte.
weist du wan ich mich darein schick kan? – dan, wan ich ohneracht aller
gemacht gut Anstalt darein verfalle; und mir nichts vorwerff kan: dan
kan ich mich vortrefflich darein schick, weil ich mir nichts vorzuwerff habe.
Ich hatte, da ich in Engelland so gefährlich krank
war, schon meine Anstalt ausgedacht, die ich mach könnte euch in sichere Hände
zu übergeb, wen ich dem Todt nicht zu entgeh Hofnung hab sollte. Ich und
die Mama tröstet einand beÿ eurer beyder Kinder gefährlich Krankheit
im Haag und in Ollmütz. Aber die Hauptsache war imer, daß man
wuste in allem Unglücksfalle, wo man Geld hernimt. h: Selcken würde
mir, da der Wirth sein Geld hab wollte, nicht 600 f paar gelieh hab,
um den Wirth also gleich bezahl zu könn, wen er nicht den
Credit an Neel et Fils in Amsterdam in mein Händ geseh hätte: und
ich bin nicht nach Ollmütz gereist, obwohl es von Wien nicht so gar erschröckl:
Weit ist, ohne an h: von Kettenburg Credit mit mir zu hab; den ich dan
auch nötig hatte obwohl ich mirs nicht einmal träum ließ, daß ich ihn
brauch sollte. daß dieser der einzige Grund meiner in den vorhergehend Brief
enthalten Klagen ist und war, wirst du beÿ genauer Überlesung und reifem
Nachdenk klar einseh: da nicht ein einziges Wort in dein Briefen find konnte,
welches mich nur muthmass ließ, daß du einen Schritt thun wolltest, noch weniger
___________________________um in Mannheim zu verbleiben
gethan hättest, hab fn amnulfa zh vlrbelfbln. – noch, wohin du reisen willst.
Nun bin ich zufrieden, es mag ausfallen wie es will: und deine Sorge solches niemand
zu sag ist gewis überflüssig. Ich werde etwa dla lrzbfocusii, dlr meelo lrimhrt,
_________________________________________________________________________dem Erzbischof, der Alles erfährt,
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________________________________uns auszulachen
Gelegenheit geben, hno mhozhemculn wen nichts daraus würde?, daß kan du
von mir denk? Ich hab dir noch nicht geschrieb, daß nach deiner Abreise alle Welt
mich fragte, wo du hingehest? und meine Antwort war imer, wie itzt noch,
daß ich es selbst nicht wisse: und ich konnte es nun auch in der Warheit sag,
daß ich es nicht weis. Von Augsp: laß man es in d Zeitung, und von Manheim
schriebs h: Baron Schafman. Und da man mich mit einer gewißen Mine
fragt warum du noch in Manheim bist, so antworte ich imer, ich wüste
nicht ob du noch da wärest; du bliebst weg der Churfürstin Nahmens=tage noch da und es könnte etwa seÿn das du auch erst nach des
Churf: Geburtstag, der d 12t dieses seÿn wird, abreis wirst.
Der Churfürst wird, so viel ich weis, d 10 od 12 Decemb: 1724 gebohrn seÿn.
Genug! mir kan nichts mehr am Herz lieg und mich mehr in tödliche Unruhe setz,
als die Unwissenheit und der Zweifl, und die daraus nothwendig ent=stehende Angst, wie es den geht die mir mehr als mein Leben am
Herzen liegen. bleibt ihr den Winter in Manheim, so ist es mir
lieb: die Winterreise machte mir weg d Mama einige Sorgen;
und darum studierte ich auch wie solche bequemer einzuricht wäre.
Bleibst du___um die___junge___Herrschaft__zu__instruiren
belfbot dh hab dfl fhngl Ulrrocuait zh fnotrhflrln, so hast du
________________________dich______beim Kurfüsten einzuschmeicheln;
alle Gelegenheit dfcu blya Cuhrifrotln lfnzhocualfculen: und es wird nicht
_______________________________________daß du dir die Gouvernante_________zur Freundinn
nötig seÿn, dir zu sag, dmo dh dfr dfl ghvlrnmntl recht zhr irlhndfn
machen must. – – Nun muß ich dir noch auf deine anectode, daß die
Glückseeligkeit nur in der Einbildung bestehe, antwort. Ich bin ganz
wohl damit einverstand. Ich frage dich nun aber ob sich dieser Satz
_______________________________________________________________________________________________Wirtshause
so allgemein verstehen lässt, daß ein Reisend, wen er im Wfrtoumhol
oder__________________________________________________kein Geld_____hat weiter
sdlr in einem Posthause p: sitzt und klfn Gled umt wlftlr
zu kommen__________________________________________Postmeisters,__Wirths
zh ksaaln, folglich der Grobheit eines Psotalfotlro, Wfrtlo, od ander
Person ausgesetzt ist, sich dan auch selbst bered kan, daß die Glüksee=ligkeit in der Einbildung bestehe? – – Mein lieber Wolfg: dieser
Satz ist nur ein Moral=Satz für Menschen, die mit nichts zufried sind.
und da die meist, ia fast alle Mensch imer unzufried sind, und ieden
seiner Nebenmensch für glücklicher als sich halt; so will man sie dadurch
belehren – zu recht weisen – und ihnen zeigen, daß ieder Mensch mit seinem Stande,
und Umständ, in die er sich nach seiner Fähigkeit gesetzt, zufried seÿn, und sein
Nebenmensch nicht beneiden solle, den er vermuthlich oft, ia meistens nicht be=neid würde, wen er dessen geheime weit schlechtern Umstände recht wüsste:
den wir urtheil nur imer nach dem äussern Scheine, da ieder die schlime
Seÿte sorgfältig zu verberg sucht.
Gestern d 7t gab die Nanerl das beste. Ich gewan es, und für die Mama hab
10 Xr herausgeschoss. bis den abend war unser gewöhnliches Spiel. Nun hab
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3 mahl nach einand das beste gewon. Man sagt nun es wäre auf der guarda=robba bereits ein gutes Winterkleid für h: Haydn auf die Reise nach Ital:
angeschafft. – den möchte ich in Itali mit den Wälsch red hör! da werd
sie gewiß sagen: questo è un vero Tedesco! Der Erzbisch: ist einige Zeit her
sehr um den alt Andrino bekümert, er fragt um sein Alter,
um seine Gesundheit p: der alte ist aber sehr aufgebracht darüber, den
er merkt es, daß der Erzb: den Castratt gerne in seinem Zimer, kost, p:
im Capellhaus hab möchte, und daß diese frag dahin ziel ihm die ewige
Glückseeligkeit unter den himlisch Castrat zu gönen. Nun muß ich end,
das Papier ist im Ernste, nicht wie beÿ dir im spaß, wirklich angefüllt.
Hoffe daß ihr beÿde diesen Brief beÿ guter Gesundheit lieset, so wie wir beÿde ihn
ganz gesund |: Gott Lob :| geschrieb. Solltest du nun in Manheim bleib, so werde dir die
2 Sonaten à 4 Mani klein Copierter schick für die 2 Scolarn. Wir küssen euch beÿde
von Herz, wünsch gute Gesundheit &c: &c: und bin samt der Nanerl d junge Man
_____________________________________________________________________________________________________\hfill und Vatter Mzt mp
ich habe ein wahres Vergnügen das sie beÿde gott seÿe dank gesund sind, wir
sind beÿde wie es in dem trauerigen Salzburg sein kan gesund. ich danke
dir für das erste stuk und andante der Sonaten, ich habe es schon durchgespielt
das Andante braucht schon eine starke aufmerksamkeit und nettigkeit.
mir gefählt sie recht gut, man kennet es, das du sie in Manheim
componirt hast. ich freüe mich schon auf das Rondeau. die hoff=Marschallin Anton Lodron ist gestorben. neuekeiten giebt es sonst nichts.
ich wünsche das du diesen winter in Manheim bleiben kanst. da es
für die Mama zu beschwerlich ist, den winter durch zu reisen.
Leben sie beÿde imer gesund und denken sie auch öfters auf uns.
ich küsse der Mama die Hände und dich umarme ich.
Der EdlknabHofmeister h: von Dippolt ist KriegsRath geword.
der Erzb: wird keinem Pfleger auf dem Land in das künftige ein Carracter geb, dem h:
von Pichl Pfleger zu deissendorf ist nicht nur d RathsTitl, sondern sogar der
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Trouchses Titl abgeschlag word. da Die herr Pfleger ihre Söhne sonst schon gebohrne gnädige
Herrn seÿn woll, und sich zu gut gedünck unter= Mitter= und Oberschreiber zu
werd, sondern gleich Pfleger und Räthe seÿn woll, ohne den nötig Praxin zu
haben; die Töchter aber als hochadl: Freulein lieber gnadengelderin bleib als aus
dem hochadl: Stand zu heyrath. das gab ein gross Lerm unter dem wild Adl!
das scheint mir aber nun einmahl etwas gescheides zu seÿn.
Empfehle über Empfehlung – müst ihr euch selbst einbild, den dern sind
so viele, daß ich sie nicht alle merk, mich dernselb erinern, und herschreib könnte.
der Pimperl bellt und überschreit sie alle.
frcoaug À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
______________________________à
In dem Pfälzischen
Hofe__________________Manheim
N:o 24.