Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-10 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=952 A-Sm (S. 1-4); Verbleib unbekannt (S. 5-6) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 10. DEZEMBER 1777 mit Nachschrift von Maria Anna Mozart
___________________________________________________21.____________\hfill Manheim den 10:ten sept: dec: _________Mon Trés cher Pére!_______________________________________\hfill 1777 _________________________________________________dem Kurfürsten Hier ist es dermalen nichts mit dln Cuhrihrotln. ich war vorgestern in ___________________________________________________Antwort_______________________________Graf der accademie beÿ hof, um eine mntwsrt zu bekomen. der grmi om= Savioli vfslf wich mir ordentlich aus; ich gieng aber auf ihn zu: als er mich sahe, schupfte er die achseln. was, sagte ich, noch keine antwort? – – bitte um vergebung, sagte er, aber leider nichts. – – eh bien, sagte ich, das hätte mir der Churf: eher sagennen. Ja, sagte er, er hätte sich noch nicht resolvirt, wen ich ihm nicht dazu getrieben, und vorgestellet hätte, daß sie schon so lange hier sizen, und in wirths=haus ihr Geld verzehren. das verdrüsset mich auch an meisten, versezte ich. das ist gar nicht schön; übrigens bin ich ihnen, herr graf, | den man heist ihn nicht Eccellenz | sehr verbunden, daß sie sich so eifrig ______________________________________________________________________________________________________Kurfürsten für mich angenomen haben, und bitte, sich im namen meiner beÿm Cuhrihrotln zu bedancken für die zwar spätte, doch gnädige nachricht, und ich versicherte ihn, daß es ihn gewiß niemalen gereüet hätte, wen er mich genomen hätte. o, sagte er, von diesen bin ich mehr ver=sichert als sie es glauben. ich sagte hernach die resolution dem h: wendling, welcher völlig roth wurde, und ganz hizig sagte: da müssen wir mittel finden; sie müssen hier bleiben; die 2 Monathe aufs wenigste, bis wir hernach miteinander nach Paris gehen. morgen komt so der Canabich von der Jagd zurück, da werden wir das mehrere reden. ich gieng izt gleich von der accademie weg, und gerade zur Mad:me Canabich. dem h: schatzmeister, der mit mir weg=gegangen, und der ein recht brafer Man, und mein guter freünd ist, habe ich es im hingehen erzehlt. sie könen sich nicht vor=stellen, wie sich der mensch darüber erzörnet hat. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 als wir ins zimer tratten, nahm er gleich das wort, und sagte: Nu, da ___________________________________________________________________________________Hof ist einer, der das gewöhnliche schöne schicksaal von usi hat. was, sagte die Madame, ist es also nichts? – – ich erzehlte dan alles. sie er=zählten mir dan auch allerhand dergleichen stückchen, die hier so passirt sind. als die Mad:selle Rose | welche 3 zimer weit entfernt war, und iust mit der wäsch umgieng, | fertig war, kam sie herein, und sagte zu mir. ist es ihnen izt gefällig? – den es war zeit zur lection. ich bin zu befehl sagte ich. aber, sagte sie, heüt wollen wir recht gescheüt lernen. das glaub ich, versezte ich, den es dauert so nicht mehr lang. wieso? – wie so? – – warum? – sie gieng zu ihrer Mama, und die sagte es ihr. was? – sagte sie, ist es gewis – – ich glaube es nicht. ja, ja, gewis, sagte ich. sie spiellte darauf ganz serieuse meine sonate; hören sie, ich konte mich des weinens nicht enthalten. endlich kamen auch der muter, tochter, und dem h: schatzmeister die thränen in die augen. den sie spiellte just die sonata, und das ist das favorit vom ganzen haus. hören sie, sagte der schatzmeister, wen der h: kappellmeister | man nent mich hier nie anderst | weg gehet, so macht er uns alle weinen. Ich muß sagen daß ich hier sehr gute freünd habe, den in solchen umständen lernt man sie kenen; den sie sind es nicht allein in worten, sondern in der that. hören sie nur folgendes. den andern tag kam ich wie sonst zum wendling zum speisen; da sagte er mir. unser Indianer | das ist ein holländer, der von seinen eigenen mitteln lebt, ein liebhaber von allen wissenschaften, und ein grosser freünd und vlrlurlr von mir | ist halt doch ein rarer Man. er giebt ihnen 200 fl, wen sie ihm 3 kleine, leichte, und kurze Con=certln und ein Paar quattro auf die flötte machen. durch den Cana= INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 bich bekomen sie auf das wenigste 2 scolaren die gut bezahlen; sie machen hier Duetti auf das Clavier und ein violin, per sus=scription und lassen sie stechen. Tafel haben sie so wohl mittags als abends beÿ uns. quartier für sich haben sie beÿ den h: hofkamer=rath______; das kostet sie alles nichts. für die fr: Mutter wollen wir die 2 Monathe bis sie dieses alles nach haus geschrieben haben, ein wohlfeiles quartierl aus=fündig machen; und alsdan reist die Mama nach haus, und wir gehen nach Paris. die mama ist damit zufrieden, izt komt es nur auf ihre einwilligung an, der ich schon so gewis bin, daß wen es izt schon zur Reise zeit wäre, ich ohne eine antwort abzuwarten, nach Paris gienge; den von einem so vernünftigen und für das wohl seiner kinder bisher so besorgten Vatter kan man nichts anders er=warten. der h: wendling, welcher sich ihnen empfehlt, ist ein herzens=freünd mit unsern herzens=freünd Grim. er hat ihm, als er hier war, viell von mir gesprochen. das war, wie er aus Salzbourg von uns herkam. ich werde, so bald ich von ihnen antwort auf diesen brief habe, an ihn schreiben; den er ist izt, wie mir ein fremder hier beÿ tisch gesagt hat, in Paris. ich würde sie auch bitten, daß sie mir wen es möglich wäre, indeme wir vor den 6:ten: März nicht gehen werden, durch h: Messmer in wien, oder durch etwa jemand, zuwegen brächten, daß ich einen brief an die königin von franckreich bekomen könnte: – wenn es leicht möglich ist! – – den sonst hat es auch weiter nicht viell zu bedeüten; besser ist es, das ist richtig. das ist auch ein rath den mir h: wendling gegeben hat. ich stelle mir vor, daß ihnen die sachen die ich ihnen schreibe wunderlich vorkomen, weil sie izt in einer stadt sind, wo man gewohnt ist, dume feind, einfältige und schwache _________________________________________________________________________Salzburger freünd zu haben, die, weil ihnen das trauerige omezbshrglr brod un=entberlich ist, imer den fuchsschwanz streichen, folglich von heüt bis DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 morgen sind. sehen sie, das ist eben die ursach, warum daß ich ihnen imer kindereÿen und spass und wenig gescheütes geschrieben habe, weil ich die sache hier habe abwarten wollen, um ihnen den verdruß zu ersparren, und meine gute freünde zu verschonen, den sie izt etwa unschuldigerweise die schuld geben, als hätten sie unter der hand entgegen gearbeitet, welches aber gewis nicht ist. ich weis schon wer die ursache ist! ich bin aber durch ihre briefe gezwungen worden, ihnen die ganze geschichte zu erzählen. ich bitte sie aber um alles in der welt, kräncken sie sich nicht wegen diesem, gott hat es so haben wollen. bedencken sie nur diese gar zu gewisse wahrheit, daß sich nicht alles thun läst, was man im sin hat. man glaubt oft, dieses würde recht gut seÿn, und jenes würde recht übel und schlecht seÿn, und wen es geschehe, so würde man oft das gegentheil erfahren. Nun mus ich schlaffen gehen. ich werde die 2 Monath durch genung zu schreiben haben. 3 Concert, 2 quartette. 4 oder: 6 Duetti aufs Clavier, und dan habe ich auch __________________________________________________________________________den Kurfürsten im sin, eine Neüe grosse Messe zu machen, und dln Churihrotln zu præsentirn. addieu. ich bitte mir gleich antwort zu geben auf alles. ich küsse ihnen 100000 mahl die hände und meine schwester umarme ich von ganzen herzen und bin dero gehorsamster sohn der Baron dürnitz war ja nicht zu München, wie ich da war. ich werde künftigen __________________________Zeil Postag an fürst zlfe schreiben, um die sache _______________________betreiben in München zu bltrlfbln. wen sie ihm auch schreiben wollten, wäre es mir sehr lieb. kurz___\hfill ______________________________________kriechen___________________________\hfill wolfgang Amade Mozart mp und gut aber. Nur nicht krflculn, den das kan ich nicht leiden. das ist gewis: wen er will, so kan er _____gewiß___machen es glwfo amculn, den das hat mir ganz ah"nculn gesagt. München DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 78 Mein lieber Mann du verlangest zu wiss was wür alles auf der Reisse ausgeben, den Conto von Albert haben wir dir geschrib, und von den Augspurg ist 38 f gewes, der wolfgang hat dir geschrib das wür 24 f schad hab, er hat aber die unköst von Consert welche auch 16 f gemacht, nicht darzue gerechnet wie auch den würths Conto nicht, also wie wir nach Manheim gekomen hab wir von all gelt nicht mehr als 60 f Gulden gehabt also in 14 täg hetten wir wan wir abgereiset wehr würde nicht vill überig geblib sein. dan die Reisen kost als mehrer seÿt deme es so theur gewesen, es ist nicht mehr so wie es gewesen, du wurdest dich verwundern. was wegen den wolfgang seiner Reise nach paris muest du es bald bedenck ob es dir recht ist, es ist beÿ diser zeit nierges nichts zu mach, als zu paris, Musieurer wendlich ist ein Erlicher man den iederman kennt er ist vill gereist, und schon über 15 mahl zu paris gewesen er kennt es inwendig und auswendig, und unser freind herr von grim, ist auch sein bester freind, welcher ihm vill gethann hat. also kanst du dich entschliess, was du wilst ist mir auch recht, der herr wendlig hat mich versichtert er will gewiß Vatter über ihm sein, er liebt ihm wie sein Sohn, und solle so gueth beÿ ihme aufgehob sein wie beÿ mir. das ich ihn selbst nicht gern von mir lasse, das kanst du dir einbild, und ich allein nach haus Reis mieste, so ein weith weg: das ist mir auch nicht lieb. allein was ist zu thuen, ich ein so weith weg nach paris zu mach, ist für mein alter beschwerlich, und zu theur. dan ein virten theill bezahlt man leichter, als alles allein. Nechsten post tag werde ich mehrer schreib heunt habe ich Kopf wehe ich glaube ich werde ein strauch bekom. es ist hier eine grosse Kälte, es friret mich das ich Kaum die feder halt kan. der wolf=gang ist aus gegangen ein quadier an zu schauen, es seind hier sehr Rarr die wolfeillern, theure kan man genug hab. der Nanerl las ich sagen das man hier schier keine schagetel tragt aus genohm in Haus. zum aus geh meistens schlender und bolones, die hauben vill schöner als zu Salzburg und vill anderst, die frisur Unvergleichlich keine fisonemie, die frau=zimer seind gustos angezog. wan es nicht so weith wehre so hette ich ihr schon eine haub und ein baladin geschickt. adio lebts beÿde gesund ich Küsse euch vill 1000000 mahl und verbleibe dein den 11t december_______________________________\hfill getreues weib 1777__________________________________________________\hfill Maria Anna Mozartin An alle gutte freind und freindin absonderlich an Monsieur bullinger Jungfer Sallerl gilowzki, Catherl, antretterische, hagenaurische, Rubinische, frau von gerlitsch, schüttenhofische, Melckische, Jungfrau Mizerl herr gött Jungfrau Sandl; thresel alles erdenck\-liches. den bimperl ein busserl.