Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MANNHEIM
SALZBURG, 11. DEZEMBER 1777
mit Nachschrift an Maria Anna Mozart
_____Mon trés cher Fils!__________________________________25.______________________\hfill Salzb: d 11t Decb:
______________________________________________________________________________________________________________\hfill 1777
Dein Schreib vom 3t erhielt den 9t richtig. Es ist sehr traurig daß wir alle Briefe dienstags
und freÿtags erhalt, folglich vor dem donerstag und Montag nicht antwort könn.
Die Nanerl spielt deine ganze Sonte recht gut und mit aller Expression. Solltet ihr, wie
nun glaube, von Manheim weiter geh; so werde solche Copier lass, und dir allzeit in
iedem Brief ein blättl schick, damit du die Sonate wied zurück bekomst; sie kan dir
an einem and Orte wied dien, sonst hättest du die abscheuliche Mühe, solche wied auf=zuschreib. Ich werde aber nur allzeit ein Blatl schick, damit der Brief nicht zu groß
wird; und sollte ein Brief, im falle, verlohr geh; so ist leichter ein einziges blättl wied
aufzuschreib, als die ganze Sonate, wen sie verlohr wäre. Die Sonate ist sonderbar!
Sie hat was vom vermanierierten Manheimer goût darine, doch nur so wenig, daß
deine gute Art nicht dadurch verdorb wird. warum ich vermuthe daß ihr Manheim
_________________________________________________dem Grafen Savioli
verlassen werdet, ist: weil du dla grmi Omvfsef gesagt, du förchtest der Churf:
__________dir über___den__Winter_____so___wenig geben,___daß du nicht bleiben könntest
möchte dfr h"blr dln Wfntlr os wlnfg glbln, dmo dh nfcut belfbln ks"nntlst.
_________________________________________________________________________________________dich____für__beständig___zu
hat nun der Churf: nicht etwa schon selbst den Gedank dfcu ih"r blotlndfg zh
__behalten
bluaetln, ja ist er vielleicht gar besorgt, es möchte deine Absicht nach der
Hand seÿn, und stehet dessweg an, sich, weg dem erstern, zu entschlüss; so ist
_____________________________das er dich nicht____________behält
die richtige folge, dmo lr dfcu nfcut blum"et. Basta! nun ist alles vorbeÿ, und
Gott weis, wo du diesen Brief liesest. dein Brief, den ich morgen erwarte,
_________________________________________________________________________________________daß er dir nicht viel
wird mich belehr. Ich selbst dachte mir schon längst = dms lr dfr nfcut vfle
______geben würde__________________________________________________________und daß du auf ein Reisegeld
etwa flbln wh"rdl. – Es stunde halt zu erwart. – hnd dmo dh mhi lfn Rliolgled
dringen mußt
drfngln ahot, das, dachte ich, wird dir wohl selbst einfall – wer kan doch alles schreib?
du siehst daß man niemals zu viel Speculier kan. und hättest du recht Specu=liert, so hättest du dein Attestat etc: von P: M: Martini mit dir genom,
und solches dem Churf: gezeigt. weist du den nicht daß er alles auf ihn hält,
daß er den h: Ritschl zu ihm in die Lehre geschickt, ihn dan zum ViceCapellmeister
gemacht, und nun nach dess Todt – den Vogler: weist du dan nicht das
P: Martini den zweÿt Theil seines Buchs dem Churf: dediciert? – –
hättest du nicht wenigst die Diplomata d Accademi und das Attest p: dem h: Graf Savioli
zeig soll, da du weist, daß diese öffentl: Zeugnisse von Landsleut beÿ einem Ita=liäner den gröst Eindruck mach? – – – Wen du nun gleich alle die ersten
Tonkünstler von deiner CompositionsWissenschaft überzeugt hast – – folgt daraus
daß es der Churf: weis? – – haben alle diese Herrn Gelegenheit es ihm zu sag? –
oder würd sie es thun woll? – – der Churf: kenet dich als einen stark Clavier=spieler – – aber die Stärke in der Composition hat er nicht Gelegenheit gehabt
einzuseh. Den Punck wegen Copierung deiner Musik will nicht mehr berühr, für
dieses hätte schon beÿ dem langen Aufenthalt in Münch und Augsp: müssen gesorgt werd,
da imer weiterhin die Copiatur theurer wird. du wirst dich erinern, daß ich gar nicht
der Meinung war, daß du so viele Synfoni mitnehm sollst: ich habe nur einige viele zusam
gelegt, um auch nachdem von diesen noch einige dazulass: allein du nahmst, statt einige
viele wegzuthun, noch ande dazu, so, daß dernselb ein solche Menge wurde, daß man
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die Kirchenmusik nicht mehr unterbringen konnte. Wäre ich gesund und nicht so krank ge=wesen, daß ich kaum reden konnte; so hätte dich nicht mehr als etwa 4 od 6 Synfon mit
doppliert Stim für ein Concert mit nehm lass, die übrig aber einfach od die Spart.
war dan in Manheim nicht möglich die Hafnermusik, dein Concertone, od eine deiner
Londronisch Nachtmusik aufzuführ? der Churf: wird halt niemals Musik halt, als wen
galla accademie ist, nicht wahr? – – und da hat h: Canabich schon vorsehung gemacht.
Solltest du nun nicht mehr in Manheim seÿn; so hoffe du wirst dir vom h: Wendling
einige Briefe od addressen nach Paris hab geb lass. – daß du ihn gefragt, wo er
wohnte – und wo er zum speisen hingegang. – – hast du das nicht gethan;
so schreibe ihm augenblicklich und bitte ihn um Empfehlungsschreib: und um
addresse, wo er sein Zimer und Kost hatte. Man muß sorg trag alsogleich
die Bekanntschaft eines ehrlichen Mans zu hab – – um so dan auch gleich eine
gute nicht Kostbare Wohnung zu bekom: damit man nicht im Wirthshause
bleib – und wens möglich gar in keinem absteigen darf. das übrige habe meistens
schon in den vorigen briefen geschrieb, und nach dem Inhalt deines Briefes, den ich
morgen von dir zu erhalt hoffe, werde das nöthwendige nächstens schreiben.
übrigens |: wen du dein Gewissen recht erforsch wilst :| wirst du find, daß du viele
Sachen auf die lange Banck geschob – daß du das Misericordias, da es nicht viel
Copiatur macht, so bald es von Augsp zurückgekom, hättest soll Copier lass; – daß du
Nachfrage hättest thun könn, ob du nicht eine Messe pp: für den Churf: durch
den HofCopisten dürfte Copiert werd, wie in Münch mit dem Misericordias gescheh; –
daß du durch Speculation früher, und gleich nach erhaltenem Present, auf den Gedank
_____der Kinder_____________der_______Variazionen____Rondò
weg den Kfndlrn, den Vmrfmzfsnln und Rsnds hättest verfall könn; nebst
einigen andern Sach, die du aus mein obigen Anmerkung und fragen, selbst
herauszieh kannst. allein man suchte dich gleich anfangs an verschieden Ort so
gut zu unterhalt, daß du auf alles vergessen musstest, und nur mit dein ge=dancken an demjenig in voller Hofnung häng bliebst, was man dir vorsagte,
ohne weiter zu Speculiern, und Mittl ausfündig zu mach desto gewisser dazu
zu gelangen. – – man kan niemals zu viel Weg ausdenk, wen man ein Ziel
erreichen will; weil man auch alle ungünstige Verhindernissen nicht vorausseh kan.
Was du weg einer Reise nach Paris schreibst mit h: Wendling pp: ist nicht zu verwerff:
Es ist noch zeit darüber zu antwort – Es komt darauf wo du in künftiger Faste bist.
Ich hab beÿm Robini Sigerl Duetten auf 2 Violini geseh del Sgr. Lauchery Danseur
de S:A:SS: l'Electeur Palatin p. – Was in Paris zu verdien ist, weis ich
selbst, und hab dir es im vorig Brief geschrieb. Ist Mr: Grim da, so bist du
allzeit glücklich. wo nicht, so werd wir wohl Bekanntschaft find und mach.
Kurz! du wirst, wens dazu komt von mir alle Anleitung bekom.
überlese nur öfter meine vorig Briefe, und mache dir von allem eine an=merkung heraus: sonst ist gleich etwas vergess. und wer wird imer den ganz Brief
durchlesen? – – Bleibst du nicht – od bist du nicht mehr itzt in Manheim so ist
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nichts anders zu thun als nach Paris zu geh, und ich werde dan gleich ein Brief an
Mr: Grim in die Luft fahr lass, und dir die Nota aller unserer Bekanntschaft
überschick und alles nur imer mögliche ausspeculieren. Seyd ihr in Maynz, so
habe dir schon in einem Brief geschrieb, was da zu thun ist. Nun schlüsse mit der hoffnung,
daß Gott euch beÿ guter Gesundheit erhalte, um welches ich ihn inständigst bitte, euch aber
inständigst ermahne für dieselbe sorgfältig zu sorg. – dan das würde das gröste
Unglück seÿn, und uns alle in das gröste Elend stürz. Ich darf nicht daran denk
________________________600___________Gulden________________________________schuldig bin
daß ich nun über Olcuo uhndlrt Ghedln ocuhedfg bfn; sonst – – –
Ich und die Nanerl Küss euch millionmahl – empf uns beyde u bin der alte
________________________________________________________________________________\hfill Man und Vatter
_________________________________________________________________________________________________________\hfill Mzt mp
Die Neuigkeit besteh hier dermal nur in der erschrecklichst kälte seit 3 Täg,
die eine Nordlichte schon verkündigt hatte, so daß man hier ganz Lauff
in voll flamm glaubte, und in Lauf glaubte man das Kloster Reiten=haslach wäre in Brand – und so fort – wie ihr es auch in Manheim werdet
geseh hab. die Mutter des Quarde Lieutenant ist zu Loretto begrab word.
der Ignati Hagenauer ist in Marsailles. der Jüngere h: Gschwendner
Vital ist in Paris. der Castrat wohnt itzt im Fechtmeister Hauß, und geht zum Varesco in
in die Kost. addio!
Mein Liebes Weib, ich bin vergnügt, wen du gesund bist, aber sehr besorgt, wen ihr nun von
Manheim fortgereiset seyd: im Winter wird es dir sehr beschwerlich seÿn. Schütze dich
so viel du kannst vor der Kälte und Kauffe lieber noch einen MansPelz. Ihr habt
kein fuessack mitgenom, da wir doch 2 hab. du glaubst wen du mir alles schreib sollst,
so würden die Briefe zu lang. du siehst ich nehme ein ganz Bog, du siehst wie ich ihn über=schreibe und nur Platz zum Sigil lasse, du siehst wie ich es mache um euch recht viell, und
zweymal mehr als ihr mir, zu schreiben – – ich zahl doch nur 6 Xr. – ich hofe ihr
werdet auch nur 6 Xr für meine bogenlange Briefe bezahl. – Ich mache aber kein
Copert: und schreibe alle fleck voll. – freilich möchte ich auch mit euch sprech –
ò ich kan manchmal euch den ganz Tag nicht aus meinem Kopf bringen: sondhtl.
wen ich ans Reisen beÿ dieser Kälte denke – und an andere Sach – die ganz
anders hätt gehen soll. Gott wird vorsehen! wir mensch müssen aber auch Nachdenk
und beÿ dieser Welt wird man durch den gerad Weeg allein an einem Hofe nicht weit
kom. Man muß alle nur erdenkliche Weeg such. Die Ausgaab auf Reis sind mir
genug bekannt: und daß ich euern langen Aufenthalt in Manheim vorgeseh, kanst du aus
meiner oft wiederhollt Erinerung schlüss, daß ihr für ein privat=Wohnung sorg sollt. Ich
wusste was ihr im Sin hattet, und weis, daß so etwas sich lang hinauszieht, und am
Ende doch oft nichts ist: die Wirtshäuser sind kostbar, sondhtl. wen man auch auf die
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Nacht speist, wo man doch – wen man oft späth zu Mittag beÿ einer gut
Tafel eingelad ist – auf die Nacht mit einer Suppe sich begnüg könnte.
man rechnet ohnehin fürs Zimer genug pp: Lebe gesund, ich tröste mich
so gut ich kan und bin dein ehrlicher Man__Mzt mp
A Monsieur frcoaug
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
im Pfälzisch______à
Hofe___________________Manheim
N:o 25:
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