Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-10 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=962 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:11 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 27. DEZEMBER 1777 mit Nachschrift von Maria Anna Mozart
________________________________________________________________________________\hfill Manheim den 27:ten Decembre. _____Mon très cher Pére!_______________________25.____________________________________________________\hfill 1777. das ist ein schöns Papier, nicht wahr? – – ja, ich wollte ich könts schöner machen! – nun ist es aber schon zu spätt ein anders hollen zu lassen. daß meine Mama und ich ein recht gute logis haben, wissen sie schon aus die vorigen briefe. es war auch nie meine meinung daß sie wo anderst wohnen sollte als ich; allein als mir der h: hofkamerath serarius so güttig sein haus antrug, so that ich nichts als mich bedancken, das ist noch nicht ja gesagt. den andern tag gieng ich mit den h: wendling und M: de champs | der wackere holländer | zu ihm, und wartete nur bis er selbst wieder etwas anfienge. endlich erneüerte er wieder seine Proposition, und ich bedanckte mich beÿ ihm mit diesen worten: Ich erkenne daß es ein rechtes freündstück von ihnen ist, wen sie mir die Ehre erweisen beÿ ihnen logiren zu därfen, aber mir ist leid, daß ich dero so güttigs anerbieten leider nicht anehmen kan, den sie werden mir es nicht übel nehmen, wen ich ihnen sage, daß ich nicht gern meine mama ohne ursache von mir weg=lasse; ich weis wircklich keine ursache zu finden warum meine mama in diesem und ich in jenem theil der stadt wohnen sollte? – – wenn ich nach Paris gehe so ist es ganz natürlich daß es ein sehr grosser avantage für mich ist, wen sie nicht beÿ mir ist; aber hier die zweÿ Monathe kömt es mir auf etliche gulden mehr oder weniger nicht an. durch diese rede habe ich gemacht daß mein wunsch gänzlich ist erfüllet worden, nemlich das uns beÿden logis und kost nichts – ärmer macht. Nun mus ich geschwind zum abendessen hinauf. – – wir haben bis iezo gebrandelt, also bis halb 11 uhr. Neülich bin ich mit dem holländischen officier der mein scolar ist, M:r La pautri, in die Reformirte _________________________________________________________________________(de la Pottrie) DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 kirche gegangen, und habe anderthalb stund auf der orgl gespiellt. Es ist mir auch recht vom herzen gegangen. mit nächsten werden wir, nemlich die Canabichischen, wendlingischen, serariusischen, und Mozartischen in die lutherische kirche gehen, und da werde ich mich auf der orgl köstlich divertiren. das Pieno habe ich schon beÿ derselben Prob, wovon ich ge=schrieben habe, probiert; hab aber nicht viell gespiellt. nur ein Præ=ludium und dan eine Fugue. Nun bin ich mit h: wieland auch be=kant. er kent mich aber noch nicht so, wie ich ihn; den er hat noch nichts von mir gehört. ich hätte mir ihn nicht so vorgestellt wie ich ihn gefunden; er komt mir im reden ein wenig gezwungen vor. Eine ziem=lich kindische stime; ein beständiges gläselgucken, eine gewisse gelehrte grobheit, und doch zuweilen eine dume herablassung. mich wundert aber nicht daß er | wen auch zu weimar oder sonst nicht | sich hier so zu betragen geruhet, den die leüte sehen ihn hier an, als wen er vom himel herabgefahren wäre. man genirt sich ordentlich wegen ihm, man redet nichts, man ist still; man giebt auf jedes wort acht, was er spricht; – – nur schade daß die leüte oft so lange in der erwartung seÿn müssen, den er hat einen defect in der zunge, vermög er ganz sachte redet, und nicht 6 worte sagen kan, ohne einzuhalten. sonst ist er wie wir ihn alle kenen, ein fortreflicher kopf. das gesicht ist von herzen hässlich, mit blattern angefüllt, und eine ziemlich lange Nase. die statur wird seÿn: beÿläufig etwas grösser als der Papa. an den 200 fl: von dem holländer därfen sie nicht zweifeln. Nun muß ich schliessen, den _________________________________________________________________________________________Fürsten Zeil ich möchte noch ein bischen Componiren. noch eins: dem ihrot Zlfe darf ich izt wohl nicht schreiben? – – die ursache werden sie wohl schon wissen, den München ist näher bey Salzbourg als INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 _____________________________________daß der___Kurfürst__an__den___Blattern__zum beÿ Manheim, nemlich dmo dlr Cuhrihrot mn dln bemttlrn zha Sterben_____ist. otlrbln fot? – – das ist gewis. da wirds wohl etwas ab=sezen. nun leben sie recht wohl. wegen der Reise von der Mama nach haus glaube ich könte es halt am leichtesten in der fasten durch kaufleüte geschehen! – – das ist nur was ich glaube; was ich aber gewis weis, ist, daß dasjenige was sie für gut befinden das beste ist, den sie sind der h: hofkapellmeister, und der aller=vernünftigste! (a) ich küsse dem Papa, wen sie ihn kenen, 1000mahl die hände und meine schwester umarme ich von ganzen herzen und bin troz meines gekrazels dero gehorsamster sohn und getreüer aufrichtiger bruder _______________________________________________\hfill wolfgang Amadé Mozart mp (a) Mad:me Robinig. (sprach so) DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 den 28t december Jezt den augenblick habe ich dein brief von 22t bekomen, ich bedaure den traurich und schnell dottesfahl des herrn adlgasser von herzen, das ist wohl recht unvermuethet gekom ich bin sehr erschrock darüber, die arme frau und Kinder sind recht zu beklagen, sie würd nücht zu tröst sein, dan ich kenne sie, und du kennest sie, auch die ursach. lesten Posttag hab wür nicht geschrib, das es uns recht gueth gehet, gott lob und danck, das habe ich Neulich geschrib, ich mues den ganz nachmitag beÿ der frau hofkamerRäthin sein und alle abend beÿ ihn speisen, der Wolfgang würd überall hochgeschäzt, er spillet aber vill anderst als zu Salzburg dan hier sind überall piano forte, und dise kan er so unver=gleichlich tractieren, das man es noch niemals so gehört hat, mit ein worth iederman sagt der ihm hört, das seines gleich nicht zu find seÿe. obwohl hier becke gewesen, wie auch schubart, so sag doch alle das er weid darüber ist in der schönheit, und gusto, und feinigkeit, auch das er aus den Kopf spillet und was man ihme vorleget, das bewundern sie alles auf das höchste. der nanerl lasse ich sag das hier das dinduch nicht gar wolfeill ist, auch tragt man keines mit farb sondern weiss allein, die hauben werde schon seh wie ich sie mit bring kan. der aufbuz ist hier recht Schermant, und wird dir gewis gefahlen. meine Empfehlung an alle bekante freinde und freindin, absonderlich an herrn bullinger Jungfer Sallerl, von mir und den wolfgang. die thresel laß ich griessen. wie auch an hern gött meine Empfehlung. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 ______________________________________________27 Dec 77 Ich winsche euch noch mals ein glicksehlieges Neues Jahr das es besser ist als das vergangene, absonderlich das du mein lieber mann gesund bleibest. und vergniegt lebst, und das ich euch in den Neuen Jahr mit freid wider sehe. adio ich Küsse euch vill 1000 mahl und verbleibe wie alzeit dein getreues weib _______________________________________\hfill Maria Anna Mozartin DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 À fro augspurg Monsieur Monsieur Leopold Mozart Maitre de la Chapelle de S: A: R: L'archeveque de salzbourg à Salzbourg. N.25 N.25 INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881