Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MANNHEIM
SALZBURG, 18. UND 19. JANUAR 1778
______________________________________________________________33____________________________________________________\hfill Salzb d 19 Jener
_____________________________________________________________________________________________________________________________________\hfill 1777
__________________________________________________________________________________________________~1778? Ja
Meine Nachrichten von München sagen folgendes: Nun eröffnet sich der Critische Zeitpunckt für Baÿern.
der 16te vestgesetzt, daß die östereicher mit einem Corpo von 10000 Man den ganz Inn und
Donaustrohm besetz werden. NB in Salzb hab wir Nachricht, daß die Truppen an den gränz bis auf
weitere Befehle noch halt mach müss. Nun weiter! S:e Churf: Durchl: unser Churf: sind bisher sehr
serieux und hat ein und andere Abänderung getroff, die unserer Noblesse nicht recht gefahlen
wollen. Niemand darf in sein Zimer ohne geruffen zu seÿn: nachmittag darf sich niemand beÿ
Hofe sehen lassen, ausser er wird gerufft. Er will nicht imer unter dem Schwarm seÿn, wie der
vorige Herr; und kein Minister, oder wer es imer seÿ, darf zu ihm, ohne daß er ihn verlangt.
keine Tafel hielt er bis dato, ausser mit d Churfürstin und Herzogin, und nur eine kleine
Marchaltafel für die dienend Camerherrn. der Churf: arbeitet mit dem Canzler alleine,
alle Expedition geh nur unter diesen 2 Person vor, kein geheimder Secretaire hat dabeÿ
etwas zu thun, und so geh und kom Courrier über Courrier und kein Mensch weis woher, od wohin.
da giebt es unter der Nobesse freÿlich trüebe gesichter. was aber das Publikum dazu sagt, zeig
die klein Reim die dem Churf: beÿ seiner Ankunft ins Cabinet gelegt word, nämlich.
Durchlauchtigster Regent, dein Volk ist gut gesinnt:
Doch wen der Adl auch die Oberhand gewinnt;
So wirst du, wie Maxmilian,
des stolzen Adls Unterhan.
B: Rumling ist als erster Camerknab erklärt word, und den von Manheim hat
der Churf: zum 2t gemacht. die Begräbniß war den 4t um 3 uhr nachmittag: die erste
Vigil den 7, dan die 3 Predig und 3 Requiem p: den 8, 9 u 10t, wo d Churf: allzeit öffentl:
mit der ganz Hofstatt über die gassen zog. Amt und Predig in d HofCapelle wird
Künftighin mit dem Schlag 10 uhr anfangen, – Vespern und Lytani um 5 uhr.
Amt und Predig darf iedes nur eine halbe stund dauern. Beÿ der Musick sind die
wochentlich vertheilung abgeschaft, die accessisten entlassen, und beÿ iedem Dienst muß
die ganze Musik und Capelle erschein. alle unsere Hofleute waren vorher freÿe Repub=licaner, dieser Herr zeigt uns aber, daß wir diener sind: vielen will es fast nicht in
Kopf: ich finde, daß es billig, und wir nichts dabeÿ verlier, als unsere übertriebene
Bequemlichkeit. Beÿ der Ankunft fand S:e Ch: Dl: die Churfürstin krank und un=tröstlich. Er sprach ihr Muth ein und sagte, sie hätte nichts verlor als ein Gemahl,
den Churfürstin wäre sie imer und hätte in allem zu befehl; und sollte ihr ihre
Hofstatt zu wenig seÿn, so stünde es in ihrem Belieb auszuwehl, wen sie nur
wollte, er wäre auch bereit ihr täglich eine Tafel von 20 und 24 Couverts anzu=schaff. weiters fragte er die Churfürstin, ob sie nicht iemand ihrer Verwandt sehen
möchte? – Sie antwortete der Churf: v Trier könnte mich in etwas tröst. alsogleich
schrieb der Churf: an ihn, und schickte ein Currier ab: und d 9t ist der Churf von
Trier mit der Prinz: Kunigunde schon angekom.___Graf Castelbarco
kam nach Münch um die opera des Monza zu hör, dan er wars, der ihm die
Scrittura verschaft hatte. der Graf gieng nach den Exequien wied von hier
ab, und Monza, der für sein Geschmier 300 duccatt empfang und doch nicht
recht zu fried war, sollte mit ihm abreisen, bekam das fieber und
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blieb zurück! NB der allervernünftigste h: HofCapellmeister aber hält es
für eine Verstellung und intrigue um nach dem erst Getüml es durch
h: Gr: Daun zu versuch, ob er nicht nach Bernasconi hoffnung hab könnte
Capellmstr in München zu werd. l'é un Italiano, e questo basta
____________# So nennt er sich hier im Spaße selbst, die Madam Robinig nachäffend. Siehe vorher
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
auf graf Berghembs Todt sind die abscheulichst Sach geschrieb word. da er beÿm Leb ohne
verschmierung seines Favorits und oft seiner Person nicht zu sprech war: so wurde als sein Körper
auf dem Parade Beth ausgesetzt wurde, an die Hausthüre angeheftet: Heute ist Graf
Perghem das erste mahl gratis zu seh. Gleich darauf kam eine ande schrift, die
hieß. Graf Perghem lieget hier dein Geisel Bayerland,
_____der deines Fürsten Macht mit goldn Fesseln band.
_____Ihr Bayern bittet nur des Allerhöchst Gütte,
_____Daß dieses Unthiers Staub, kein zweytes Unthier brüthe.
Es ist sehr vieles Geschmier, das nicht verdient geles zu werd, auf den tod des Churf: heraus=gekom. die beste ode fängt an – \newline Es Tönt, es Tönt das dumpfe Trauergeläute
______________________________________________________Recht fürchterlich – wie der Posaunenschall
______________________________________________________Beym Weltgericht von der vier Winde Seite
______________________________________________________durchtönen wird die Erde siebenmal.
Sie ist gedruck, vielleicht ist sie nach Manheim gekom. Sie hat 17 Stroff, folglich zum
abschreib zu lange, der Buchhändler Fontaine wird sie wohl vom Münchner Markt mit nach
Hause bring. In Münch ist diese ode verboth word, weil sie die 2 Mediciner recht fürchterlich
und alt=testamentisch verflucht und ihn Schuld giebt als hätt sie ihn aus Interesse um das
Leb gebracht. Dieß habe gestern den 18t geschrieb, aber auch abends noch gewiß und sicher erfahr,
daß die öster: trupp gleich wieder ordre zum Marche erhalt und nun auch wirkl: in Braunau,
Scharding &c: und all den ort eingerückt. gegen Scharding sind auf einmahl 8 Battallion
folglich 4 Regimenter angeruckt, und haben sich dan vertheilet. ferner weis ich sicher
und gewiß, daß alle officier zu einem weiten Marche sich gefasst zu mach und sich leicht zu mach
die schärfeste ordre hatt, folglich solche alles in Linz und wo sie imer lag verkauft hab.
zu was nun diese vorsorge, wen sie nur den Inn und Donaustrom in Baÿern nehm und
besetz woll? – – Ich schrieb euch letzlich ihr sollt acht hab ob die Preuss keine Bewegung im Clevisch
machen. den od öst: und Preuss sind schon verstand od nicht? – sind sie verstand, so nimt
________________________________________________________________________________________________________________dem___König in Preussen
ieder was ihm beliebt. sind sie es nicht? so giebts schläge. kan es den dlm ksnig fn Prlfooln
nicht_________einfallen, den Kurfürsten Jülich________wegzunehmen, wen___________von
nfcut lfnimeeln dln Cuhrifrotln Jh"efcu wlgzhnlhaln, wln östereich vsn
________Bayern an sich ziehen will
bmÿlrn wmo mn ofcu zfluln wfll? – – das kan nun beyderseits oben beÿ euch,
und hier beÿ uns grossen Lerm setz. Manheim ist schon ano 1689 von den Franzos gänzlich
zugrunde gerichtet word. ano 1710 hat man erst wied angefang solche in den itzig Stand zu
setz. Gott gebe, daß alles gut und friedlich abgehe. Ich wünschte es wäre ist der späthe Herbst,
so könnte man doch noch hoff, daß manches mit der feder ausgefocht würde; allein nun
komt das frühejahr, wo der Soldat gleich auftrett kan, und ieder gleich zum Werk schreitet,
da er weniger durch Kälte und böse Witterung gehindert wird. du schreibst mir, daß du dich
auf deine Reise nach Paris so leicht zu mach gedenkest, als imer möglich ist. das ist recht ge=dacht: allein etwas in Manheim zu lass, würde übl gethan seÿn. Ich habe es erfahr, und
dausendmahl bereuet, wen ich etwas zurückgelass, dadurch ich gezwung war, wieder
an den Ort par force zurückzugeh oder meine Sach mit Gefahr und viel Unköst kom
oder gar im stich zu lass. Ich würde niemals das zweÿte mahl von Engelland nach Paris
gegang seÿn, wen ich nicht viele Sach dort gelass hätte. Ich würde viel Geld in Holland
erspart hab, wen ich nicht von Callais unsere Belze und ande Sach nach Paris geschickt hätte,
weil ich nicht vorseh konnte, daß meine Kind in Holland sollt krank werd, ich dort zu
bleib und dan viele Sach um theueres Geld neu anzuschaff
sollte gezwung seÿn. Du must also deine Kleider mit nehm. Und was betrift es? –
_________________________________________________________________hefnerische
dein Tüchenes Goldbordiertes Kleid. das ulinlrfcul Somerkleid. das blaue mit
Silberspiz; und dein tüchen Rock mit Creppin mit der Rothbordiert Veste. die 2 Seiden
Somerkleider nehm fast kein Platz ein. Es komt also nur auf die 2 düchen Kleider
an. Wenn diese 4 Kleider im Coffre zusamgedrückt sind so wirst du einen Coffre nötig
haben, der etwa 4 finger, wens hoch komt, höher seÿn muß, als wen etwa ein
od 2 düchene Kleider weg bleib, das ist alles. Ich weis es von d Erfahrniß. deine 2 schlechte
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Somerkleider kanst du in Manheim verkauff, die Jud bezahl oft eine Sache besser und gewiß
besser als hier. wo nicht – so mags die Mama mit nach Hause nehm. die 2 schön Somerkleider
__________________________________Lilien
und das kleid vom gr: efefln must du absolute mit nehm und auch das mit Creppin:
sollten aber die Goldbort auf der Roth Veste gar zu sehr abgetrag seÿn, so kanst dieses
Kleid der Mama mit geb. Sie kan in das grosse Coffre genug einpack. sonst, wen
die Veste noch schön ist, steht das kleid gut; wo nicht, so daug uns die Bort zum aus=bren. – ausgenom NB es würde euch gut bezahlt. Du must und kanst dich nach dein
h: Reisegefährth nicht richt. Euere Umstände sind sehr unterschieden. Diese Herrn
gehen nur auf eine bestimte kurze zeit nach Paris; ihr interesse will, daß sie nicht nur wenig
Bagage mit führen, sondern ihre schön Kleider für Manheim zu ihr galla=täg schon; in Paris kön
sie nicht in einem ordinair=gemein kleid herumgeh, wie zu hause, eb so, wie wir die kleid, die wir
in Salzb: am Sontage trag, and orts täglich trueg. wollt sie in Paris ihre schön Kleider täglich ab=trag, so würd sie in die betrübte Nothwendigkeit verfahl, ande schöne Kleider sich wied anzuschaff,
um an ihrem Hofe zu Hause mit Ehre zu erschein. da man nun mit einem schwarz Kleid, und
zur Parade mit einer reich Veste überal in Paris |: und auch ander orts :| mit aller Ehre auf=trett kan, so ist aus all dem, was gesagt habe, ganz richtig, daß ihre Anstalt gut sind.
deine Umstände sind ganz anders. Es würde sehr närrisch seÿn, wen du nur nach Paris reisen
wolltest, um dich seh zu lass und dan mit dies Herrn wied nach Manheim zurückzugeh.
daß alle dich wieder zurück wünsch, glaube gerne; die Ursache darf dir nicht sag, du weist
sie. da du nun aber such must grössere Schritte, Rhum, Ehre, und gross Nahm, so viel
imer möglich ist, und dadurch dir auch Geld zu mach: so ist dieß kein Werk von etlich
Monat, noch weniger von etlich Woch. Mir scheint also, daß deine Hauswirthschaft erfordt
deine Kleider mitzunehm: du magst sie nun brauch od nicht |: du wirst sie aber brauch :| so ist
________es imer besser wen man seine sach beÿ sich hat, und in
________seiner freyheit ist hinzureis wo man will ohne erst für
________Sach besorgt seÿn zu müss, die and orts sind. Ich glaube
________demnach, daß es unötig ist dir in Manheim ein schwarzes
________kleid mach zu lassen. erstens mangelt es dir nicht an
________schöner Kleidung beÿ Deiner ankunft. zweytens bekomst
________du ein schöners schwarzes duch in Paris, und es muß
doch ebenso wohlfeil, wo nicht wohlfeiler seÿn in Paris, als in Manheim, wo |: wen es
auch französ duech ist :| der Kaufmann darauf sein Porto wenigst gewin muß.
drittens müst ihr itzt auf weniger Geldausgab antragen, da du und die Mama zum reis
Geld haben müsst. daß die Bordiert Kleider nicht mode seÿn soll ist nicht zu glaub. ja,
für alle täge, das gieb ich zu. Man hatte mir auch gesagt, in London därffte man weder
Degen noch harbeutl p: trag. Ich ließ es in Paris; muste dan deg entlehn und theuer
dafür bezahl, und ließ endlich gar unsere Degen von Paris kom. durch Schad wird man
witzig. du hast ia dein Poucefarbes Kleid beÿ der Ankunft; findest du es nothwendig
ist dan bald ein schwarzes Kleid gemacht: würde dan das neue schwarze Kleid nicht
auch im Coffre sein Platz brauchen. und im Somer? dan wied neue Kleid mach lass? – –
denke nach! deine Gesellschaft und du hab ganz ein verschiedene Absicht. Nehme du deine
schön Kleider, und mache es wie dir ob geschrieb habe. Was die Musikali anbelangt, soll
ebenfals nichts in Manheim bleib, du kanst was du willst, wens möglich um das Copiatur=geld in Manheim verkauff, da od du od ich die Spartitur hab; wen auch der bog um 8 od
10 Xr verkauft wird, da dort 12 x schreibgeld bezahlt werd. oder du könntest dich beÿ h: Schmalz
erkundigen: es werd wohl auch nach Paris fuhrleute geh. man könnte alles in ein
klein verschlag thun NB nur aber deine Hauptspartitur nicht, und so nach Paris schick,
darauf schreib wo es abzugeb, samt deiner Adresse und das es musikali sind. dan in Paris
wirst du alles gut anbring. Geht alles dieses nicht; NB beÿ mir müsste es gehn! so soll
die Mama es nach Hauß bring. In Manheim muß nichts bleib. das übrige schreibe
nächstens. Wmo dh wlgln dlo Kmyolrs dlhtoculr Spplrm ocurlfbot, umbl alsogleich
__________________Was du wegen des Kaisers teutscher Opera schreibst, habe
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an Heufeld geschrieb mit allen Umständ, auf das dringendste und ihn so gar gebeth
sich___allsogleich____durch eine__Bittschaft__an___den Kaiser__und die Kaiserin zu
ofcu meogelfcu dhrcu lfnl bfttocumit mn dln kmfolr hnd dfl kmfolrfn zh wend.
nächst Posttag schreibe an Oberstallmstr gr: diechtrichstein und an die Dr: Vauggin
und ande die ich glaube etwas thun zu kön. alles empf: sich euch, die
Nanerl und ich kiss euch viel 1000 mahl u bin alzeit d alte \hfill Mzt mp
_____________________war
dlr Pimperl wmr läuffig; ist nun alles vorbeÿ.
Eben itzt ist der Vollenhals Chorherr gestorb. Pinzger, Hafened und Stadler
sind gestern frühe nach dem Amt ins Stockhaus gewandert, weil sie am Samstag
zu späth zur Musik nach Hofe gekom. abends zur Musik wurd sie wied ausgelass.
Sgr: Rossi ist hier um subscription zur opera buffa zu mach, d Erzb: hat darum ge=schrieb. was daraus wird, muß erst seh. Gilowsky wird die PölzlCompagnie
einfädlen.
Ich werde mit nächster Post wieder schreib und etwas von der Sonaten einschliess, dan dieser Brief
würde zu dick. bis dahin werde mehr von Krflgo mhoofcutln ocurlfbln ks"nnln.
den augenblick erfahre, daß die Kays: Trupp nicht unter nahm als Kays: trupp, sond unter dem
Nahm als Reichstrupp zum Schutz des Churf: eingerückt sey. darüber wird wohl ein
Manifest herauskom, wens so ist.
A Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à
Frcoaug
Manheim
N:o 32.
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