Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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FRANZ EDLER VON HEUFELD AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG WIEN, 23. JANUAR 1778
An Leopold_________________________________________36____Dieser Heufeld hatte die Auf- Mozart. Schätzbarester Freund!___________sicht des Wiener Theaters unter ____________________________________________________________dem baron Bender, in ________________________________________________________________den 1770er Jahren. Dero wertheste Zuschrift vom 16t dieses ist mir richtig zuge=komen. Ich erstatte Ihnen für dero werthestes Andenken den verbindlichsten Dank, und freue mich über Ihr allerseitiges Wohlseyn. Daß Ihr Sohn sich von einem Orte entfernet, welches für sein Genie zu enge war, ist wohl sehr gut geschehen. Ich bin versichert, er werde überall anständiger aufge=nomen werden, auch wird es ihm zur vollendlichen bildung und Erlangung der nöthigen Weltkenntniß dienen, wenn er sich ein wenig in der Welt umsieht. Ich traue den ihm von seinen rechtschaffenen Eltern von Jugend an eingepflanz=ten guten Grundsätzen zu, daß er sich nicht leicht in üble Gesellschaften verfangen wird. Itzt bester Freund! muß ich Ihnen über den Antrag Ihren Sohn hier auf die mir bekannt gemachte Art anzubringen, meine Gedanken mit der Aufrichtigkeit entdecken, mit welcher ich gegen meine Freunde zu handeln gewohnt bin. _____Es ist an dem, daß S:e M: der Kaiser, welchem seine Mutter das Theater gänzlich überlaßen hat, eine deutsche komische Opera zu errichten willens sind. Alle befehle komen vom allerhöchsten durch den Oberstkämerer Grafen v Rosenberg an die Truppe, bey welcher eine Art von Rath aus den ersten Acteurs und Actricen wegen Ein= und Austheilung der Stücke und Rollen établirt ist. zur Oper, welche mit INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 der national Truppe vereiniget wird, sind außer dem als Sängerinnen dermalen engagirt die Dlle Cavalir und die Schindlerische Tochter verehligte Langin, und ein bassist, dessen Namen mir nicht einfällt. Es war diser Tagen die erste Probe der ersten Oper, wozu Hr Weidmann den Text geliefert und der bratschist vom theater Orchester Hr Umlauf die Musick componirt hat; die Vorstellung soll ehestens geschehen. Alles dises ist dermalen nur ein Versuch, ob mit den deutschen in diesem Fache etwas anzu=fangen? Gewiß ist indessen, daß dermalen kein eigener Musickcompositor aufgenomen wird, zumalen da Gluck und Salieri in des Kaisers Diensten sind. dem Herrn jemanden recomendiren, wäre gerade das Mittel den Recomendirten gewiß nicht anzubringen. Auch ist kein Mittelmann vorhanden, durch welchen man an den=selben komen könnte, weil derselbe als selbst Kenner alles nach seiner Idée, nach seinem Gefallen anordnet und wählet. Jedermann weis dises, und Niemand waget es mit Vorschlägen und recomendationen aufzutretten. auf dise Art haben S:e M: den Gluck, Salieri und schon eine geraume zeit her die meiste in dero diensten stehende leute selbst ausgesucht. Ich könnte Ihnen auch einige beyspiele anführen, wo Leute, welche sich unmittel=bar an den Herrn gewendet haben, nicht reuissirten. Den Weeg, welchen Sie vermeinen, an denselben zu gehen, kann ich nicht gut heißen, und das ist die Ursache, warum ich durch eine bittschrift keinen Schritt gemacht, weil ich zum voraus evidenter versichert bin, daß es unnütz und vielmehr nachtheilig wäre. Hingegen bleibet guten Talenten ein anderer rühmlicherer und sicherer Weeg offen, wodurch sie ihr Glück bey dem Herrn machen können, nämlich ihre producirung, wozu jeder gerne gelassen wird. Will dero Sohn sich die Mühe nehmen zu irgend einer guten deutschen komischen Oper die Musick zu setzen, solche einschicken, sein Werk dem allerhöchsten Wohlgefallen anheimstellen und dann die Entschließung abwarten, so kann es ihm gerathen, wenn das Werk beyfall findet, anzukomen. In disem Falle aber wäre es wohl nöthig selbst gegenwärtig zu seyn. Wegen des Benda und Schweizers darf dero Sohn ganz außer allen Sorgen seyn. Ich wollte dafür stehen, daß keiner ankomen wird. Sie haben hier den Ruhm nicht, wie draußen. Vielleicht hat selbst Wieland etwas von der großen Meinung, welche er von disen leuten hatte, mit seinem Aufenthalt in Manheim fahren lassen. Ich habe ein Schreiben vom 5ten dises von ihm gelesen, worinn er bekennet in Manheim ein ganz anderes Licht, als er jemals gehabt, in der Musick erlanget zu haben. Er meldet daß die Oper dort eingestellt sey, und daß er im begriffe stehe nach Weimar zurück zu kehren. Meinem lieben Wolfgang ein Empfehlungsschreiben an die Kö=niginn von Frankreich zuwegen zu bringen, Freund! finde ich keine Möglichkeit. die Freunde, welche es hätten thun können, sind nicht mehr. Ich will es Ihnen lieber gerade heraus sagen! als Ihnen eine leere Hofnung machen. Wäre er gegenwärtig, so ließ sich in ein und anderm Falle eher was thun, aber so bin ich nichts im Stande. Vom Theater habe ich mich völlig entfernet, zu den Großen kome ich gar nicht mehr, indem ich es satt bin mich zu bücken. Jedoch stehe ich mit einem Manne gut, welcher bey der Kaiserinn Majestät dermalen viel vermag, und welcher |: zum Glücke in diesem Falle :| ein passionirter Liebhaber der Musick ist, selbst schlägt und singt, welcher durch nichts mehr obligirt werden kann, als durch eine kleine gute Composition der Musick; allein ich kann ihm nicht zumuthen, für ihren Sohn, den er nicht kennet, etwas zu thun, und für den er, wenn er ihn kennte, gewiß sich anspannen würde. Nun ein Wort von mir. Ich bin seit anderthalb Jahren verheiratet, habe schon einen Jungen, und etwas frisches auf dem Weege. Meine Frau ist eine Zach von Hartenstein mit der ich recht vergnügt lebe. Ich genieße die zufrie=denheit meiner Oberen und die Gnade meiner Souverainin von welcher Gnade Sie einen beweis in meiner Unter=schrift finden werden. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Familie, und erhalten Sie mir dero Freundschaft, so wie ich Ihnen die meinige aufs bündigste bestättige. Ich bin mit unveränderter Hochschätzung _______________________________________________________________________dero ergebenster Wien den 23:ten Jäner 777._____________\hfill Franz Edler von Heufeld mp Mit dem Director Mesmer werde ich abkampeln so bald ich ihn antreffen werde. Ich wohne itzt No: 416 in der Wildwerkerstraße. _______________________________________________1778? Ja INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881