LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG
WIEN, 10. NOVEMBER 1762
wahrscheinlich an Hagenauer________________________________N. 6.
_________________________Monsieur mon trés cher ami!
Leopold Mozart
Heute würde ich Sie mit meinem Briefe nicht be=schweret haben, wen ich nicht ein Bisch Eigenliebe
hätte. Beÿliegende Reim sind Ursach daran;
Die in dem Concert, das gestern beÿ der Mar=quesin von Patczeko ware, von dem Grafen
Collalto mir überreicht wurden. Ein gewisser
PufendorffDer Autor des Huldigungsgedichtes für Wolfgang Amadé Mozart war vielleicht der spätere kaiserliche Hofrat Konrad Friedrich von Pufendorf (1743–1822).
hat sie beÿ Anhörung meines Bueb
niedergeschrieb. Sie werd davon Gebrauch
zu mach wissen. Sonderheitl: bitte solche S:r Ex:
Grafen v Spaur, dan dem g: h: Beichtvatter,
und der Madame v Robini lesen zu lass.
h: Johannes wird solche dem Woferl zu Lieb
ein paarmahl abzuschreib schon die Güte hab.
Es werd solche zwar, wie ich höre, durch einen
Göner hier dem Druck übergeb werd; doch
habe solches nicht abwarten woll, weil ohnehin
doch nicht mehr als ein paar Stücke davon
wegen den Postspesen hätte einschick könn.
Für dero wohlgemeint Glückeswunsch bin ich ihn
unendlich verbund. Ich weis, daß Sie mein
bester Freund sind, und das ist genug.
h: Doctor Ant: Agliardi empfehle mich; die an h: v Gilows=ky aufgetragne Comission werde richtig ableg.
h: Spitzed und h: Adlgasser, den mich ebenfahls
empfehle, möcht wegen meiner schuldig Beant=wortung ihrer Schreib noch in etwas in
Gedult stehen. Eb dieß Bitte der Frau Gemahlin
von der meinig auszuricht. Hier plagt man sich
übrigens mit verschieden bösen Zeitung seit dem
Freÿberg wied so unglücklich in Preusische Hände ge=fahlen ist. Man sagt nämlich, daß die Preuss
in den SazerCreis eingefall seÿ, und uns ein
Magazin weggenohm habe; daß Prag gesperrt
seÿe, und daß die Preuss auf Dressden losgeh.
ja so gar von den Türk selbst will man sich
nicht viel gutes versprech. Gott wird in
das Mittl trett, wen die Noth am grösst
ist. – – Mach sie ganz Salzburg mein
Compliment, und bleib sie versichert, daß
ich ohnabändlich bin
_____________________________________________dero
_______________________________________________\hfill redlicher Freund
________________________________________________________\hfill Mozart mp
Wien
Salzburg d 10t Novbris
________________________1762.
Der Meister Woferl danket für das gütige Andenk
zu seinem Nahmenstage, er war mit dem Wienerisch
Nahmenstage nicht so gut zufried. Es sind ihm zu wenig
gratulant erschien. Er lasst frag: wie das Clavier lebt? –
dessen er sich gar oft erinert; den hier hab wir noch kein
solches gefund. Neue Concert werd wir genug mitbring.
10 sind schon geschrieb und nun wird eb an 12 and geschrieb.
Und diese sind alle vom Wagenseil.
P: S: an h: Danzmeister bitte mit Gelegenheit mein Compliment.
der ist auch einer meiner wahr Freunde, welcher ganz sicher
gross Theil an unserem Wohl nimt.
________________________________P: S:
Wenn Sie wenigst den halben Theil der 120 duccatt
in ein oder mehr sichere Schuldbrieffe verwandeln
könnten; so wäre es mir eine besondere Gnade.
Ich schreibe dieß aber nur darum, weil sich
manchmahl dazu eine unvermuthete Ge=legenheit äussert, und nicht daß ich ihn ein neue
Bemühung auflad will, der ich ihn ohnehin
für so viele Freundschaftsdienste, so sie mir er=weisen, ewig verbund bin. – – ja, eben
da ich dieses schreibe, fällt mir eine neue
Plage ein. – – ist h: Comitti noch in Salzburg? – –
er hat mir noch 10 f zu bezahl. H: Polis ist
zahler. könnte es eingehohlt und quittiert
werd, so würde es gut seÿn: den ich werde
ohnedem mich mit ihm nicht mehr plag kön.
Was macht dan unser lieber h: Joh: Georg Stöckl? – –
Ich empfehle mich ihm. in unserem Hause ein Compliment perpetu.