Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-10 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=983 A-Sm (S. 1-4); Privatbesitz (S. 5-6) last file update: Tue Mar 21 09:28:15 2023
MARIA ANNA MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 7. FEBRUAR 1778
35_________________________________________________________________\hfill Manheim den 7t februar ____________________________________________________31____________________________________\hfill 1778 Mein lieber Mann.________________________________________________Wendling das der Wolfgang fest entschlossen ist, mit den Wlndefng nicht nach Paris zu gehen, wirst du aus sein vorigen brief von 4t februari ersehen hab. die ursachen hat er dir geschriben, und es ist die wahrheit, es wehre eine______üble Gesellschaft__wo__er___auch mit könnte verführt werden eine h"ble glsleeocumit ws lr mhcu aft ksnntl hlriflrlt wlrdeln, nichts desto wenige schreibe nur gleichwoll am herrn von grim. auf disen hat er sein ganzes vertrauen, er kan dise Reise noch alzeit nach machen, und hiere verliehrt er indessen gar nichts es kostet ihme nichts, die witterung ist auch noch zu Rauh, under=dess kan er seine Composition verfertigen, und därff sie nicht so übereillen. was die Neuigkeit belangt, werden kinfftige woche, widerumb die Comedi, und ball anfangen, dan die bürger hetten ein vill zu gross schaden, wan die trauer lenger werthe. das es zu Salzburg so traurig zue geht glaube ich gerne, auf dise _________wird__wol_______________das ganze__Land____ruinirt__werden.__Ich bedaure arth wfrd wsee nocu dmo gmnzl emnd Rhfnflrlt wlrdln. fcu bldmh= _____alle__gute__Leute, die zu__Salzburg______seyn müssen, bei einen solchen rl meel ghlte elhtul dfl zh omezbhrg olfn aiooln, blf lfnln oseculn ________Unthier hntuflr. den herrn von schüden hofen winschen ich 1000 glick und Segen, zu seiner heurath, er wird sie wohl brauch. komt die freile louis nicht mehr zu uns, und ist die Kranach nanerl noch in haus, wie ist es dann mit den Herrn oberbreitter, bedient er noch die freile tonnerl und der herr von Melck sein pepherl. _____________________________________________________# der h: von schidenhofen hätte mir wohl durch sie längst nachricht geben können, daß er in sin hat bald hochzeit zu halten. ich hätte ihm neüe Menuett darzu Componirt. ich wünsche ihm vom herzen glück. das ist halt wiederum eine geld heÿrath, sonst weiter nichts. so möchte ich nicht heÿrathen; ich will meine frau glücklich machen, und nicht mein glück durch sie machen. drum will ichs auch bleiben lassen, und meine goldene freiheit genüssen, bis ich so gut stehe, daß ich weib und kinder ernähren DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 kan. dem h: von schidenhofen war es nothwendig sich eine reiche frau zu wählen; das macht sein adl. Noble leüte müssen nie nach gusto und liebe heÿrathen, sondern Nur aus interesse, und allerhand nebenabsichten; es stünde auch solchen hohen Personen gar nicht gut wen sie ihre frau etwa noch liebeten, nachdem sie schon ihre schuldigkeit gethan, und ihnen einen Plumpen Majorads=herrn zur welt gebracht hat. aber wir arme gemeine leüte, wir müssen nicht allein eine frau nehmen, die wir und die uns liebt, sondern wir därfen, könen, und wollen so eine nehmen, weil wir nicht noble, nicht hochgebohren und adlich, und nicht reich sind, wohl aber niedrig, schlecht und arm, folglich keine reiche frau brauchen, weil unser reichthum nur mit uns aus=stirbt, den wir haben ihn im kopf; – – und diesen kan uns kein mensch nehmen, ausgenomen man hauete uns den kopf ab, und dan – – brauchen wir nichts mehr. wir haben ihren brief vom 2:ten feb:ro richtig erhalten. die hauptursach warum ich mit den leüten nicht nach Paris gehe, habe schon im vorigen brief geschrieben. die 2:te ist, weil ich recht nachgedacht habe, was ich in Paris zu thun habe. Ich könte mich mit nichts recht fort bringen, als mit scolaren, und zu der arbeit bin ich nicht gebohren. ich habe hier ein lebendiges beÿspiell. ich hätte 2 scolaren haben könen; ich bin zu jedem 3 mahl gegangen, dan habe ich einem nicht angetrofen, mithin bin ich ausgeblieben. aus gefälligkeit will ich gern lection geben, besonders wen ich sehe, daß eins genie, freüde, und lust zum lernen hat. aber zu einer gewissen stund in ein haus gehen müssen, oder zu haus auf einem warten müssen, das kan ich nicht, und sollte es mir noch so viell eintragen. das ist mir unmöglich. das lasse ich leüten über, die sonst nichts könen, als Clavier spiellen. ich bin ein Componist, und bin zu einem kapellmeister gebohren. ich darf INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 und kan mein Talent im Componiren, welches mir der gütige gott so reichlich gegeben hat, | ich darf ohne hochmuth so sagen, den ich fühle es nun mehr als jemals | nicht so vergraben; und das würde durch die viellen scolaren, den das ist ein sehr unruhiges metier. ich wollte lieber, so zu sagen, das Clavier als die Composition negligiren. den das Clavier ist nur meine Nebensach, aber gott seÿ danck, eine sehr starcke nebensach. die dritte ursach dan ist, weil ich nicht gewis weis, ob unser freünd Grim zu Paris ist. wen der zu Paris ist, so kan ich noch allzeit auf den Post=wagen nachkomen, dan es geht ein charmanter Postwagen von hier über strasburg Nach Paris. wir wären allzeit so gereist. sie gehen auch so. der h: wendling ist untröstlich daß ich nicht mitgehe; ich glaube aber daß die ursache mehr interesse als freundschaft ist. ich habe ihm nebst der ursache, die ich im lezten brief geschrieben habe, | nemlich daß ich seit meiner abwesenheit 3 brief bekomen hätte Ec: | auch diese wegen den scolarn gesagt, und ihn ge=beten, er möchte mir etwas gewisses zuwegen bringen, so würde ich, wen ich anders kan, mit freüden nachkomen; absonderlich wen es eine opera wäre. das opera schreiben steckt mir halt starck im kopf. französisch lieber als teütsch. italienisch aber lieber als teutsch und französisch. beÿm wendling sind sie alle der Meÿnung das meine Composition ausserordentlich in Paris gefallen würde. das ist gewis das mir gar nicht bang wäre, den ich kan so ziemlich, wie sie wissen, alle art und stÿl vom Compositions anehmen und nachahmen. Ich habe der Mad:selle gustl, | die tochter | gleich nach meiner ankunft ein französisches lied, wozu sie mir den text gegeben hat, gemacht, welches sie unvergleichlich singt. hier habe ich die Ehre damit aufzuwarten. beÿm wendling wirds alle tag gesungen. sie sind völlig Narrn darauf. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Nun folgt eine Satyre die zu München gemacht ist worden. ich weis nicht ist sie ihnen bekant oder nicht, ich schreibe sie einmahl für allemahl her. \newpage _____die guten östereicher. um unser gräntzen zu decken, ganz redlich und Pflichten getreü, schickt joseph dem Fridrich zum schrecken uns seine soldaten herbeÿ da sind sie die nachbarn von osten voll freündschaf bezoh schon ein thor hüpsch ordentlich wachen und Posten und joseph verlangt nichts davor. Er giebt uns nur schutz; und wir raumen ihm alles vom herzen gern ein. wem sollte was böses wohl traumen wie könten wir ruhiger seÿn? – – gesezt nun sie sollten lang bleiben gesezt auch es wäre betrug; die frevler von uns abzutreiben sind wir noch stets muthig genug. wir haben zwar wenig soldaten das wär ein zu kostbare waar, doch haben wir tänzer, kastraten, und Pfaffen in zahloser schaar geschweige der Erz=brüderschaften leviten=schwänz, jäger und hund ach joseph! wen diese dich straften sie stürzten dich wahrlich zu grund. wir haben auch viell generalen vielleich auch noch mehr als wie du, du müstest die zeche bezahlen, drum lass uns ja lieber in ruh. \newpage wir hoffens und bleiben hier still; die Preussen lass uns nicht herein! das ist unser baierischer will, du sollst unser schutz=Engel seyn. josephs resolution folgt im Copert. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Josephs res[ol]ution im erhabenen ton. Baiern! seÿ ruhig! ich kome zu schützen, und das geschüzte zu besizen. das gröste verdienst von der Mad:selle weber habe ich im lezten brief vergessen. das ist, daß sie superbe Cantabile singt. ich bitte, vergessen sie nicht wegen italien. ich recomandiere ihnen die arme aber brave weberin von ganzem herzen. Caldamente wie die italiener sagen. ich habe ihr 3 arien von der de amicis, die scene von der Duschek, | ich werde ihr mit nächsten schreiben, | und 4 arien von Re Pastore gegeben. ich habe ihr versprochen einige arien von haus komen zu lassen. ich hoffe sie werden mir die gefälligkeit erweisen, und mir selbe schicken; aber gratis das bitte ich sie, sie thun wahrlich ein gutes werck. die lista von den arien ist auf den französischen lied, welches ihr vatter geschrieben hat, und das Papier ist aus ein Present von ihm. es besteht aber nicht aus den blatt. Nun muß ich schliessen. ich küsse ihnen 1000mahl die hände, und meine schwester umarme ich von ganzen herzen. unsere Empfehlung an alle gute freund und freunde, besonders an h: bullinger. addio ich bin dero gehorsamste sohn wMzt mp ____________ich dancke für die Sonaten auf 4 händ ____________und fischers variationen. _____________________________________________Nach 7 Febr 78 \newpage N: 32 N: 32 À fco Augspurg Monsieur Monsieur Leopold Mozart Maitre de la Chapelle de S: A: R: L'archeveque de salzbourg à Salzbourg.