Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG WIEN, 24. NOVEMBER 1762
[... (Schluss der Abschrift des ersten Teils des Briefes vom 6. November 1762)] _________________N. 7. ________________________\hfill Wien den 24:tn Novembris 1762. Dero Leztes habe richtig erhalten. Ich hätte auch alles so gethan wie sie mir und die bewuste Gute Freunde es angerathen haben, wenn ich sogleich mit mir selbst hätte einig werden können: und endlich habe ich den Entschlus gefast solches auf komenden Post=Tag zu thun. Die Ursachen, die mich in einen gewis betrübten Stand der Unentschlossenheit gesetzet, mus ich ihnen seiner zeit mündlich sagen, Doch wird dann auch Dieß nicht vergeblich seÿn? – – genug! wenn auch Dieses fehl schlägt, so muß ich dann auf andere Gedanken verfallen. Nun auf uns selbst zu komen; so leben wir Gott Lob gesund, und müssen mit gedult abwarten, bis wir unsere Sache wieder hier in den alten guten Gang bringen, denn hier förcht sich die Noblesse vor Blattern Flecken, und allen Gattungen des Ausschlags, folglich hat uns die Krankheit des Buben um respective 4. Wochen zurukgeschlagen: dann obwohl wir unterdessen, als er schon gesund ist, 21 Dukaten eingenomen, so ist doch solches nur eine Kleinigkeit: in dem wir täglich mit einem Dukaten genau auskomen; und es giebt täglich Nebenbeÿ andere Ausgaben. Unter=dessen leben wir sonst guts Muths. Die Hof. Dame Frl: Gräfin Theresia v Lodron hat uns kürzlich grosse Ehren erwiesen; sie hat uns in der Comedie mit einer Loge bedienet |: die hart zu bekomen sind :| und hat meinem Woferl SchuhSchnallen verehrt, die goldene Blattl haben, und für ganz goldene Schnallen gehalten werden. Am Elisabetha Tag haben wir die Galla=Tafel gesehen. Die Ehren und Gnaden, die uns von der Noblesse alda wiederfahren sind ausnehmend; und es wird ihnen genug seÿn, wenn ich ihnen sage, daß Se: Maiestät die Kaiserin mich von der Tafel weg angeruffen, ob der Bub nun recht gesund seÿe? Das Caecilia Fest zu beschreiben mus ich auf eine mündliche Unterredung ersparen, dann wir werden viele Sessiones nöthig haben, um alles ins klare zu bringen. am Caecilia Fest haben wir beÿ dem Kaiserl: h: Capellmeister v Reitter zu Mittag gespeiset. Wenn wir nach Hause komen, werde ich der Fr: Hagenauerin die Speiß Lista recitiren. Gestern haben wir beÿ dem h: v Wahlau gespeist, und Abends hat uns unser h: Doctor Bernhard in die Opera in eine Loge abgehollet. So geht halt im Namen Gottes ein Tag nach dem an=dern weg. zum h. Reitter und h: v. Wahlau wären wir, so oft wir wollten, eingeladen: allein es möchte der Gesundheit meiner Kinder schädlich seÿn, unter anderen kosten die Wägen mich sehr viel, denn 2. 3. auch 4 Siebenzehner des Tags ist ordinaire, und werden wir durch Herrschafts Wägen bedient, so fressen die Trünkgelder für Kutscher und Laquey eben soviel. Wenn sollen wir dann nach Hause komen? – – auf Weihnachten oder auf das Neue Jahr? – – leben sie mit dero Frau Gemahlin und samentl. angehörigen wohl auf, und seÿen sie versichert, daß ich ersterbe.