Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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A-Sm
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG
MANNHEIM, 21. UND 22. FEBRUAR 1778
mit Nachschrift von Maria Anna Mozart
____Monsieur ______________________________________________________________34
____mon trés cher Pére.
Ich bin izt schon 2 täge zu hause geblieben, und habe Antispasmotisch und schwarz Pulver
und hollerblüh=the zum schwizen eingenomen, weil ich Charthar, schnupen, kopfweh,
halsweh, augenweh und ohrnweh gehabt habe; nun ist es aber gott seÿe danck
wieder besser, und morgen hoffe ich wieder auszugehen, weil sontag ist.
ich habe ihren brief von 16:ten samt den 2 offnen presentations=schreiben für
Paris richtig erhalten. daß ihnen meine französische aria gefallen hat,
freüet mich. ich bitte sie um verzeÿhung wen ich ihnen diesmahl nicht viell
schreibe, allein ich kan nicht; ich fürchte ich möchte meinen kopfweh wieder
bekomen; und auch überdas bin ich heüt gar nicht aufgelegt dazu – – –
man kan auch nicht alles schreiben was man denckt – – wenigstens ich
nicht. lieber sagen als schreiben. aus den lezten brief werden sie alles
gehört haben, wie es an sich ist. ich bitte, alles von mir zu
glauben; was sie wollen; nur nichts schlechtes. Es giebt leüte, die glauben,
es seÿe ohnmöglich ein armes mädl zu lieben, ohne schlechte absichten
dabeÿ zu haben; und das schöne wort maitresse, zu teutsch h=e, ist
halt gar zu schön! – – ich bin kein brunetti und kein Misliwetcek!
ich bin ein Mozart, aber ein junger und gut=denckender Mozart, mithin
werden sie mir hoffe ich verzeÿhen, wen ich bisweilen im Eÿfer aus=schweife – weil ich doch so sagen muß, obwohl ich lieber gesagt hätte,
wen ich natürlich schreibe. ich hätte viell über diesen stoff zu schreiben,
allein ich kan nicht; es ist mir ohnmöglich: ich habe unter so viellen fehlern
auch diesen, daß ich imer glaube, meine freünde die mich kenen, kenen
mich! – mithin braucht es nicht viell worte; und kenen sie mich nicht,
o, wo könte ich dan worte genug hernehmen! übel genug wen
man worte und briefe darzu braucht. das ist alles nicht auf sie geschrieben,
mein lieber Papa, Nein! sie kenen mich zu gut, und sie sind zu brav dazu,
um den leüten gleich die Ehre abzuschneiden! – ich meÿne nur die – –
die wissen daß ich sie meÿne: leüte die so glauben. – – –
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Ich habe mich entschlossen heüte noch zu hause zu bleiben, obwohl Sontag ist, weil
es gar so sehr schneüet. den morgen muß ich ausgehen, weil unsere haus=Nÿmphe, die Mad:selle Pierron, meine Hochzuehrende scolarin, beÿ der alle Montag
gewöhnlichen fränzlischen accademie, das hochgräfliche litzowische Concert
herunter=haspeln wird. ich werde mir auch zu meiner grösten Prostitution
etwas zum hacken geben lassen, und werde sehen, daß ich es so
Prima fista herklempern kan; den ich bin ein gebohrner holztapler,
und kan nichts als ein wenig Clavier=klempern! Nun bitte ich daß ich
zu schreiben aufhören darf, den ich bin heüt gar nicht zum briefschreiben
aufgelegt, sondern mehr zum komponiren. ich bitte sie nochmahl vergessen
sie nicht was ich sie in den vorgehenden briefen gebeten habe, wegen
der Cadenzen und ausgesezten aria Cantabile etcet: ich bin ihnen in voraus
verbunden, daß sie so geschwind die verlangten arien haben schreiben
lassen; das zeügt doch an daß sie vertrauen auf mich haben, und
mir glauben, wen ich ihnen etwas anempfehle. Nun leben sie recht
wohl. ich küsse ihnen 1000mahl die hände, und meine schwester um=arme ich vom ganzem herzen, und bin dero gehorsamster sohn
an alle gute freünd und freündinen
meine Empfehlung, besonders an meinem____________\hfill wolfgang Amadé Mozart mp
liebsten freünd h: bullinger._____________________________________\hfill Mannheim den 22ten. feb:ro
_______________________________________________________________________________________________\hfill 1778
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Mein lieber Mann,
du schreibest das wür kein vertrauen auf dich haben, und dir die lebens=__________________________Wendling
arth des herrn wlndefng nicht gleich geschriben, ist die ursach das wür
es lange nicht gewust haben, dan anfangs hatten ihme alle unsere
freinde gelobtet, und gesagt das wür nichts bessers thuen könten
________________________________________________________________________________________Wendling
als ihm mit Reisen zu lassen, und das ist wahr der herr wlndefng
ist der beste mann von der welt, aber von der Relglion weis das
ganze haus nichts, und haltet nichts darvon, die Mutter und dochter
geh das ganze Jahr in keine Kirche, geh niemahls beicht, und
hören keine Messe, aber in die Comedi gehen sie alzeit, sie sag
die Kirche seÿe nicht gesund, dises alles hab wür erst nach und nach
theils von ihr eigen freind erfahren, und einiges hat der
Wolfgang selbst gehört und geseh, ich habe däglich gebettet
das gott dise Reise verhindern mächte, und es ist gott seÿ danck
geschehen, hier haben die meiste leüthe keine Religion, und sind
lauter freÿgeister, es weis es niemand das dises die ursach ist
das der Wolfgang nicht mit ist gereist, dan wür würden nur
ausgelacht werden, auch unser herr hofkamerRath \newline |: der auch
das nehmliche ist :| weis es nicht, wür haben ihme eine andere
ursach angegeben, Nemlich das er noch briefe von wienn zu er=warthen hette, und nicht ender abreisen könnte bis er solche
erhalt habe. und beÿ uns in haus seind sie froh das der wolf=gang noch da gebliben ist damit die dochter noch mehrer profidir
kann. ich bin gottlob gesund, und hoffe ihr werdet es auch sein,
der wolfgang ist 3 täge zu hause geblib, weill er ein starck
Catar und hals wehe gehabt hat, iezt ist er aber gott seÿ danck
widerum gueth und wird morgen aus gehen.
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ich wolt nur winschen das der Wolfgang zu paris sein glückh
bald machte, damit du und die nanerl uns bald nachfolgen
kunten. wie würde es mich freien euch beÿ uns zu haben,
es wehre auch nichts bessers, gott würd es mach wan es sein
willen ist. Zu Salzbürg würd das ellend alleweill grösser,
und iezt beÿ diesen umständen, mues es recht Miserabel sein,
addio lebst beÿde gesund ich Küsse euch vill 100000 mahl
und verbleibe wie allzeit dein getreues weib,
_________________________________________________________\hfill Maria Anna Mozartin
an alle unsere bekante absonderlich Monsieur bullinger, Jungfer
Sallerl, gilovskÿ Catherl, herr deibel, Jungfrau Mizel, frau von
gerlitsch, unsere Empfehlung. den bimperl ein busserl er
wird mich schan vergess haben, und würde mich nicht mehr
kenn.
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