Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
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Kelnreiter
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA UND WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MANNHEIM
SALZBURG, 5. MÄRZ 1778
Mein liebes Weib und ___________________________45
mein lieber Sohn!____________________________________________________________\hfill Salzburg d 5t Merz
_____________________________________________________________________________________________________________\hfill 1778.
da ihr mein Schreib vom 2t Merz erst d 7 od 8t werdet erhalt hab, so
überlege, daß ihr vor dem 15t nicht werd abreis kön, dan ich vermuthe, daß d
Postwag alle 8 Täge gehet. den 15t aber müsst ihr fort. dessweg schrieb ich
noch einmahl, weil ihr diesen Brief den 11t erhalt könnt. In meinem
letzt gab ich euch Nachricht, daß mir h: Baron von Grim geschrieb, und was er
mir geschrieb hat: ferner daß ich an h: Herzog p: hab schreib lass, daß ihr
in Manheim noch 4 od 5 Louis d'or nehm könnt. die chaise werdet ihr nun
wohl, so gut es möglich, verkauft hab: habt ihr aber wieder alles auf den
letzt Augenblick gespahrt, so ist es euere Schuld, dan ich alles beÿ Zeiten
erineret habe, so wohl weg der Bagage, Coffre, Postwag und all and
Unkost. es ist einmahl auf nichts, als auf seine aigene Sache zu denk,
alles gleich zu thun, und sich von niemand abhalt lass. Eine Hauptsache
ist nicht zu vergess: nämlich mit keinem and Geld sich zu verseh als
mit Louis d'or und Laubthaler, dan von Strassburg aus werdet ihr
kein anderes Geld brauch kön. die Dilligence von Manheim werdet ihr
noch in Manheim bezahl und bis Strasburg wird noch solches Geld
gehen. darauf ist recht wohl obacht zu geb; und mit Kaufleut,
sonderhtl: mit dem h: Schmalz zu sprech. Ich weis nicht ob dir h: Herzog
schreib wird, da dich h: Schmalz itzt schon kennt, wird er dir das
Geld wohl geb. laß dir aber Louis d'or geb, sonst kannst du nichts
nehm, dan das silber geld ist auf d Reise zu unbequem, sond=heitlich, da ihr es beÿ euch trag müsst. um Gottes will versäumt
nur keine Minute euch alles in ordnung zu richt, den komt ihr
späth nach Pariß, so kan wenig gemacht werd, es braucht seine Zeit
in Bekantschaft zu kom, der Ort ist zu groß, und geh die Leute
hin und her aufs Land: itzt muß man noch die Bekanntschaft
mach, weil alles beysam ist; sonst verderbt ihr wied alles, und es geht
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wie es bisher gegang, was ich aufgebauet habe, habt ihr wied niedergeriss:
und was ich, nach euerm Vorschlage eingegang, war am Ende auch wied nichts.
Nun ist nichts anders zu thun als weiter zu tracht, ihr habt beÿ allem
dem, daß ihr wed zimer noch kost zu bezahl hattet, doch Geld genug ausgegeb;
weil man nun täglich wied Geld ausgiebt, so muß man weiter tracht, den
ihr nehmt in Manheim keins mehr ein. das musik: Paquet wird
wohl schon in euer Händ seÿn. – ihr wisst unsere Umstände. ihr habt
Ursache genug auf ieden Kreuzer zu sehen – in solch Umständ war ich noch
niemals! Ich bitte Gott, daß er dem Wolfg: in Paris ein besseres Glück
schicket. Ich versichere, daß alles auf die Lebhaftigkeit ankomt nach dem
Unterschied der Umstände seine Sach zu betreib – mit Eyfer zu betreib,
und sein Glück ist, daß h: B: v Grim in Paris ist. dem muß er sich
ganz anvertrau und alles thun, was der ihm sagt, und wie er ihms
sagt. dessweg muß man die zeit brauch, wen man sie hat.
h: B: v grim könnte neuerdings ein Befehl erhalt, und abermahl
im frühejahr eine Reise mach müss; dan wäret ihr wied angesetzt.
den wens so fortgieng, so wäre all unser Sach verschuldet, und wir auf
einmahl arme Leute, und am Ende könnte keins dem and mehr helf.
ich habe mich bemühet in all mein Brief die Wahrheit, wie sie
ist, euch zu schreib: allein mir komt vor, als wen alle diese Briefe
nur geschwind so obenhin mit halbem Auge wär durchge=lesen und sodan hingeworff word. Ich bitte um Gotteswill nur
solche öfter mit bedacht und Nachdenk zu lesen: und ins künftig
für sich alleine, und nicht imer mehr für ande besorgt, und
aller Welt diener zu seÿn. sonst komt ihr, beÿ meiner Ehre,
auf einmahl in den fall eure Sach versetz und verkauff zu müss.
Ich hab dem h: B: v Grim schon geantwortet, und ihm alles geschrieb, warum
der Wolfg: nicht mit h: Wendling nach Paris gekom: und daß er ande Ursach
ihm vorgewendet – vielleicht habt ihr vom Wendling unterdess auch ein
Brief. Ich schreibe dieß, damit ihr dem h: B: Grim die wahrheit sagt,
wie sie ist. Nun ist es mit diesem alleine nicht gethan, daß ich in
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Manheim noch 5 Louis d'or angeschaft habe; ich muß doch auch Anstalt mach,
daß ihr in Paris einige Louis d'or allenfals nehm könnt, da beÿm Eintritte
man dir nicht gleich Geld zuwerff wird. da müsste ich euch nun ein pre=sentations Brief verschaff, ihr müst mir also, so bald ihr ein Zimer
beziehet die addresse schreib. unterdess muß gleichwohl eine ande An=stalt ausdenken; damit ihr nicht steck bleibt. Es wird aber das
aller nothwendigste seÿn mir gleich von euerer Wohnung Nachricht zu geb,
so bald ihr eine habt. h: Baron v Grim wird euch nicht Logier könn.
das ist nicht zu vermuth. ihr könnt euch also bey Mr: Mayer anfrag.
Lebt gesund, das ist d Letzte Brief, den 15t reiset ihr gewiß. Gott erhalte
euch, gebe euch eine glückl: Reise, die Nanerl und ich kiss euch million=mahl und bin samt ihr euer bis in Todt getreuer Mzt mp
setze abermahl zur fürsorge die Adresse des h: Baron v grim her.
Rüe de la Chausse d'Antin, prés le Boulevard.
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À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à
Frcoaug
Manheim
Nro: 43.