Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
[https://dme.mozarteum.at]
2012-10
CC BY-NC-SA 4.0
https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1002
A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
last file update: Wed May 11 14:48:12 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA UND WOLFGANG AMADÉ MOZART IN PARIS
SALZBURG, 16. MÄRZ 1778
Mein Liebes Weib u Lieber Sohn!________________________________46______________\hfill Salzb: d 16t Merz
______________________________________________________________________________________________________________________________\hfill 1778.
Ihr werdet mit d hilfe Gottes gesund in Paris angelangt seÿn. Ich bin seit gestern d 15t
sehr beängstiget, da wir so viel schnee und sehr kaltes Wetter hatt. Ich dachte imer an
die Mama weg der so kalt und beschwerlich Reise: und da ich überlegte, und berechnete,
daß ihr, sonderheitl: wen ihr die chaise nicht verkauft habt, nicht viel Geld mit euch nach
Paris bringen werdet, auch noch keine Anstalt weg Erhebung eines Geldes mach konnte,
da im Hagenauerisch Hause weg dem fastenmarkt alles die Hände voll zu thun hatte; so
habe heute mit h: Franz Gschwendner, dessen h: Bruder in Paris beÿ die Herrn Körman
Banquiers sich befindet, gesprochen, welcher seinem h: Bruder mit der donerstagsPost
den 19 schreib wird, daß er euch einige Louisd'or für meine Rechnung geb möchte.
da nun aber dieser Brief vor dem 27 od 28t nicht nach Paris kom wird; so bin ich sehr
beängstiget, daß euch etwas bis dahin fehl möchte, und entschloß mich ge=genwärtiges heute voraus zu schreib, und euch die Wohnung, nach der vorschrift
seines h: Bruders zu übermachen: er ist chez Messieurs Körman Banquieurs
Rüe St. Martin. also nicht weit von euch. Ich weis nun nicht ob h: Gschwendtner
euch vor der Ansicht des Briefes seines h: Bruders etwas geb wird. In dem
höchst benötigten falle will ich doch hoffen, daß er es thun wird, er kennt uns ja:
daß wir ehrliche Leute sind. Ich lasse mich ihm gehors: empfehl. Tit: h: Baron
von Grim kan vor dem 19 nicht schreib, od vielmehr, das schon angefangene Schreib
zu Ende bringen, es ist nichts geringeres als meine ganze Lebensbeschreibung.
Ich empfehle mich ihm unter\-thänigst, und bin versichert, daß, wen er alle Bedrückung,
Verfolgung, und Tyraneÿ, der wir in Salzb: seit 6 Jahr ausgesetzt war, genau und
Umständlich wissen wird, solches sein Mittleid erweck und uns zu helfen sein Herz
in Bewegung bring wird. – Er kan doch sein zärtliches Herz in Russland nicht mit
eines Moskowitisch Herze verdauscht hab. der Oberstküchemeister Baron Pranck ist
statt seines Bruders Oberster geword, und Major ein Baron Dückher dermal in
Öst: dienst. Niemals sind so erstaunliche Kriegsanstalt gemacht word als dermal
in östereich; alles geht nach Königsgräz und Olmütz. der Kayser wird unter einer
Bedeckung von 6000 M ins Feld geh. nämlich: 3000 adeliche Hungarn, unter den
übrig 3000 werd ein Theil Tyroller scharfschütz seÿn. Laudon ist Feldmarschall.
Ich könnte alle die beträchtlichst Anstalt nicht hersetz, die h: Gscheider, der es von seiner
Herrschaft umständlich weis, von Wien geschrieb. der König von Preuss hat ein sehr
spöttich und empfindliches Schreib an den Kayser ergeh lass in betreff der öst: forderung
an die Churbayr Lande. Heute sind Erinerung beÿ den Kaufleut hier angelangt,
weg falsch unhaltbar Preusisch Thalern, die in diesem Jahr geschlag sind, und mit den
itzt erst die Pferde, die Preussen theils in türkisch gränz und Ortschaft, theils im Polnisch
hat kauffen lass, bezahlt word. Ich hofe bald etwas gutes von euch zu hörn. leset dem
h: Gschwendner diese Neuigkeit. ich und die
Nanerl küss euch millionmahl u bin
d alte Mzt mp
Mr: de Voltaire ist in Paris; ob aber Mr: Noverre |: der nun auch, wie in Zeitung stand,
den orden vom Pabst hat :| in Paris ist, weis ich nicht gewiß. Solltest du ein Contrapunct,
oder so was fürs Concert Spirituelle machen kön: so arbeite es mit dem grösst fleise aus, und
höre vorher, was sie da machen, was ihn am best gefällt. die Bassisten wirst du sehr stark und
vortrefflich finden. Es muß recht gründlich geschrieb seÿn, da es zu weil in der Spart gestoch wird. addio
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Checco Barisani wird d 18 nach
Hause reisen, er empfiehlt sich.
der Architect Hagenauer ist
mit dem Bischof von Gurk abge=reiset, die Residenz in Gurk
auszubau, – wird aber nicht
mehr komen, d Erzb: hat ihn
abscheulich, wie ein Bueb
tracktiert, und ihm itzt
10 thaler geschenkt. folglich hat
er, für alles, so lang er hier
ist. 14 thaler und 4 duggatt
bekom. Nach Ostern wird
d h: Oberbereuter die freule
Antonia Barisani Haÿrath,
ohne Gnadgeld.
die schwester des h: Gschwendner,
Jungf: Nanerl wird den h: Nicolo=doni Heyrath, der beÿ
h: Spangler in Compagnie
ist, und dess Tochter hatte.
ALLEMAGNE
A Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
chez Mr: Mayer___________à
Marchand fripier
Ruë bourg l'abbé
__________________________________________Paris
Nro 44.
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881