Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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Salzburg
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Los Altos
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Morgenstern
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Kelnreiter
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technical supervisor, data modelling
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Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN PARIS
SALZBURG, 6. APRIL 1778
____________________________________________________________________________________________________________\hfill Salzburg d 6 Aprill
_________________________________________________________________________________________47_____________________________________\hfill 1778.
Wir hatt heute das sehnlichst gewünschte Vergnügen euern schon d 24 Merz geschrieb Brief
zu erhalt. Ich war um so mehr für diese Reise besorgt, weil wir eben zu derselb Zeit hier
das abscheulichste Wetter hatt, und ich gar wohl weis, was es ist mit Rosslehner zu
reisen. Gott lob, daß ihr Gesund angelangt. für euere Zehrungskost war mir auch
schon bange, dan in Itali ist es noch weit besser, man weis den Preis à pasto zu leb,
aber in Frankreich muß man vorher accordier |: welches sie nicht gern thun woll :| sonst
wird man jamerlich geschor. ich schrieb euch nichts davon, weil ich damals als sicher glaubte
ihr werdet mit dem Postwag geh. wo man sich nach and Leut richt kan. Basta! ihr
seyd |: Gott Lob :| glücklich angelangt. Itzt empfehle ich dir nachdrücklichst dich durch
ein vollkomenes Kindliches Vertrau recht die Gnade, Liebe und Freundschaft des h:
Baron von Grim zu verdien, od vielmehr solche zu erhalt, ihn in all Stück zu
Rath zu zieh, und nicht aus aigenem Kopf od vorgefasster Einbildung zu thun,
und durchaus auf dein und dadurch auf unser gemeinschaftliches Interesse bedacht zu
seÿn. Die Lebensart in Paris ist von der teutsch sehr unterschied, und die Art im
französisch sich höflich auszudrück, sich anzuempfehl, Protecktion zu such, sich anzumeld p:
hat ganz etwas aigenes, so, daß h: Baron von Grim mir eb auch damals Anweisung
gab, und ich fragte, was ich sag und wie ich mich ausdrück sollte. Sage ihm nur, nebst
meiner gehorsamst Empfehlung, daß ich dir dieses erinert habe, und er wird mir
recht geb. Ich hab noch Vorschrift in Händ, die er mir machte, um Billets an Person
vom Rang zu hinterlass, wen ich solche nicht sprech konnte, und wie oft schrieb ich
mit der petite Poste an M: Grim um ihn um Rath zu frag, od ihm Nachricht zu
geb, da wir weg der weit entlegenheit der Rüe St: Antoine, und der Rüe neuve
Luxembourg einander nicht sprech konnt. Was diesen Punckt nun betrift bin ich
zum voraus überzeugt, daß du dich imer an diesen unser gewissest freund
halt wirst. Du hast mein Brief, den ich an h: Maÿr addressiert, erhalt. ich gab dir
Nachricht, daß ich den h: Gschwendner gebett: daß er seinem Bruder schreib möchte,
im falle eines nötig Geldmangels dir beÿzusteh. ich that es aus vätterlicher
Vorsorge; wünsche aber, und hoffe, daß ihr geld herauszunehm nicht gezwung
seÿn möchtet, dan ihr wisst erstlich, wie wir steh, und daß itzt schon genug
___schuldig bin____________________weiß wie____ich es_______bezahlen werde
ocuedfg bfn, und nicht wlfo, wfl fcu lo blzmueln wlrde, und zweytens
macht es sehr viel aufseh hier, und macht dir keine Ehre, mich aber
__________________________________________________________________________________ich___Euch immer___Geld
setzet es in verachtung, wen mans erfährt, daß fcu lhcu faalr gled
____schicken muß.
ocufckln ahoo. ist es aber die höchste Nothwendigkeit, ie nun, in Gottes nahm:
ihr därft dem h: B: v Grim dieses alles sag, ich hab ihm alle unsere Umstände,
_______________________Schulden
auch alle unsere ocuhedln in zween langen Brief geschrieb, und mich in viel
____________________________________________________________________________________________________Erzbischof
Stücken, die verfolgung und die verachtung die wir vom lrzbfocusoo ausgestand
betreffend auf deine mindliche Erzehlung beruffen, ich hab ihm erzehlt, daß er
nur dan höflich geschmeichelt, wen er etwas nötig hatte, und er dir für alle
Composition nicht ein Kreuzer bezahlt hat; du kanst ihm mein Elend vorstell.
INTERNATIONALESTIFTUNG:MOZARTEUM1881
könntest zu, wie Hanauer, wie d seel: Schobert p: von einem Prinz in Paris ein
monatl: Gehalt bekom, – dan nebbeÿ fürs Theater, fürs Concert Spirituel
und fürs Concert des amateurs zu zeit etwas arbeit, – und dan
einige mahl par subscription etwas gravier lass – ich aber und deine Schwester
Lection geb, und deine Schwester in Concert und Accademi spiel, so würd
wir gewiß recht gut zu leb hab. du wünschest daß ich in mein Brief ein gut
humor zeigen möchte. mein lieber Wolfgang! du weist, daß die Ehre mir mehr
als mein leb gilt. – überlege den ganzen hergang der Sache – denke, daß ich
_______________________________Schulden
bis itzt tiefer in Ocuhedln gerathen; da ich durch dich mich herauszureiss gedachte. –
du weist ich stehe hier beÿ iederman in Credit –, so bald ich diesen verliere, ist auch
meine Ehre hin: – die freundschaft und das Wohlwoll der Kaufleute dauert aber
nur so lange, als man mit der Bezahlung richtig zuhält – bleibt diese zu lange
_______________________________________________________________________________________Erzbischof
aus, so ist die freundschaft d Welt verlohr! – und der lrzbfocusoo? – – sollte
wohl dieser das vergnüg haben zu hör, daß unsere Sach schlecht stünd, und
darüber lach – darüber spott könn? – – Ich würde in solchem falle des
gähen Todes hinfallen. da ich euer schreib erhalt, wurde ich augenblicklich
beÿ durchlesung desselb in die beste Laune versetzt. Wir bracht also gleich all
Leut, die uns sorgfältigst imer fragt, die gute Nachricht, daß ihr gesund und
glücklich in Paris angelangt. Ich im Arcoisch Hause und die Nanerl im Hagenau=erisch und beÿ den Mölckisch p: die sich alle empfehl. – du weist das ich an das
Nachdenk und Überleg gewohnt bin, sonst würde ich meine Sach niemals so weit ge=bracht hab, da ich niemand hatte, der mir rath konnte, und ich von jugend auf
niemand völlig mich anvertrauete, bis ich nicht sichere Prob hatte. Sehe nur
meine Brüder und mich an, und du wirst die folg meines überlegens und Nach=denkens mit Händ greiff, wen du den Unterschied zwisch uns bedenkest;
da ich also von jugend an zur Überlegung gewohnt bin, wie kanst du mirs ver=denk, wen mir eine so wichtige das wohl aller der meinig betreffende höchst
wichtige Sache tag und Nacht am Herz liegt? – Eine Sache die mich selbst, und
die jene Person angehet die mir das liebste von d ganz Welt sind. – Ich sollte,
wen ein Krieg zu nahe kom sollte, gleich zu euch reisen. ja, nicht nur
wen ein Krieg ausbricht, sondern auch ohne Kriegsgefahr. – allein ich muß
_____________________Schulden bezahlen_______________________________________zu____wenig Geld
vorher die ocuhedln blzmueln kön, sonst bleibt uns zh wlnfg Gled zum reis.
Mein guter Humor hängt von dein Umständ an, mein lieber Sohn, diese mach
mich gesund, so viels für mein alter möglich ist, und ich empfinde, daß mich
deine Werkthätige Bemühung und Sorge, mich aus unserm Jamerthale zu reis
gesund macht. Hast du einmahl ernstlich auf das Wohl deines Vatters
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
gedacht, so wird dieser auch fortfahr auf dein Wohl und Vergnüg zu denk und
dir als dein wahrer freund beysteh. das Hoffe ich auch von dir und diese Hofnung
macht mich aufleb, macht mich vergnügt, macht mich fröhlich. Was du mir
_______________________________________________________________Cannabich
von der wenig Dankbarkeit des Mr. Cmnmbfcu schreibst habe ich dir ja schon in mein
vorig Brief vorgesagt. arme Leute, die Ehre im Leib hab, sind allzeit erkäntlicher
als auf ihr Rang und Anseh Stolze, die ihre wahre Ehre dem Stolz einer ein=gebildet Ehre aufopfern und alles als eine Schuldigkeit anseh, was man
ihn zu gefahl thut, und dich vielleicht durch etliche Mahlzeit belohnt zu hab glaub.
________________________________________________________________Cannabichs
weist du was mir h: v Grim, da er dir Cmnmbfcuo Synfoni schickte geschrieb hat? –
c'est moi qui lui |: er sprach von dir :| fais présent des Symphonies de Canabich. Imaginez
que celui ci envoie chez moi un Exemplaire pour moi, un pour vous, et se fait payer
tous les deux par le Baron Bagge pour mon Compte, et prend même six francs de
plus et décampe. NB du hattest ihm vorher deine Pariser – Londoner, und Holländ Sonaten
gratis geb müss, und er versprach dir dafür seine Sinfoni zu geb; Nahm aber das geld
und reisete davon. Und glaubst du wohl, daß ein so elend Synfonischmierer dich
_________________________im Ernste neb seiner in dienst hab möchte? –
_________________________da du noch ob drein jung und er schon
_________________________alt ist? Ich glaubs nicht!
Die Manheimer Composition hab mir, die Wahrheit zu gesteh, niemals gefahl, das
orchester ist gut, – stark – aber ihr gusto ist nicht der feine wahre rührende
geschmack. etwas vom Krieg! der Herzog von Zweÿbrück hat durch eine öfentl im
druck erschienene Schrift beÿm Reichstag wid den Vergleich zwisch dem Haus östereich und
Churf: von d Pfalz protestiert, hat das Röm: Reich um Beystand angeruff und ist selbst
zum König in Preuss gereiset, welcher auch dan in einer öffentl schrift sich erkläret
hat, daß er niemals zugeb werde, daß Churbayr vertheilt werde. Nun wird es beÿm
Reichstag untersucht, wie weit die östereicherisch Ansprüche gegründet sind. unterdess
zieh sich die Oster: und Preuss Armeen schon zusam, um sich geg einand zu stell.
von uns geh aus dem Gebürg etliche 100 Pferd zur öst: armé die gekauft word.
heut sind wied 40 Stück durchgeführt word. Morg und folgende täge kom die Maul=thier aus Itali hier durch über 2000 St: – Schreibet mir, ob frankreich
den Krieg den Engelländer wirkl: erkläret hat? – – nun wirst du den ameri=caner Minister h: Dr: Francklin seh. Frankreich erkent die 13 Amerikanisch
Provinz für ohnabhängig und hat mit ihn tracktat geschloss. die Nanerl
empfehlt sich d Mama und ihrem Brud ins Herz wir küss euch beÿde million=mahl und bin d alte_____Mzt mp
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Mein liebes weib hat also abermahl Paris zu seh bekom, u das
auch das roth attlassner Kleid u das Waderl d Mad:me d'Epinay
ist wied nach Paris gekom. o wär wir beÿ euch!
das A, B, C: Komt nächstens
gestern wars versprech mit dem Oberbereuter u Barisani antonia
auf ostern die Hochzeit. der Castrat, d täglich zu uns komt, empfehlt
sich, er singt, die Nanerl accompagniert wie ein ied Capellmeister.
Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
_______________________à
chez Mr: Mayer
Marchand Fripier
Ruë Bourg l'Abbé____Paris
ALEMAGNE
Nro 45.
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