Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1015 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:12 2022
MARIA ANNA MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG PARIS, 29. MAI 1778 mit Nachschrift von Wolfgang Amadé Mozart
________________________________________________________________________________\hfill Paris den 29t Maÿ 1778 Mein lieber Mann. dein brief von 29t Apriel haben wir richtig erhalten, und daraus mit ver=gniegen vernom das du dich mit samt der nanerl gesund befindest, die Neuigkeit haben mich ungemein belustiget. Zwar die auer sandl bedaure ich von herzen, hofe aber sie wird indess widerum beÿ ihren völligen verstande sein. was den hafner Sigerl belangt habe ich von herzen gelacht, dan ich kenne das Mensch, sie ist unsere nandl, die uns so betrog hat ihr guete bekante und offt zu ihr komen. ist auch zu ihr befreindet sie ist eine Preu Tochter von uttendorff, sie kan aber nicht älter sein als 26 Jahr, sie sieht nur alt aus weill sie beÿn oberist ist Stra=paziert worden. wan er sie gehäaurathet hat, so hat er eine Scharmante Partie getroffen, gesenges im gott er hat keine Vrsag mit ihr zu eifern, dan es verliebt sich gewis kein Mensch in sie. Von Krieg höret man hier nicht vill, was du aber geschrib hast das der König in Preusen aliancen sucht zu bekom das glaube ich, allein es wird hart sein könn, dann Rusland kan weg des türck nicht leicht, dan die türcken wollen durchaus krieg hab. die schweden könn unmöglich nicht, dan der könig in franckreich hat 30000 man Subsidien von ihn und bezahlt alle Jahr 12 Million livers. und beÿ dänemarck ist es wiederum nichts, dan ihr ganze macht ist etwan 30000 mann, und da wehre das ganze land lehr, und meinest du sie scheuhen franckreich nicht, welches bestendig beschäfftiget ist, beÿ allen Podenz den König von Preusen eine nasen zu trähen, darum Packter nicht an, er könte sonst so lang nicht warth, und ist allemal gleich der angreiffer gewesen, und hat sich nieh so lang besohn. hier ist die ganze statt guett Kaisserlich, ausgenomen die lutheraner etwan nicht alle einige sind es auch, dan der Kaiser hat sich im seinen aufenthalt hier sehr beliebt gemacht. etwas für die nanerl, sag ihr sie solle sich ein saubern Spazier stock anschaffen, dan hier ist es die greste Mode das alle frauen Zimer |: ausgenommen die Mägde :| mit stäcken geh in die Kirchen, in visiten, spaziern, wo sie nur hin gehen, auf der DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 gassen versteht sich, nicht in wagen, keine gehet zu fueß ohne stock. weill es hier so schlipferich zu gehen ist, vor aus wan es gerengnet hat so hat sich ein frauenzimer, vor einer Zeit den fues überäncket, da hat ein doctor gesagt, es wehre besser wan sich die weibsbilder der stöcke bedieneten, so ist es gleich Mode geworden. sonst ist es hier überaus theuer ein gutter butter kostet 30 bis 40 Sols der schlechte der nicht zu geniessen ist 24 Sols. das Rindfleisch 10 Sols das Kalbfleisch 12 bis 14 Sols, ein lemers Piegel 3 livers, ein Junges hiendl 3 livers, der wein theuer und schlecht aller von den würthen verdorben, es ist noch theurer als es in Engeland gewesen, wie wür dorth wahren, mit ein louidor kan man nicht mehrer ausrichten, als in deutschland mit ein baierisch=Thaller, und mit ein thaller richt man nicht mehrer aus als beÿ uns mit ein 24ker, alles ist noch einmahl so theuer als es vorhero gewesen ist. überigens seind wir gott lob und danck gesund, und winschten nichts anders als euch beÿde beÿ uns zu haben. das aderlassen werde ich nicht vergessen, ich mus mir erst um ein gutten barbier seh. dahier ist es nicht mehr so in gebrauch wie vorhero, wie sich alle Mode endert. den hn Andretter Cornet lassen wir uns empfehlen um den h bullinger ist uns leid das er kranck ist gewesen, es erfreit uns das er wider um besser ist wir empfehlen uns ihm, und meiner liebel Salerl, was macht dan sie, denckt sie noch an mich, ich und der wolfgang reden offt von ihr, o wie offt reden wir von unsern bekant zu Salzburg, wan wir auf die nacht beÿm essen beÿ samen sizen. adio lebts beÿde gesund ich küsse euch vill 10000 mahl und verbleibe dein getreues weib Marianna Mozartin. an alle gutte freinde und freindin von uns alles erdenckliches, die thresel lasse ich griess. #Ich befinde mich gott lob und danck so ganz erträglich; übrigens weis ich aber oft nicht, ist es gehauet oder gestochen – mir ist weder kalt noch warm – finde an nichts viell freüde; was mich aber an meisten aufricht, und guts Muths erhält, ist der gedancke, daß sie, liebster Papa, und meine liebe schwester, sich gut befinden – INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 daß ich ein Ehrlicher Teütscher bin, – und daß ich, wen ich schon allzeit nicht reden darf – doch wenigstens dencken darf was ich will. das ist aber auch das einzige. gestern war ich das 2:te mahl beÿ h: graf v: Sückingen khurf: Pfälzischen gesandten, | den ich hab schon einmahl mit h: wendling und Raaff dort gespeist | welcher, ich weis nicht ob ich es schon geschrieben habe, ein charmande herr, Passionirter liebhaber, und wahrer kener der Musique ist. da habe ich, ganz allein beÿ ihm, 8 stunde zugebracht. da waren wir vor=mittag und nachmittag bis 10 uhr abends imer beÿm clavier; allerleÿ Mu=sique durchgemacht – belobet, bewundert, Recensirt, raisonirt und criticirt. er hat so beÿläüfig gegen 30 spartiti von opern. Nun muß ich ihnen sagen, daß ich die Ehre gehabt habe, ihr violinschule französisch übersezt zu sehen. ich glaube es sind schon wenigstens 8 jahre daß es übersezt ist. ich war just in den Musickladen, um ein œuvre Sonaten v. chobert für eine scolarin zu kaufen. ich werde aber nächstens hingehen, und es besser betrachten, um ihnen ausführlicher davon schreiben zu könen. die Zeit war mir neülich zu kurz. Nun leben sie recht wohl. ich küsse ihnen 1000mahl die hände, und meine schwester umarme ich von ganzen herzen. mes Complimens à tous mes amis, particulierement à M:r Bullinger.______________________________________________________________________________\hfill woAMozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 \newpage À_____________Frco Monsieur Monsieur Leopold Mozart maitre de la Chapelle de S: A: R: L'archeveque de et à par Augspurg – __________Salzbourg. Strasbourg – N:o43 N.o43 den 7t abends empf. geantwortet d 11t Junÿ INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881