Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN JOSEPH BULLINGER IN SALZBURG PARIS, 3. JULI 1778
_________________________________________________________________________________________________\hfill Paris ce 3 julliet _____________________________________________________________________________________________________________\hfill 1778 ________________________________________Allerbester freünd! ________________________________________für sie ganz allein. Trauern sie mit mir, mein freünd! – dies war der Trauerigste Tag in meinen leben – dies schreibe ich um 2 uhr nachts – ich muß es ihnen doch sagen, meine Mutter, Meine liebe Mutter ist nicht mehr! – gott hat sie zu sich berufen – er wollte sie haben, das sahe ich klar – mithin habe ich mich in willen gottes gegeben – Er hatte sie mir gegeben, er konte sie mir auch nehmen. stellen sie sich nur alle meine unruhe, ängsten und sorgen vor die ich diese 14 täge aus=gestanden habe – sie starb ohne das sie etwas von sich wuste – löschte aus wie ein licht. sie hat 3 täge vorher gebeichtet, ist Comunicirt worden, und hat die heilige öehlung bekomen – – die lezten 3 täge aber phatasirte sie beständig, und heüt aber um 5 uhr 21 minuten grif sie in zügen, verlohr alsogleich darbeÿ alle empfindung und alle sine – ich druckte ihr die hand, redete sie an – sie sahe mich aber nicht, hörte mich nicht, und empfand nichts – so lag sie bis sie verschied, nemlich in 5 stunden um 10 uhr 21 minuten abends – es war niemand darbeÿ, als ich, ein guter freünd von uns | den mein vatter kent | h: Haina, und die wächterin – die ganze kranckheit kan ich ihnen heüte ohnmöglich schreiben – ich bin der Meÿnung daß sie hat sterben müssen – gott hat es so haben wollen. ich bitte sie unterdessen um nichts als um das freünd=stück, daß sie meinen armen vatter ganz sachte zu dieser trauerigen nachricht bereiten – ich habe ihm mit der nehmlichen Post geschrieben – aber nur daß sie schwer krank ist – warte dan nur auf eine antwort – damit ich mich darnach richten kan. gott gebe ihm stärcke und muth! – mein freünd! – ich bin nicht izt, sondern schon lange her getröstet! – ich habe aus be=sonderer gnade gottes alles mit standhaftigkeit und gelassenheit übertragen. wie es so gefährlich wurde, so batt ich gott nur um 2 dinge, nemlich um eine glückliche sterbstunde für meine Mutter, und dan für mich um stärcke und muth – und der gütige gott hat mich erhört, und mir die 2 gnaden im grösten maaße verliehen. ich bitte sie also, bester freünd, erhalten sie mir meinen vatter, sprechen sie ihm muth zu daß er es sich nicht gar zu schwer und hart nimt, wen er das ärgste erst hören wird. Meine schwester empfehle ich ihnen auch von ganzen herzen – gehen sie doch gleich hinaus zu ihnen, ich bitte sie – sagen sie ihnen noch nichts daß sie Tod ist, sondern prepariren sie sie nur so dazu – Thun sie was sie wollen, – wenden sie alles an – machen sie nur daß ich ruhig seÿn kan – und daß ich nicht etwa ein anderes unglück noch zu erwarten habe. – Erhalten sie mir meinen lieben vatter, und meine liebe schwester. geben sie mir gleich antwort ich bitte sie. – Adieu, ich bin dero _____aus fürsorg. Rue du gros chenet vis à vis celle du croissant à l'hôtel des quatre fils aimont. _____________________________________________________\hfill gehorsamster danckbarster diener ______________________________________________________________\hfill wolfgang Amadè Mozart mp