Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG
PARIS, 31. JULI 1778
mit Nachschrift an Maria Anna (Nannerl) Mozart
____________________________________________________________________________________________________\hfill Paris ce 31 juillet 1778
_______________________________Monsieur mon trés cher Pére!____________________48
Ich hoffe sie werden meine zweÿ lezte von 11:ten und 18:ten | glaube ich, | richtig erhalten haben –
ich habe unterdessen ihre 2 von 13:ten und 20:ten empfangen – das Erste Presste mir thränen
des schmerzens aus – weil ich wieder an den trauerigen hintritt meiner lieben seeligen
Mutter errinert wurde – und mir alles wieder lebhaft vorkam; das werde ich gewis mein
lebetag nicht vergessen – sie wissen daß ich mein lebetag | obwohl ich es gewunschen | niemand
habe sterben gesehen – und zum erstenmahle muste es just meine Mutter seÿn – auf diesen
augenblick hatte ich auch am meisten sorg – und bat gott flehentlich um stärcke – ich wurde
erhört – ich hatte sie; – so trauerig mich ihr brief machte, so war ich doch ganz ausser
mir für freüde, als ich vernahm, daß sie alles so nahmen, wie es zu nehmen ist –
und ich folglich wegen meinen besten Vatter und liebsten schwester ausser sorge seÿn kan.
so bald ich ihren brief ausgelesen hatte, so war auch das erste daß ich auf die knie niederfiel,
und meinem lieben Gott aus ganzem herzen für diese gnad danckte; – Nun bin ich ganz
ruhig – weil ich weis daß ich wegen den zweÿ Personen die mir das liebste auf dieser
welt sind, nichts zu befürchten habe – welches nun das gröste unglück für mich wäre – und
mich ganz gewis danieder=reissen würde; – sorgen sie also beÿde für ihre mir so schätz=bare gesundheit – ich bitte sie – und gönen sie demjenigen, der sich schmeichelt, daß er ihnen
nun das liebste auf der welt ist, das glück, vergnügen, und die freüde, sie bald umarmen
zu könen; – ihr lezter brief Presste mir Thränen der freüde aus – indeme ich dadurch
imermehr ihrer wahren vätterlichen liebe und sorge gäntzlich überzeügt wurde – ich werde
mich aus allen kräften bestreben ihre vätterliche liebe imermehr zu verdienen – ich dancke
ihnen für das pulver durch den zärtlichsten handkuß – und bin überzeügt daß sie froh sind, daß ich
nicht benöthiget bin gebrauch davon zu machen; – unter der kranckheit meiner seeligen
Mutter wäre es einmahl bald nothwendig gewesen – aber izt, Gott lob und danck, bin
ich ganz frisch und gesund – Nur bisweilen habe ich so Melancholische anfälle – da kome
ich aber am leichtesten davon durch briefe – die ich schreibe oder erhalte; das muntert
mich dan wieder auf. glauben sie aber sicher daß es niemalen ohne ursache geschieht.
sie wollen wissen wie viell ich für ihren lezten, wo das Pulver darin war, habe bezahlen
müssen? – 45 souls; – sie wollen eine kleine beschreibung von der kranckheit, und
von allen haben? – das sollen sie; nur bitte ich sie daß ich ein wenig kurz seÿn
darf, und nur die hauptsachen schreiben darf, indeme die sache einmahl vorbeÿ
ist, und leider nicht mehr zu ändern ist – und ich nothwendig Platz brauche um
sachen zu schreiben, die unsere situation betreffen; Erstens muß ich ihnen sagen,
daß meine seelige Mutter hat sterben müssen – kein Doctor in der welt hätte sie dießmahl
davon bringen könen – den es war augenscheinlich der wille gottes so; ihr zeit war nun
aus – und gott hat sie haben wollen; sie glauben sie hat sich zu spätt adergelassen –
es kan seÿn; sie hat es ein wenig verschoben; doch bin ich mehr der Meÿnung hiesiger leüte
die ihr das aderlassen abgerathen, und sie ehender, ein lavement zu nehmen, zu bereden
suchten – aber sie wollte nicht – und ich getrauete mir nichts zu sagen, weil ich die sachen
nicht verstehe, und folglich die schuld gehabt hätte, wen es ihr nicht wohl angeschlagen hätte –
wen es meine haut gegolten hätte, so hätte ich gleich meinen Consens dazu gegeben – den
hier ist es sehr in schwung – wen einer ein wenig erhitzt ist, so nimt er ein lavement –
und der ursprung der kranckheit meiner Mutter war nichts als inerliche erhizung, wenigstens
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hielt man es dafür; wie viell man ihr blut gelassen hat, kan ich nicht accurat sagen, weil
man hier nicht unzenweis sondern Tellerweis läst – man hat ihr nicht gar 2 Tellervoll
gelassen; der chyrurgus sagte daß es sehr Nothwendig war – weil aber so eine entsezliche
hitze diesen tag war, so getraute er sich nicht mehr zu lassen; etliche täge war es
gut; dan fieng aber der durchlauf an – kein mensch machte aber nichts daraus, weil
dieß hier allgemein ist, daß alle fremde die starck wasser trincken das laxiren bekomen;
das ist auch war; ich hab es die ersten täge auch gehabt, seitdem ich aber nie Purrwasser
sondern allzeit ein wenig wein darunter trincke, so spüre ich nichts mehr; weil ich aber
ohne blosses wasser zu trincken nicht seÿn kan, so purgire ichs durch das Eÿs, und trincke
es en glace; da trincke richtig allzeit 2 gläser voll bevor ich schlafen gehe --Nun weiter: den 19:ten klagte sie kopfwehe – da muste sie mir fürs erste mahl den ganzen
Tag in bett bleiben – und den 18:ten den tag vorher war sie das leztemahl auf.
den 20:ten klagte sie frost – und dan hitzen; ich gab ihr also ein Antispasmotisches
Pulver; unter dieser zeit wollte ich imer um einen Doctor schicken – sie wollte aber nie;
und da ich ihr starck zusezte, so sagte sie mir daß sie kein vertrauen auf einen
französischen Medicum habe – ich schauete also um einen Teütschen – ich konte natürlicher
weise nicht ausgehen – mithin wartete ich mit schmerzen auf den M:r Heina, der alle
Tage unfehlbar zu uns kam – nur dießmahl muste er 2 täge ausbleiben – Endlich
kam er, und weil der Doctor den andern tag darauf verhindert war, so konten wir
ihn nicht haben. mithin kam er erst den 24:ten – den tag vorher, wo ich ihn schon so her=gewunschen hätte, war ich in einer grossen angst – den sie verlohr auf einmal das
gehör – der Doctor, | ein etlich und 70 jähriger Teütscher | gab ihr Rhebarbara en poudre
und mit wein angemacht – das kan ich nicht verstehen – man sagt sonst der wein
hizt – wie ich aber dieses da sagte, schrie mir alles entgegen – Eÿ beleÿbe;
was sagen sie; der wein hizt nicht – er stärckt nur; das wasser hizt – und unter=dessen begehrte die arme krancke mit sehnsucht nach frischen wasser – wie gerne hätte
ich sie befriedigt – bester vatter, sie könen sich nicht vorstellen was ich ausgestanden –
da war kein andres Mittel, ich muste sie in Gottes Namen den händen des Medici überlassen –
alles was ich mit guten gewissen thun konte, war, daß ich unaufhörlich zu gott bat, daß
er alles zu ihrem besten anordnen möchte – ich gieng herum als wen ich gar keinen
kopf hätte – ich hätte dort die beste zeit gehabt zum componiren, aber – ich wäre nicht
im stande gewesen eine Note zu schreiben; den 25:ten blieb der Doctor aus – den 26:ten
besuchte er sie wieder; stellen sie sich in meine Person als er mir so unvermuthet sagte –
– „ich fürchte sie wird diese nacht nicht ausdauern – und sie kan auf dem Nachtstuhl,
wen ihr übel wird, in einem augenblick weg seÿn – mithin sehen sie daß sie beichten
kan.” da bin ich also bis zu Ende der chaussèe d'antin, noch über die Bariere hinaus
gelofen, um den Heina aufzusuchen, weil ich wuste daß er beÿ einem gewissen grafen
beÿ einer Musique ist – der sagte mir, daß er den andern tag einen Teütschen geistlichen
herführen wird. in zurückweg gieng ich im vorbeÿgehen einen augenblick zum Grim
und Mad:me d'Epinai – die waren unzufrieden daß ich nicht eher was gesagt habe,
sie hätten gleich ihren Doctor hergeschickt – ich habe ihnen aber nichts gesagt, weil meine
Mutter keinen französischen wollte – nun war ich aber auf das äüsserste getrieben –
– sie sagten daß sie diesen abend noch ihren Doctor herschicken werden. als ich nach
haus kam, sagte ich zu meiner Mutter, daß ich den h: Heina begegnet habe,
mit einen teütschen geistlichen, der viell von mir gehört hat, und begierig ist
mich spiellen zu hören – und sie werden morgen komen um mir eine visite zu
machen; daß war ihr ganz recht; und weil ich, obwohl ich kein Doctor bin, sie
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besser befunden habe, so sagte ich weiter nichts mehr – ich sehe schon daß ich ohnmöglich
kurz erzehlen kan – ich schreibe gern alles umständlich, und ich glaube es wird ihnen
auch lieber seÿn – mithin | weil ich nothwendigere sachen noch zu schreiben habe | will
ich im nächsten brief meine geschichte fortsezen. unterdessen wissen sie durch meine lezte
briefe wo ich bin, und daß all meine und meiner seelichen Mutter sachen in ordnung sind.
wen ich auf diesen Punckt kome, werde es schon erklären wie es gangen – der heÿna und ich haben
alles gemacht. die kleider, wäsche, kleinodien und alles halt was ihr war, werde ich mit guter ge=legenheit und gut verwahret nach Salzburg schicken; das werde ich alles mit h: Geschwendtner arran=giren. Nun zu unsern sachen; – doch bevor muß ich ihnen sagen, daß sie, wegen diesem was
ich ihnen in meinem von 3:ten geschrieben, und mir ausgebeten meine gedancken nicht eher darüber
entdecken zu därfen, als bis es zeit ist, gar nicht in sorgen seÿn därfen – ich bitte sie noch ein=mahl darum; ich kan es ihnen aber noch nicht sagen, weil es in der that noch nicht zeit ist –
und ich dadurch mehr verderben als gutmachen würde – zu ihrer beruhigung; es geht nur mich
an; ihre umstände werden dadurch nicht schlimer und nicht besser – und bevor ich sie nicht in bessern
umständen sehe – dencke ich gar nicht darauf – wen wir aber einmahl glücklich und vergnügt,
| welches mein einziges bestreben ist | beÿsamen in einem ort leben – wen diese glückliche zeit
einmahl komt – gott gebe – bald! – dan ist es zeit – und dan besteht es nur beÿ ihnen;
bekümern sie sich also izt nicht darum – und seÿen sie versichert, daß ich in allen sachen, wo ich
weis das auch ihr glück und ihre zufriedenheit daran liegt, allzeit mein ganzes vertrauen
zu ihnen – zu meinen besten vatter, und wahrsten freünd, haben werde; – und ihnen alles
umständlich berichten werde – wen es bis dato bisweilen nicht geschehen ist – so ist es meine
schuld alleine nicht. der M:r grim sagte neülich zu mir, was soll ich den ihren vattern schreiben? –
was nehmen sie den für eine Partie? – bleiben sie hier, oder gehen sie nach Manheim? –
ich konte das lachen wircklich nicht halten. – was soll ich den izt zu Manheim thun? – wen
ich niemahl nach Paris wäre – aber so, iezt bin ich einmahl da, und muß alles anwenden, um
mich fortzubringen – ja, sagte er, ich glaube schwerlich daß sie hier ihre sache gut machen
könen – warum? – ich sehe hier so eine menge Elende stümper, die sich fortbringen,
und ich sollte es mit meinem talent nicht könen? – ich versichere sie, daß ich sehr gerne
zu Manheim bin – mich dort in diensten zu seÿn sehr wünsche – allein mit Ehr und Repu=tation – ich muß meiner sache gewis seÿn, sonst thue ich keinen schritt; ja, ich förchte sagte er,
sie sind hier nicht genug activ – sie laufen nicht genug herum – ja, sagte ich, das ist das
schwerste hier für mich – übrigens konte ich izt wegen der langen krankheit meiner Mutter,
nirgends hin gehen – und 2 von meinen scolarinen sind in der Campagne – und die dritte,
| den Duc de guignes seine tochter | ist in brautständen – und wird | welches mir wegen meiner
Ehre kein grosser verdruß ist | nicht mehr Continuiren. verliehren thue ich nichts an ihr,
den, was mir der Duc zahlt – zahlt jederman hier. | stellen sie sich vor, der Duc de guines,
wo ich alle tage komen, und 2 stunde bleiben muste, – liess mich 24 lectionen machen,
| wo man allzeit nach der 12:ten zahlt, | gieng in die Campagne – kam in 10 tägen zurück
ohne mir etwas sagen zu lassen – wen ich nicht aus forwitz selbst angefragt hätte,
so wüste ich noch nicht daß sie hier sind – und Endlich ziehte die gouvernante einen beütel
heraus, und sagte mir; verzeÿhen sie, daß ich ihnen für diesesmahl nur 12 lectionen
zahle, den ich hab nicht geld genug – das ist Nobl! und zählte mir 3 louis d'or her –
und sezte hinzu – ich hoffe sie werden zufrieden seÿn – wo nicht, so bitte ich sie mir es zu
sagen – | der Mr: Le duc hatte also keine Ehre im leib – und dachte das ist ein junger mensch,
und nebst diesen ein dumer teütscher – wie alle franzosen von die teütschen sprechen – der
wird also gar froh darum seÿn – der dume teütsche war aber nicht froh darum – sondern
nahme es nicht an – er wollte mir also für 2 stunde eine stunde zahlen – und dieß
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aus égard, weil er schon 4 Monath ein Concert auf die flöte und harpfe von mir hat, welches
er mir noch nicht bezahlt hat – | ich warte also nur bis die hochzeit vorbeÿ ist, dan gehe ich zur
gouvernante und begehre mein geld. was mir den grösten verdruß hier macht, ist, daß
die dumen franzosen glauben ich seÿe noch sieben jahr alt – weil sie mich in diesem alter
gesehen haben – das ist gewis wahr. die Mad: d'Epinai hat es mir in allem Ernst
gesagt – man tractirt mich hier also als einen anfänger – ausgenomen die leüte
von der Musique – die dencken anderst; übrigens macht halt die menge alles aus.
nach diesen Discours mit den grim gieng ich gleich den andern tag zum graf Sückingen –
dieser war ganz meiner meÿnung – nemlich daß ich noch sollte gedult haben, abwarten bis
der Raff angelangt ist – welcher alles für mich thun wird – seÿn möglichstes – und wen aber
dieses nicht geht – so hat sich der graf Sückingen selbst angetragen mir zu Maÿnz einen
Platz zu verschaffen – mithin dieß ist izt meine aus=sicht; – ich werde nun mein möglichstes
thun, um mich hier mit scolaren fortzubringen, und so viell möglich geld zu machen –
ich thu es izt in der süssen hofnung daß bald eine veränderung geschieht, den das kan
ich ihnen nicht läügnen, sondern müß es bekenen, daß ich froh bin wen ich hier erlöset
werde; den lection zu geben ist hier kein spass – man muß sich ziemlich abmatten damit;
und nimt man nicht vielle, so macht man nicht viell geld; sie därfen nicht glauben daß
es faulheit ist – Nein! – sondern weil es ganz wieder mein genie, wieder meine lebens=art ist – sie wissen daß ich so zu sagen in der Musique stecke – daß ich den ganzen
Tag damit umgehe – daß ich gern speculire – studiere – überlege – Nun, bin ich hier
durch diese lebensart dessen verhindert – ich werde freÿlich einige stunden freÿ haben,
allein – die wenigen stunden werden mir mehr zum aus=rasten als zum arbeiten
nothwendig seÿn – wegen der opera habe ich schon in meinem vorigen meldung gethan.
ich kan nicht anderst, ich muß eine grosse opera, oder gar keine schreiben; schreibe
ich eine kleine, so bekome ich wenig; | den hier ist alles taxirt | hat sie dan das unglück
den dumen franzosen nicht zu gefahlen, so ist alles gar – ich bekome keine mehr zu schreiben,
– habe wenig davon – und meine Ehre hat schaden gelitten – wen ich aber eine grosse opera
schreibe – so ist die bezahlung besser – bin in meinen fach was mich freüet – habe mehr
hofnung beÿfall zu erhalten – weil man in einen grossen werck mehr gelegenheit
hat sich Ehre zu machen – ich versichere daß wen ich eine opera zu schreiben bekome,
mir gar nicht bang ist – die sprache hat der Teüfel gemacht das ist wahr – und ich
sehe all die schwürigkeiten die alle compositeurs gefunden haben, gänzlich ein – aber
ohngeacht dessen fühle ich mich imstande diese schwürigkeit so gut als alle andern zu
übersteigen – o contraire, wen ich mir öfters vorstelle, das es richtig ist mit meiner opera,
so empfinde ich ein ganzes feüer in meinem leibe, und zittern auf hände und füsse
für begierde den franzosen imer mehr die Teütschen kenen – schätzen und fürchten zu
lernen; warum giebt man den keinem franzosen eine grosse opera? – warum
müssen es den fremde seÿn? – das unaus=stehlichste dabeÿ würden mir die
sänger seÿn – Nu, ich bin bereit – ich fange keine händel an – fodert man
mich aber heraus, so werde ich mich zu defendirn wissen – wen es aber ohne
Duell ablauft, so ist es mir lieber – den ich Rauffe mich nicht gern mit zwergen.
Gott gebe es daß bald eine veränderung geschieht! – unterdessen wird es an meinem
fleiß, mühe und arbeit gewis nicht fehlen; auf den winter, wen alles von dem lande
herein komt, habe ich meine hofnung – unterdessen leben sie recht wohl – und haben sie
mich imer lieb – das herz lacht mir wen ich auf den glücklichen tag dencke wo ich
wieder das vergnügen haben werde sie zu sehen und von ganzem herzen zu ümarmen;
Adieu. ich küsse ihnen 100000mahl die hände, und meine schwester umarme ich brüderlich;
und bin dero gehorsamster sohn
________________________________________________________________________________________\hfill wolfgang Amadè Mozart mp
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_______________________________Nur noch ein Mischmasch!____________________________________31 Jul 78
Sie haben mir nachricht gegeben, das graf Seau so wohl für München als Manheim als
intendant confirmirt ist – und mir war dieses so unglaublich, daß ich es noch nicht
glaubte wen ich nicht durch einen brief von Manheim davon überzeügt worden wäre –
vorgestern schrieb mir mein lieber freünd weber – unter andern daß es gleich den
andern tag der ankunft des churfürst publicirt wurde, daß der Churf: seine
Residenz zu München machen wird, welche botschaft ganz Manheim ein donerschlag
war, und die freüde welche die Einwohner des tags vorhero durch eine allgemeine illumi=nation an tag legten, so zu sagen gänzlich wieder auslöschte. – dieses wurde auch der
ganzen hofMusique kundt gethan, mit dem beÿsaz: daß jedem freÿsteht der hofstatt
nach München zu folgen, oder, doch mit beÿbehaltung des nemlichen solarii zu
Manheim zu verbleiben – und in 4 tägen soll jeder seinen entschluß schriftlich und
sigilirt, dem intendanten übergeben. der weber, welcher, wie sie wissen, gewis in den
Trauerigsten umständen ist, übergab solches: „beÿ meinen zerrütteten umständen
bin, so sehnlich es auch wünschte nicht im stande gnädigster herrschaft nacher
München zu folgen.” bevor dieß geschahe, war eine grosse accademie beÿ hof, und da
muste die arme weberin den arm ihrer feinde empfinden; – sie sang dießmahl nicht –
wer ursach daran ist, weis man nicht – nach der hand war aber eine accademie beÿm
h: v: gemingen – graf Seau war auch dabeÿ: sie sang 2 arien von mir – und hatte
das glück Troz den welschen h=füttern zu gefallen. diese infami cuioni
sprengen noch imer aus daß sie gäntzlich im singen zurück gienge –
der Canabich aber, als die arien geendiget waren, sagte zu ihr: Mademoiselle,
„ich wünsche, daß sie auf diese art noch mehr zurückgehen möchten; Morgen
werde ich h: Mozart schreiben, und es ihm anrühmen.” Nun, die hauptsache ist halt,
daß wen der krieg nicht schon würcklich ausgebrochen wäre, der hof sich nach münchen
gezohen hätte – graf Seau, der die weberin absoulement haben will, alles
angewendet hätte, daß sie mitkomen kan – und folglich hofnung gewesen wäre,
daß die ganze famille in bessere umstände gesezt würde – Nun ist aber wieder
alles still wegen der Müncher Reise – und die arme leüte könen wieder lange
herwarten – und ihre schulden werden alle tage beträchtlicher. – wen ich
ihnen nur helfen könte! – liebster vatter! – ich Recomandiere sie ihnen
von ganzem herzen – wen sie unterdessen nur auf etliche jahre 1000 fl: zu
geniessen hätten! –
Nun etwas vom krieg! – ja was? – seitdem, was ich ihnen in meinem lezten
davon geschrieben, habe nichts gehört als daß der könig in Preüssen 7 stund
hat zurück weichen müssen – man sagt gar daß der general wunsch mit
______________________________________________________________________________________________________________ich es
15000 Man seÿe gefangen worden – ich glaube aber nichts – obwohl fcu ls
von ganzem Herzen wünsche_____________________der Preuss recht
hsn gmnzln ulrzln wh"nocul! – wen nur dlr Prlho rlcut glkespt
wh"rdl! – hier im hause darf ich dieses nicht sagen;
geklopft würde!
________________________Adieu
____________________________________________9246.______________________________________________________________1000
ExBibl. RegiaBerolin
an ganz Salzbourg meine Empfehlung, besonders an h: bullinger, und an
die ganze Hochansehnliche schützen=Compagnie –
_______________________________________Ma Trés chere soeur!
Ich hoffe du wirst mit den kleinen Præludio zufrieden seÿn – es ist zwar nicht so
wie du es verlangest, nemlich um von einen Ton in den andern zu gehen – und
aufhören zu könen wan man will – allein die zeit war mir zu einen solchen
Præludio zu kurz – den so was braucht mehr schreibereÿ – so bald ich zeit
habe, werde ich dir damit aufwarten – mit der gelegenheit daß ich ohnedem
die sachen nach haus schicke, wird dieses neüe Præludio, nebst die schrötterischen
Concerts, hüllmandels sonaten, violinschule, und einiger andern sonaten von
mir – folgen. Adieu, lebe wohl – ich will keine errinerung machen –
– gieb dich in willen gottes, habe dein vertrauen darauf – dencke daß
du einen brudern hast, der dich von ganzem herzen liebt, und für dein
wohl und glück imer sorgen wird – Adieu, liebe mich, ich küsse dich auf
das zärtlichste und bin Ewig dein aufrichtiger wahrer bruder
______________________________________________________________________\hfill wolfgang Mozart mp
überall mein Compliment – absonderlich an Cornett andretter, wen er noch
zu salzbourg ist – zu salzbourg ists halt besser als in böhmen, da
ist man doch für den kopf sicher –