Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN PARIS SALZBURG, 31. AUGUST 1778
Mein lieber Sohn_______________________________________________58______________________________\hfill Salzb: d 31 aug: 1778 Seit den 2 Briefe die ich zugleich erhalt und der letzte vom 31 Julii war, auch dir unterdess 2 mahl geschrieb, habe ich kein Buchstab von dir erhalt. du bist nicht gern in Paris, und ich finde, daß du eb nicht gar ohnrecht hast. bis itzt war mein Herz und Gemüth für dich beängstiget, und ich musste troz einem Minister eine sehr kützliche Rolle spiel, da ich beÿ aller meiner Herzensangst, mich lustig anstell musste um iedmann glaub zu mach, als wärest du in den besten Umständ, und hättest Geld im Überflusse, ob ich gleich das Gegentheil weis. Ich verzweifelte fast, so, wie ich wollte, durchzudring, weil, wie du weist, nach dem Schritt den wir gethan von dem Hochmuth des Fürst wenig zu hoffen und ihm deine schnelle abdankung zu sehr aufs Herz gefall war. Allein durch mein tapferes aushalt, habe ich nicht nur allein durchgedrung, der Erzb: hat nicht nur alles accordiert, für mich und für dich, du hast 500 f; sond er hat sich noch entschuldigt, daß er dich itzt ohnmöglich zum Capellmeister mach könnte, du solltest aber, wen es mir zu mühesam wäre od wen ich ausserstande wäre, in meine Stelle unterdess einrücken; er hätte imer dir eine Bessere Besoldung zu=gedacht p: mit einem Wort, zu meinem Erstaun, die höflichst Entschuldigung. noch mehr! dem Paris hat er 5 f addition geb, damit er die mehrst dienste ver=____________________________richt muß und du wirst als Concertmeister wie ____________________________vorhero decretiert werd. wir kom itzt also vom ____________________________zahlt amt, wie ich dir schon geschrieb, jahrlich auf ____________________________1000 f. Nun komt es darauf an, ob du glaubst ____________________________daß ich noch ein Kopf habe, und ob du glaubst, daß ____________________________ich dein bestes besorge. – und ob du mich tod od beÿm ____________________________Leben erhalt willst. Ich habe alles ausgedacht. der Erzb: hat sich erkleret, daß er, wen du eine opera schreib willst, er dich, wo es imer ist hinreis lasse; er sagte zur Entschuldigung der vorm Jahre uns versagt Reise, daß er es nicht leiden köne, wen man so ins betteln herumreise. Nun bist du in Salzb im Mittelpunkt, zwisch Münch, Wien und Itali. du kannst leichter in Münch eine opera zu schreib bekom, als in dienst zu kom, dan deutsche opera Componist, wo sind sie? und wie viele? – Nach des Churf: Todt ist alles dienstlos, und da entstehet ein neuer krieg. der Herzog von Zweybrück ist kein grosser Liebhaber d Musik. Nun will ich aber nicht, daß du eher von Paris abreisest, bis ich nicht das Decret unterschriebener in hand habe, weil der Fürst heut frühe auf Lauff ist. die Mssle: Weber sticht den Fürst und alle ganz erstaunlich, sie werd sie absolute hör woll, da soll sie beÿ uns wohn. mir scheint ihr vatter hat kein Kopf, ich werde die Sache besser für sie einleit, wen sie mir folgen woll. du must hier recht das Wort red, den zum Castraten will er auch eine ande Sängerin um eine opera aufzuführ. unterdess packe der Mama seel: ihre Sachen gut zusam und thue darzu was du nicht brauchest und rede mit dem h: Gschwendner daß du es gleich mit der wohlfeilst Gelegenheit fortschick kanst, den ich will, daß nichts verkauft wird, man bekomt nicht einmahl das halbe Geld dafür, ich will lieber bezahlen. abgeschriebene Synfoni p: wo wir die Spart hab, kanst du INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wir können es hier wied auf HofKost schreib lass p: – Man hat mirs imer hier zu ohr geredet, warum wir 2 einzige Person in einem so gross quartier bleib, wo wir so viel zahl müss. allein ich hab imer gedacht, od ich gehe weg, od du komst, und dan muß besser gehen, wir hab ein Stall im Hause, da kan ich ein Pferd halt. will ich ein Kleins chaisl od Würstl kauff, so gieb ich den großen wag dafür weg. Mein nächster Brief wird dir sag, daß du abreis sollst. ich und deine Schwester Küss und Umarm dich schon in Gedank. trage sorg für deine Gesundheit, wir kön die Stund und Augenblick dich zu seh kaum erwart, ich leben von neuem beÿ deiner Gegenwarth u ersterbe ____________________________________________________________________________\hfill dein redlicher Vatter Mzt mp Halte dich an h: B. von Grim, er wird für die Reise sorg. ich schreibe in Eyl, dan erst heut vormittag ist alles gesch. À Monsieur Monsieur Wolfgang Amadé Mozart. Nro: 56. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881