Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2012-12
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A-Sm
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN PARIS
SALZBURG, 10. SEPTEMBER 1778
mit Nachschriften von Maria Anna (Nannerl) Mozart und Joseph Bullinger
Mein lieber Sohn!_______________________60________________________________\hfill Salzb: d 10t Sept: 78.
Meine Angst die ich hatte, ein ganzes Monat von dir kein Brief zu seh, ist
unbeschreiblich, den 11 aug: erhielte deine 2 Brief, und heut den 10t Sept:
komt dieser von St: germain. du wirst also in Paris 4 Brief von mir
gefund haben. Nur eine Sache bitte ich dich – überlese und überlege meine
Briefe, und mein Plan wohl, bedächtlich und ohne alle Nebenabsicht, so wirst
du find, daß er dich mehr zu dein Absicht führt, als wen du mit Gesund=heits und – vielleicht Lebensgefahr, in Paris hinsitzest und beÿ dem ab=scheulichen französisch gusto mit Herumlauff, sich demütig, Compliment
mach in hundert sorg und im Schweis des angesichts müheseelig
auf gerathe wohl leben und für ieden tag sorg must; da du
im Gegentheil hier in Ruhe zu tische geh, dich ruhig zu bette leg, und
ruhig – sorgenlos aufsteh kannst, – wo man für dich sorget, wo wir
monatlich so viel Geld sicher einehm, daß wir uns herrlich aufführ,
und doch alle Jahre über 300 f beÿseits leg und erspar könn. wo du
endlich deinem Vatter |: der dich ohnaussprechlich liebt – und den du doch
auch noch liebst :| wo du, deinem betrübt Vatter, durch deine Gegen=wart, wied das leb giebst. Bleibst du in Paris? – so sind alle
deine Hofnung nach Münch vergebens. deine Hofnung nach Itali
sind vergebens – du bist zu weit entfernt – du wirst in Paris
bekannter – aber in Münch und Itali gar vergess. Man muß
sich dort näher hinzieh, wo man seine Absicht hin hat. Ich hab dir in
den vorig Brief alles deutlich erkläret. Und was mich in meinem Plan
besterkt ist folgende Lista der nach Münch gehend Manheimer Musik.
Sängerin
Mad:me Wendling Sarselli
Danzy.
Strasser.
Sänger
Sig: Giorgetti Sop:
_________Raff – ten:
_________Hartig – ten:
_________Zoncka___Basso
_________Weber – Basso
#
______Violini
S: Canabich
_________Toeschi
Jean Toeschi
_________Fränzel
_________Wendling
_________Ritschel
_________Winter
_________Daner junior
_________Schönge
_________Sepp.
_________Falgara
_________Eck
_________Hampel
_________Strasser
_________und es sind noch
_________3 Instrumentist
_________ausgesucht.
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_____Flauti
Wendling
Mezger
_____oboe
Ramm, Le Brun,
und Hieber
_____violetti
Danzii u Schwarz
_____Contrabass:
Marconi und
Bohrer
_____Fagotti
Ritter und
Holzbauer
_____Corni
Lang, Eck,
Dimler und
Lang junior
_____Clarinetti
Hampel, Tausch
et Tausch junior
aber kein
Capellmeister
so heist die mir
vom Becke
überschriebene
Lista.
ich finde auch kein Clavierist und organist, und also auch kein Capellmstr!
du siehest also, daß du beÿ deiner durchreise in Münch, wo der Hof den
25t dieses anlangen wird, vielles thun kannst, darüber ich dir mit nächster
Post od längstens in 8 tag, wo ich das Decret unterschriebner in Hand hab
werde, das mehrere, und wie die Reise über Donauesching zum Fürst von
Fürstenberg |: wo die Dilligence durchgehet :| anzustell, bericht und
dir Anweisung in Strasburg geb werde. Ich muß itzt schlüssen, die Ursache ist
folgendes. Wir hab ein recht charmant Hautboist als zweyt Hautboist
aufgenom. er blässt besser Concert als Perwein, ein schöner grosser Höflicher
Mensch, heist Ludwig Feiner. er ist schon decretiert; Nun komt heute der
h: Fiala, den ich verschrieb, von Münch mit dem Postwag, und geht am Sontag
wied zurück, so daß in München niemand weis, daß er abgereiset: kan er
mit dem Fürst gleich werd, so komt er als erster Oboist hieher. gestern
gab ich dem Erzb: Nachricht, daß er heut kom wird, und heut bekam ich den
Befehl mit ihm also gleich nach Lauff zu fahr, wo wir bis Samstag abends
bleib. die Dilligence komt um 4 uhr, und itzt ist es 2 uhr nachmittag,
ich muß also veranstalt, daß um 4 uhr die Pferd im Hofstall bereitet
sind, damit wir gleich fortfahr könn. Ich muß mich auch noch anders anzieh.
du darfst übrigens gewiß seÿn, daß der Erzb: nun seine ganze
Achtung gegen dich zeiget, und dir zeig wird, dan vormals wars nur
um zu hindern, daß man nichts verlangt, und er glaubte nicht, daß
du weggeh würdest; nun hat er aber die Probe erfahr. Er wünschet dich
zur direction beÿm Flügl zu seh, und mir hat er bereits alles das übrige
übergeb; folglich braucht er kein welsch Capellmeister mehr; er ist
zu viel angeschmiert word. Ceccarelli ist den erst November hier, dan
sollt wir etwas auf dem Theater aufzuführ ausdenk.
den 16t geh die Münchner Comoediant nach Salzburg. Becke schreibt
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mir es seÿ ein Mädl |: von recht gutem Herkom :| dabeÿ als prima Dona
in den operetten, sie habe eine sehr gute Stime, aber wenig Musik,
sie spiele ein wenig Clavier. er bittet mich um meine Protection,
und daß sie mein Hauß frequentier därfte. Er sagt sie seÿ alle
recht brave Leute. ich darf dir nichts mehr wiederhohl, als daß ich
mich vor freud kaum fasse, wen ich denke, daß ich dich bald umarm
werde dein redlicher Vatter_____________________\hfill Mzt mp
ich hoffe mich für das preambolum selbst zu bedanken und dir zu deinem namens=tag in Salzburg zu gratullieren. welches ich wünsche und wenn es der willen=gottes ist, so wird es mir noch eine größere freude, vergnügen sein. nur bitte
ich dich folge dem Rath meines Vatters in allen stucken, so werde ich das
unaussprechliche Vergnügen haben, dich mit tausend freuden umarm
zu können.
___________________________O Wie freue ich mich! welch ein entzückendes
Vergnügen wird es für mich seÿn, wen ich Sie wird in Salzburg
könen umfangen. Komen Sie bald mein bester mein liebster
freund. ich warte mit Schmerzen auf Sie. Jos. Bull.
daß die Mama seel: 10 Louis d'or vom h: Gschwendner empf. habt ihr mir
kein Wort geschrieb, ja h: Gschwendner wurde in euern Brief nicht einmahl
genannt, so daß ich imer glaubte, du hast ihn niemals gesproch; Nun hatte ich
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die Ehre solches vor einig täg zu bezahl, da mir die 2 Billets erst presentiert
____________________wer gab mir das Geld
wurd. und wlr gmb afr dmo gled? der gute h: Bullinger. dem wir nun
___________schuldig sind, der gern wartet, wenn er dich
400 f ocuhedfg ofnd, dlr glrn wmrtlt, wln lr dfcu nur wied siehet.
die Sache kan so – auf gerathe wohl, – nicht mehr geh – man muß ein
__________________________________________________________dem Andern______nicht mehr helfen
sichern Ruggen hab, sonst kan eins dla mndlrn nfcut alur uleiln.
so würde ich otlrbln und vlrdlrbln.
_____________________sterben_______verderben.
ich begreiffe wohl, daß ihr mir nichts davon geschrieb, weil ihr es
selbst mit der Zeit zu zahl geglaubt. Mein Sohn! wen man
täglich sorg muß, ist es zu schwer. – und wen man erkranket?
welches Elend! –
À Monsieur
Monsieur Wolfgang
Amadé Mozart maître
de Musique
à
Paris
Nro 58.
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