Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2020-02
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A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG
WASSERBURG, 11. JUNI 1763
______________________________________________N. 10.____________\hfill Wasserburg d 11t Juni
______________________Monsieur mon trés cher ami!___________________\hfill 1763
Das heist auf der Schnekenpost gereiset! – – aber nicht
aus unserer Schuld. 2 Stund ausser Wasserburg brach
uns ein hinteres Rad in Stück. Da sassen wir.
zum Glücke war es heiter und schön, und noch zum
grössern Glücke war in d Nähe eine Mühle. Man kam
uns mit einem Rad das zu klein und doch im Hauffen
zu lange ware zu hilfe. wir must frohe seÿn, daß wir dieses
hatt, und gleichwohl ein klein bäumch abhau, um
es vor das Rad zu bind, daß es nicht ablauff konte;
das zerbrochne Rad schlug wir gar in Stück, um das
Eysenwerk mit zu nehm. den Reiff musten wir unter
den wag=kast bind um ihn fortzubring. Dieß sind
nur die Hauptumstände, die uns über ein Stund auf
der freÿ Strasse aufhielten. den übrig weeg machte
ich und der Sebastian im NahmenGottes per pedes apostolor
fort um mit unsern schwer Cörpern dem blessiert wagen
kein neues Ungemach zuzuzieh. da wir also um 10 uhr
in Wasserburg hätt eintreff könn, musst wir zufried seÿ
um 1 Viertl nach 12 uhr alda anzulang. Nun ward d
Wagner und Schmid geruft um ein neues Rad zu ver=
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fertig. Es war nothwendig auch dem and Rad
die Puls zu fühlen. Und die Vota unanimia
des Consilii gieng dahin; daß auch dieß Rad in
der gröst Gefahr wäre, durch ein gäh Schlag
gerührt plätzlich dahin zu fall. Ich muste es
um so eher glaub, als die h: Wagen Doctores,
ja so gar der h: Doctor Niderl selbst, solches mir
ein tag vor d Abreise prophezeÿten.
Es hieß der Wag würde bis heut frühe, folglich in
Tag und Nacht restituirt seÿn. – – aber ja!
Ein blau Teufl! – – wir hofft bis nach tische
weiter zu kom. – – vergebens! Der Wagner
hackte, und schnitt; d Schmid sengte und brennte,
und schlug dapfer darauf. letzterer würde uns
den Patient geschwind auf die füsse gestellt und
in Gang gebracht hab, wen d erste den krank
eher hätte aus sein Händ liefern kön. Was war
nun zu thun? – – Gedult mit Unwill hieß es!
und so heist es dies Augenblick noch, als ich dieses
Schreibe. dan vor der Nacht wir die Cur nicht zu
Ende seÿn. Es heist also: sitz auf, und
bleibe heut nacht noch hier. Daß beträchtlichste
beÿ d Sache sind die Kösten. den wenigst habe
ich die Ehre die Pferd und den Kutscher zu verzehr.
In Gottes Nahm: Es ist besser zehen Räder als
ein fuß od ein paar finger. Wir sind, Gott seÿ
Dank, gesund. wie wir auch von Euer WohlEd,
und dero samtl hause, ja von all mein guten
freund, den ich mich empfehle, hoffe. dero Fr:
Gemahlin mach wir sonderhtl: unser Compliment; und
Sie möchte die Mühe nehm, und im Cabinetl im
Kasten in d mittern und in d obern Stelle suchen,
wo sie in einer schachtl etwas weniges Zuckerwerk,
und in einem Papier ein Stück lebzelt find wird.
was imer von solchem Zeuge unter die hände komt,
bitte aufzehren zulass: sonst verdierbt es.
Sie wird auch im mittern Zimer Zimer in dem alten
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hohen Kasten, d hinter der Thür stehet, zweÿ
alte schaben=gefrässige schwarze zeugene Röck, und
ein Contusch von Canefas mit engl: wohl ausgenäht find,
die Fr: gemahlin möchte solche jemand Arm bedürftig
schenken: auch sonst wen sie etwas altes find, so
den schaben möchte zur Nahrung dien.
Der Rosslehner bittet, daß Sie es möcht in seinem Haus
meld lass, daß er den künftig Erchtag abends
nach Hause zu kom hoffet: den morg abends,
wen gott will, werden wir hoffentlich in Münch seÿn.
folglich wird er wohl mit den leer Pferd in 2 täg
nach Hause reitt. Das Neueste ist, daß, um uns
zu unterhalt, wir auf die Orgl gegang, und
ich dem Wolferl das Pedal erkläret habe. Davon
er dan gleich stante pede die Probe abgeleget, den
schamel hinweg gerücket, und stehend præambulirt und
das pedal dazu getrett, und zwar so, als wen er
es schon viele Monate geübet hätte. alles gerüeth in
Erstaun und ist eine neue Gnad Gottes, die mancher
nach vieler Mühe erst erhält. wir empf. uns, ich bin
mit aller Ergebenheit dero
P: S: heut Mittags war jemand von Branau__________\hfill gehor. Dr
im Wirtshause, und ich hörte mit Erstaun zu,____________\hfill Mozart mp
wie er unserm Wirth die Menge d schuld erzehlte, die h: Falser hinter=lass. die Sache ist ganz abscheulich, sondlich weg Puppillengeldern p.