Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-03 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=608 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:13 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG MÜNCHEN, 21. JUNI 1763
______________________________________________N. 11. ______________________________\hfill München den 21 Junij 1763. Wir sitzen in München. am Sonntage den 12:tn Abends sind wir angelanget; am Montage war galla wegen dem Antoni Fest, wir fuhren nach Nÿmphenburg. der Prinz von Zweÿbrücken, der uns von Wien kannte, sahe uns vom Schlose aus im Garten spazieren, er erkannte uns, und gab uns ein zeichen vom Fenster, wir näherten uns, und nachdem er vieles mit uns sprach, fragte er, ob der Churfürst wuste, daß wir hier wären. Wir sagten Nein; Er schickte gleich einen neben ihm stehenden Cavaglier zum Churfürsten um ihm zu sagen, ob er die Kinder nicht hören wollte? – – wir sollten entzwischen im Garten spa=zieren gehen, und die Antwort erwarten. – – In der That kam gleich darauf ein Laufer, der uns meldete, daß wir um 8 Uhr beÿ der Musick erscheinen sollten. Es war 4. Uhr; wir giengen demnach im Garten fort; besahen Badenburg, wurden aber durch einen gähen Regen und Donnerwetter gezwungen uns unter das Dach zu begeben. kurz! der Woferl machte sein Sach gut. wir kamen erst um 14tl nach 11 Uhr nach Hause. assen erst, und kamen folglich spät schlaffen. am Erchtage und Mittwoch-Abends waren wir beÿm Herzoge Clemens, am DonnersTag blieben wir, wegen starken Regen, Abends zu Hause. Nun hat es Hitze wie wir hier weiter komen: da der schöne Gebrauch hier ist, die Leute lange auf die Regalien warten zu lassen; so, daß man frohe seÿn mus, das zu bekomen, was man verzehret. h. Tomasini ist schon 3. Wochen hier. Nun endlich ist er expedirt. sagen sie dem h. Wenzl, er soll sich vorstellen: was für eine Freude wir beÿde hatten, uns ohnvermuthet hier zusehen. Er kannte mich eher, als ich ihn; weil er nun Groß, stark, und schön gewachsen ist. Er zeigte eine gewisse Erkänntlich=keit gegen meine alte Freundschaft, die ich ihm in Salzburg erwiesen, die mich rührte, und mir zeigte, daß er ein gutes Herz hat. Er gehet auch nach StuggardStutgard, und ManheimMannheim; dann aber wieder nach Wien zurük. Der Bischof von Passau ist also Tod? – – requiescat in pace! Judicia Dei p. p. Gott kann ein Strich durch manche Rechnung machen. [... (Eine Zeile durch Georg Nikolaus Nissen unleserlich gemacht.)] Den 18:tn speiste der Churfürst in der Stadt. wir giengen zur Tafel; Er, seine Schwester und der Prinz von zweÿbrücken unterhielten sich mit uns die ganze Tafel durch; ich ließ den Buben sagen, daß wir Morgen weggehen wollten. Der Chur=fürst sagte zweÿmal, daß es ihm Leid wäre, daß er das Mädl nicht gehört hätte: denn als wir zu Nÿmphen=burg waren, war die zeit zu kurz. weil der Bub allein mit praeambuliren, dann mit dem Concert auf dem Violin und Clavier die meiste zeit wegnahm; zweÿ Damen sangen, dann war es vorbeÿ. Da er also das zweÿte mal sagte: ich hätte sie doch hören mögen; so konnte ich nicht anders sagen, als daß es darauf nicht ankome ein paar Tage noch zu verbleiben. Es ist also nicht anders möglich, als aufs geschwindeste am Mittwoch nach AugsPurg hinüber zufahren. denn gestern warewar jagd. heut ist franz: Comedie, und folglich kann sie erstmorgen schlagen. werde ich nun am Erchtage expediret, so darf ich Gott danken. beÿm Herzog werde ich nicht aufgehalten: allein er erwarterwartet erst, was der Churfürst giebt. h. Tomasini hat Ursach mit dem Churfürsten übl zufrieden zu seÿn. Er hat sich 2 mal produciret; hat lange warten müssen, und endlich 8 MaxterMax d`or bekomen. der Herzog hat ihm doch eine schöne goldene Uhr gegeben. Basta! ich bin froh, wenn ich bekome, was ich hier zahlen mus, und etwa bis nach AugsPurg nöthig habe. ich kann die Stunde kaum erwarten, wenn ich hier leedig werde. Ueber den Churfürsten habe ich mich nicht zu beklagen. Er ist gnädigst, und sagte mir erst gestern: wir sind schon alte Bekannte; Es wird schon 19 Jahr seÿn, daß wir einander kennen. allein die Apostl.Aposteln die denken ieder auf sich, und ihren BeutlBeutel. leztlich haben wir beÿ dem Hamburg: Kaufmann Ms.Mr. König gespeiset, der in Salzburg beÿ uns war; er wohnte auch beÿm Störzer vornhinaus: wir aber sind in Neugebau über 2. Stiegen. Da wurde ich mit einem gewissen h: Johann Georg Wahler von Frankfurt bekannt, der auch mit uns speisete, und der mir seine addresse gab, er wohnt auf dem Römerberg, und will mir in Frankfurt ein privat quartier verschaffen. beÿ der näml: Gelegenheit bekamen wir Bekanntschaft mit zweÿ sächs: Räthen, MrMrs de Bose, und Hopfgarten; beÿde sind die artigsten Leute, und alle diese Herren werden wir oder in StuggardStutgard, oder MonheimMannheim, wenn gott will, wieder antreffen, denn sie machen die näml: Reise wie wir. Da ich alle Tag an diesen Brief etwas geschrieben; so wird er endlich fertig. Morgen den 22t geh wir ab. Leben Sie wohl ich bin p: P: S: Izt sind wir expedirt. von Churfürst haben wir 100. f. vom Herzog aber 75. f. bekomen. wie aber unser Conto im Wirthshaus lauten wird, das werden wir morgen zuvernehmen die Ehre haben, h. Störzer hat den Ruhm, daß er gut bedient; aber auch braf schreibt und rechnet, Gedult! die nerl hat mit den grösten Applausen sowohl beÿm Churfürst als beÿm Herzog gespielt. Beÿde haben uns beÿ der Beurlaubung eingeladen bald wieder zukomen. der Prinz v zweÿbrücken wird uns in MonheimMannheim ansagen, er geht bald dahin. Der Herzog v Clemens hingegen hat uns mit einem Recomendations Schreiben an den Churfürst von der Pfalz versehen. geben Sie unsern freund Nachricht von unserem Wohlergeh. ________________________Hierauf folgt der Artikel: Augsburg 9. Jul., ____________________________in der Salzburger Zeitung vom 19. Jul. 1763.