Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1068 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:13 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 12. NOVEMBER 1778
_____________________________________________________________________________________________\hfill Manheim le 12 nov:bre _______________________________Mon Trés cher Pére!_________55________________________________\hfill 1778 Ich bin hier den 6:ten glücklich angelanget, und habe alle meine gute freünde auf eine angenehme art überaschet; – gott lob und danck daß ich wieder in meinen lieben Manheim bin! – ich versichere sie, wen sie hier wären, so würden sie das nemliche sagen; ich wohne beÿ der Mad:me Canabich – die, nebst ihrer famille und allen guten freünd fast für freüde ausser sich kam, als sie mich wieder sah; – wir haben uns noch nicht ausgeredet, den sie erzehlt mir alle die historien und veränderungen die seit meiner abwesenheit vorbeÿ=gegangen; – ich habe noch, so lange ich hier bin, nicht zu hause gespeist – den, es ist recht das geriss um mich; mit einen wort; wie ich Manheim liebe, so liebt auch Manheim mich; – und ich weis nicht, ich glaube, ich werde doch noch hier angestellet werden! – hier, nicht in München; den, der Churfürst wird, glaube ich, gar gerne wieder seine Residenz in Mannheim gmr glrnl wfldlr olfnl Rlofdlnz fn Amnulfa machen, ________________die Grobheiten______________Herren Bayern indeme er dfl grsbulftln von den ulrrn bmÿrn ohnmöglich ____________wird aushalten lange wfrd mhoumetlnnen! – sie wissen daß die Manheimer Truppe zu München ist? – da haben sie schon die 2 ersten actricen Mad:me Toscani und Mad:me urban ausgepfiffen, und war so _______________________________der Kurfürst selbst___________________Loge ein lerm, daß sich dlr Cuhrih"rot olebot über die Esgl neigte, und sch– – machte – nachdem sich aber kein Mensch irre machen __________________________________________________der Graf Seeau ließ, hinab schickte, – und aber dlr grmi olmh, nachdeme er einigen officiren sagte, sie sollten doch kein so lerm machen, der Kurfürst dlr Cuhrih"rot sehe es nicht gerne, zur antwort bekam; – ________seyen um ihr baar Geld_______________hätte ihnen kein sie olÿln ha fur bmmr gled da und um"ttl funln klfn Mensch zu befehlen alnocu zh blilueln – doch was ich für ein Narr bin! dieß werden sie schon längst durch unsern – wissen; Nun komt etwas; – ich kann hier vielleicht 40 louisd'or gewinen! – freÿlich muß ich 6 wochen hier bleiben – oder längstens 2 Monath; – die seilerische trupe ist hier – die ihnen schon per Renomè be=kant seÿn wird; – h: v: Dallberg ist Director davon; – dieser DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 läst mich nicht fort, bis ich ihm nicht ein Duodrama componirt habe, und in der that habe ich mich gar nicht lange besonen; – den, diese art Drama zu schreiben habe ich mir imer gewunschen; – ich weis nicht, habe ich ihnen, wie ich das erstemahl hier war, etwas von dieser art stücke geschrieben? – ich habe damals hier ein solch stück 2 mahl mit den grösten vergnügen auführen gesehen! – in der that – mich hat noch niemal etwas so surprenirt! – den, ich bildete mir imer ein so was würde keinen Effect machen! – sie wissen wohl, daß da nicht gesungen, sondern Declamirt wird – und die Musique wie ein obligirtes Recitativ ist – bisweilen wird auch unter der Musique gesprochen, welches alsdan die herrlichste wirckung thut; – was ich gesehen war Medea von Benda – er hat noch eine gemacht, Ariadne auf Naxos, beÿde wahrhaft – fürtreflich; sie wissen, das Benda unter den lutherischen kapellmeistern imer mein liebling war; ich liebe diese zweÿ wercke so, daß ich sie beÿ mir führe; Nun stellen sie sich meine freüde vor, daß ich das, was ich mir gewunschen zu machen habe! – wissen sie was meine Meÿnung wäre? – man solle die meisten Recitativ auf solche art in der opera tractiren – und nur bisweilen, wen die wörter gut in der Musick auszudrücken sind, das Reci=tativ singen; – Man richtet hier auch eine accademie des amateurs auf, wie in Paris – wo h: fränzel das violin Dirigirt – und da schreibe ich just an einen concert für Clavier und violin meinen lieben freünd Raaff habe noch hier angetrofen – er ist aber den 8:ten von hier weg; – er hat mich hier sehr gelobt, und sich um mich angenohmen – und ich hoffe er wird es in ______________________________________________________________________der verfluchte München auch thun; – wissen sie wohl, was dlr vlriehcutl Kerl klre olmh hier gesagt hat? – Meine opera buffa zu __________Seeau INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 München seÿe ausgepfiffen worden! – unglücklicherweise hat er es aber in einen ort gesagt, wo man mich gar zu sehr kent! – mich ärgert aber nur die kekheit, indeme die leüte wen sie nach München komen, just das gegentheil erfahren könen! – ein ganzes baÿerisches Regiment ist hier – und da ist mit hier – die – freÿllein de Pauli wie sie mit ihren dermaligen Namen heist, weis ich nicht – ich war aber schon beÿ ihr – den sie hat gleich zu mir geschickt – O! – was ist doch für ein unterschied zwischen die Pfälzer und baÿern! – was das für eine sprache ist! – wie grob! – und die ganze lebens=art schon! – ich habe währlich sorge, wen ich wieder das hoben und olles mit einonder hören werde; – und das gestrenge herr! – Nun leben sie recht wohl, und schreiben sie mir bald – nur die einfache addresse an mich – den auf der Post wissen sie schon wo ich bin! – hören sie nur wie mein Name hier bekandt ist – es ist gar nicht möglich daß hier ein brief für mich verloren geht – Mein bäasle hat mir geschrieben – und anstatt Pfälzischen hofe – franckischen hof – der wirth hat den brief gleich zum h: hofkamerrath serarius geschickt, wo ich das vorigemal logirt habe – mit dieser Post werde ich ihr schreiben, daß sie mir die briefe, die beÿ ihr auf mich warten, hieher schicken soll; – was mich beÿ der ganzen Manheimer und Münchner geschichte an meisten freüet ist, daß der weber seine sache so gut gemacht hat – sie komen nun auf 1600 fl: – den die tochter hat allein 1000, und ihr vatter 400 und dan wieder 200 als Souffleur – der Canabich hat das meiste dabeÿ gethan – es _______________________________________________________Graf Seeau war eine ganze historie; – wegen grmi olmh – wen sie es noch nicht wissen, so will ich ihnens nächstens schreiben. unterdessen leben sie recht wohl, mein liebster, bester vatter ich küsse ihnen 1000mahl die hände, und meine liebe schwester umarme ich von ganzem herzen und bin dero gehorsamster sohn ___________________________________________________________\hfill wolfgang Amadè Mozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Ich bitte sie, liebster vatter, machen sie sich diese sache zu Salzburg zu nutzen, und reden sie so viell und starck, daß der Erzbischof glaubt ich werde vielleicht nicht komen, und sich resolvirt mir bessern gehalt zu geben, den, hören sie, ich kan nicht mit ruhigen gemüth darauf dencken; – der Erzbischof kan mich gar nicht genug bezahlen für die sclaverey in salzbourg! wie ich sage, ich empfinde alles vergnügen wen ich gedencke ihnen eine visite zu machen – aber lauter verdruß und angst, wen ich mich wieder in diesen bettl-hof sehe! – Der Erzbischof darf mit mir gar noch nicht den grossen, wie er es gewohnt war, zu spiellen anfangen – es ist gar nicht unmöglich daß ich ihm eine nase drehe! – gar leicht; und ich weis gewis daß sie auch theil an meiner freüde nehmen werden; Adieu; – wissen sie, wen sie mir 10 X: ersparen wollen, so adressiren sie ihre briefe nach Manheim allzeit: __________________________________________________à __________________________________________________Monsieur ____________________________________________Monsieur Heckman Registrateur ____________________________________________de la chambre des finances de S: A: S: ____________________________________________Elec: Palatine ______________________________________________________________à _______________________________________________________________Manheim. Adieu nun – leben sie recht wohl – geben sie achtung auf ihre mir so kostbare gesundheit; Meine Empfehlung an alle gute freund und freundinen besonders an unsern wahren freund Bullinger. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881