Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1072 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:13 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MANNHEIM, 3. DEZEMBER 1778
_________________________________________________________________________________________________\hfill Manheim den 3:ten Dec:bre _________________________________Monsieur______________________________56___________________________________\hfill 1778 _________________________________mon trés cher Pére! Ich habe sie wegen zweÿ sachen, um verzeihung zu bitten; Erstens, daß ich ihnen so lange nicht geschrieben, und zweÿtens, daß ich für diesmal kurz seÿn muß; – daß ich ihnen so lange nicht geantwortet, ist kein mensch ursach als sie selbst – durch ihren ersten brief nach Manheim; – ich hätte mir wahrhaftig niemalen vorgestellt, daß – doch stille, ich will nichts mehr davon sagen; – den es ist nun alles schon vorbeÿ; künftigen Mittwoch als den 9:ten reise ich ab – ehender konte ich nicht, den, weil ich noch ein paar Monathe hier zu verbleiben glaubte, übernahm ich scolaren – und da wollte ich doch meine 12 lectionen ausmachen; – ich versichere sie, sie könen sich gar nicht vorstellen, was für gute und wahre freünde ich hier habe – mit der zeit wird es sich gewis zeigen; – warum ich kurz seÿn mus? – weil ich die hände voll zu thun habe; – ich schreibe nun dem h: v: Gemingen, und mir selbst zu liebe den Ersten Act der Deklamirten opera |: die ich hätte schreiben sollen :| umsonst; – nehme es mit mir, und mache es dan zu hause aus; – sehen sie, so gros ist meine begierde zu dieser art Composition; – der h: v: Gemingen ist der Poët, ver=steht sich, – und das Duodrame heist; Semiramis; – Ich habe ihr leztes vom 23:ten Nov:bre auch richtig erhalten; – künftigen Mittwoch reise ich ab, wissen sie wohl mit was für gelegenheit? – mit den h: Reichsprälaten von kaÿsersheim; – als ihn ein guter freünd von mir gesprochen – so kente er mich gleich vom Namen aus; – und zeigte viell vergnügen mich zum Reis=compagnon zu haben; er ist |: obwohlen er ein Pfaff und Prälat ist :| ein recht liebenswürdiger Man; ich gehe also über kaÿsersheim und nicht stuttgard – da liegt mir aber gar nichts daran, den es ist gar zu gut wen man auf der Reise den beutl |: der ohnehin gering ist :| ein wenig sparen kan; – geben sie mir doch einmal antwort auf folgende fragen: wie gefallen die Comödianten zu Salzburg? – heist das mädl welche singt, nicht kaiserin? – DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 spiellt h: feiner auch das Englische horn? – ach, wen wir nur auch clarinetti hätten! – sie glauben nicht was eine sinfonie mit flauten, oboen und clarinetten einen herrlichen Effect macht; – ich werde dem Erzbischof beÿ der ersten audienz viell neües er=zehlen, und vielleicht auch einige vorschläge machen; – ach, die Musiquente beÿ uns viell schöner und besser seÿn, wen der Erzbischof nur wollte; – die hauptursach warum sie es nicht ist, ist wohl weil gar zu vielle Musicken sind; – ich habe gegen die Cabinetts=Musick nichts einzuwenden, – Nur gegen die grossen; – apropos, sie schreiben gar nichts, aber ohne zweifel werden sie wohl den kuffer Erhalten haben? – den sonst müste es wohl der h: v: Grim verantworten; – da werden sie die aria, die ich der Madselle Weber geschrieben, gefunden haben; sie könen sich nicht vorstellen was die aria für einen Effect mit den instrumenten macht; man siehts ihr nicht so an; – es muß sie aber währlich eine weberin singen; – ich bitte sie, geben sie selbe keinem menschen; – den das wäre die gröste unbilligkeit die man begehen könte, indem sie ganz für sie geschrieben, und ihr so past, wie ein kleid auf den leib; – Nun leben sie recht wohl, liebster, bester vatter; – meine liebe schwester umarme ich von ganzem herzen – und an unsern lieben freünd Bullinger bitte alles erdenckliche aus=zurichten; – an ceccarelli, h: Fiala, seine frau, und h: feiner meine Empfehlung, und an alle Salzburger die ein bischen wissen wie es ausser den Salzburgerland aus=sieht; – Adieu, ich küsse ihnen Tausendmal die hände und bin dero gehorsamster Sohn _________________________________________________________\hfill wolfgang Amadè Mozart mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881