Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN WOLFGANG AMADÉ MOZART IN MÜNCHEN SALZBURG, 31. DEZEMBER 1778
________________________________________________________________________________________\hfill Salzb. d 31 Decb: Mein lieber Sohn!____________________________69____________________________\hfill Das letztemahl 1778 Ich war sehr betroffen dein und Mr: Beckes Briefe zu lesen. Wen deine Thrän, dein Betrübniß, und Herzens Angst kein andern Grund hat, als daß du an meiner Liebe und zärtlichkeit gegen dich zweifelst; so kanst du ruhig schlaff, – ruhig essen und drinck und noch ruhiger hieher reisen. Ich sehe wohl du kenest dein Vatter nicht ganz. Es scheinet aus unseres freundes Briefe, als wäre dieß der Hauptstoff deiner traurigkeit: ò ich wünsche daß es kein anderer ist! dan hast du nicht Ursache weder ein nicht zärtlich Empfang, noch unvergnügte Täge beÿ mir und deiner Schwester zu beförcht. Haben wir nicht unsere HerbstUnter=haltung, die wir uns aus unserer Schütz Cassa mach, so gar imer verschob, bis du ankomst? und noch wart wir auf deine Ankunft, glaubst du den nicht, daß ich es selber einsehe, was du für eine Lebensarth hier mit deiner itzig eintauschest, – und hab ich nicht imer dir alle hier mögliche Unterhaltung erlaubt –, verschaft? – und glaubst du ich werde es izt weniger thun? – und ist es für mich nicht selbst nothwendig Unterhaltung und möglichste fröhlichkeit zu such um mir das Leb zu verlängern und angenehm zu mach? – die Hauptsache was mich in ängsten setzet, und beängstig muß ist dein langes Ausbleib. den da es bereits 4 Monate sind, daß ich das Interims=decret in Hand habe, – da man Weis daß du den 26t Sept: von Paris abgegang, – da man weis, daß ich dir imer geschrieb, daß du kom sollst; – – da man dich auf mein Nahmenstag – dan auf Weinacht und endlich aufs neue Jahre ganz gewiß hier zu seÿn glaubte, so sage mir ob man mir nicht ins Gesicht sagt, daß du den Fürst und was ärger ist, dein Vatter für ein Narrn hältst; und daß ich es mir müsste gefahlen lassen, wen der Fürst sein Decret zurük INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 nehmete, da ich nun wirklich weis, daß er darüber ungedultig ist, und endlich glaub müsste, daß ich ihn mit fleiß hätt woll für ein Narrn halten, – da ich es doch nur darum gethan, weil ich gewiß weis, daß, bis du nicht ein paar Jahr älter wirst, keine bessere aussicht NB für unsere gesamt dermalig Umstande zu hoff ist. du machst demnach durch dein längeres ausbleib die Sache nicht besser, sondern schlimer. Man zieht die Leute mit Verheissung und Hofnungsvoll versprechung beÿ der Nase herum, bis am Ende nichts daraus wird, od höchstens eine nicht anzunehmende pro=position herauskomt: unterdess, da man nach dem Schatt schnappet, verliert man den wirklich brocken aus dem Mund. ja, wäre es nur um dich alleine zu thun, – den könntest du gleichwohl dich wie ein Pferd begnüg, welches sich reitt lässt, und braf den Wagen zieht, so oft mans einspannt, wens nur ein Stall, und ihr futt[er] hat, – so ein Pferd sind alle die, die sich vergnügt dünck, wen sie nur Kost und Zimer hab, und dan dafür braf arbeit, oder, was noch ärger, faullenz. gut! das will ich dir auch geb! und dein Vatter wird wohl doch den Vorzug hab? – – du bist schon seit dem 25t abends in Münch, – schreibst mir den 29t, und hast die Sonaten noch nicht übergeb: Nun freÿlich wird mans dir wegen den feÿertäg nicht eingebund hab. Unterdess wird nun alles gescheh seÿn. Du schreibst, ich soll dich tröst. – und ich schreibe dir kom du und tröste mich, ich werde dich mit freud umarm. – Ich werde fast ein Narr beÿ diesem schreib, den es ist der Neujahrs Abend, und obwohl die Thür geschloss, so wird imer die glocke geläutet, der Pimperl bellet, der Ceccarelli schreÿt und plaudt und die Leute wünschen mich daub, ob wohl sie seh daß ich schreibe und eÿle, da die Post bald abgehet und ich schon das Licht brene, dan es ist 5 uhr. – den Augenblick komt der Calcant, und sagt der INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Cusetti hätte ein Brief bekom, wo man ihm schreibt, daß du künftige woch kom wirst, morg wird es mir nun wied die ganze Statt sag; dan er wirds aller ort erzehl. Was du mir von einer Messe schreibst, hab geglaubt du hättest schon beÿ deinem Aufenthalt in Strasburg, Manheim, Kaysersheim nach und nach daran gearbeitet – den so eine Idée hab ich vermuthet um mit allem schon prepariert nach Münch zu kom. Allein, Nun ist es zu späth – – ComponierCopier p: Gott bewahre! und _________________________________________________________________das Halbe_________behält am Ende ein Regal, davon h. Gr: Seau dmo umebl blum"et. Kurz! ich stehe auf dem Punckt recht heruntergesetzt zu werd, den die Sache geht zu weit. – keine gewisse gute vernünftige aussicht – noch weniger eine dauerhafte in Münch. Hier das gewisse, und dauer=haft = so lang man will =, lasse den Brief nur dem Mr Becke les, __________________________den ich dir den 28 an ihn eingeschloss, __________________________od lese ihm daraus was du willst, ich __________________________hoffe er soll meine Meinung gründlich __________________________find. Msse Mellin ist heut frühe mit einem aigen Gefährde, einem 2 sitzig Gläserschwimer nach Münch abge=reiset der gutscher wird ein Brief von mir bringen. Er kan ein paar tage wart, wen du lieber mit ihm in diesem sehr bequem Schwimer, als mit dem stossend dilligence wag fahr wolltest, ob du den 5t od 6t abgehest wird eins seÿn, da du noch dazu mit der dilligence die ganze Nacht fahr must. wir werd, da Comœdi sind, und dan die Ball kom, uns so viel möglich gut unterhalt: und ich wünsche und hoffe in einem Jahre nach Itali zu geh, da Ceccarelli sich auch impegniert. Nun muß ich schlüss, sonst ist die Post weg! Wen du dein Vatter und deine Schwester Liebst, so must du auch glaub, daß sie dir alles vergnüg zu mach sich mühe geb werd. Wir wünsch dir glücksel: neues Jahr von Herz – ò wärest du nur schon da, wie ruhig würde ich schlaff: Gott gebe dir eine glückl: Reise, wir küss dich Million=mahl in d Hofnung dir bald zu sag daß ich bin dein dich von Herz liebend Vatter Mzt mp INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 \newpage À Monsieur Monsieur Wolfg: Amadé Mozart maitre de Musique à Munic Nro 64. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881