Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2012-12 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1080 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:14 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MÜNCHEN, 31. OKTOBER 1778
66 _______________________________________________________________________________________\hfill München den 31:ten Dec:bre __________Mon trés cher Pére!__________________________________59___________________________________\hfill 1778 Ich habe ihren brief diesen augenblick durch unsern freünd Beccké erhalten; –  ich habe an sie vorgestern in seiner behausung geschrieben – aber einen brief dergleichen ich noch niemalen geschrieben – den dieser freünd redete mir so viell von ihrer vätterlichen und zärtlichen liebe – von ihrer nachsicht gegen mich, von ihrer nachgebung und Discretion wen es darauf ankömt mein künftiges glück zu befördern; – daß mein herz ganz zum weinen ge=stimt wurde; – Nun aber durch ihres von 28:ten ersehe ich Nur gar zu klar, daß h: Becckè in seiner unterredung mit mir ein wenig über=trieben war; – Nun klar und deütlich; – so bald die opera |: Alceste :| in scena ist, so werde ich abreisen – und soll der Postwagen den tag nach der opera gehen, oder gar in der nacht noch; – hätten sie doch mit der frau v: Robinig gesprochen, vielleicht hätte ich mit ihr nach hauß reisen könen! – Nu, dem seÿ wie ihm wolle; den 11:ten ist die opera, und den 12:ten |: wen die Diligence abgeht :| bin ich weg; – mein interesse wäre daß ich noch ein bischen länger bliebe, allein, daß will ich ihnen aufopfern in der hofnung daß ich in Salzburg dopelt darfür werde belohnt werden – wegen den Sonaten haben sie nicht den besten gedancken gehabt! – also, wen ich sie nicht hätte, sollte ich gleich abreisen? – oder sollte ich mich vielleicht beÿ hofe gar nicht sehen lassen? – dies könte ich, als ein Man der so bekant hier ist, nicht thun; – sorgen sie aber nicht; ich habe meine Sonaten in kaÿsersheim bekomen; ich werde sie so bald sie gebunden sind, S: Ch: D: überreichen; – apropós: was will den dieß sagen, lustige träüme? – über das träümen halte ich mich nicht auf, den da ist kein sterblicher DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 auf den gantzen Erdboden der nicht manchemal träümet! – allein, lustige träüme! – ruhige traüme, erquickende, süsse träüme! – das ist es; – traüme, die, wen sie wircklich wären, mein mehr traueriges als lustiges leben, leidentlich machen würden; – den 1:ten diesen augenblick erhalte ich durch einen Salzburgerischen viturino ein schreiben von ihnen, welches mich wircklich in ersten augenblick stutzen gemacht hat; – um gottes himels=willen glauben sie den daß ich izt den tag meiner abreise bestimen kan? – oder glauben sie etwa ich möchte gar nicht komen? – wen man einmal schon so nahe ist, sonte man glaube ich ruhig seÿn; – als mir der kerl seine reise ganz erkläret hatte, so kam mir ein grosser lust mit zu gehen, allein, ich kan noch nicht; – morgen oder übermorgen werde ich S: Ch: D: erst die Sonaten überreichen könen, und dan werde ich doch |: bey aller möglichen betreibung :| etwelche täge auf ein present warten müssen; – das verspreche ich ihnen beÿ meiner Ehre daß ich mich ihnen zu liebe entschliessen will die opera gar nicht zu sehen – sondern gleich den tag nach empfang eines presents abreisen will – aber es komt mir schwer an das bekene ich – doch, wens ihnen auf etwelche täge mehr oder weniger ankömt so seÿe es; – antworten sie mir gleich darüber; – ich schreib wie eine Sau; weil ich so eÿlen muß, indeme der kerl den augenblick fortfährt; – 2:ten Mündlich freüe ich mich mit ihnen zu sprechen – da werden sie alles erst recht hören, wie meine sachen hier stehen – auf Raaff darfen sie gar kein misstrauen oder verdruß haben, INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 das ist der Ehrlichste Man von der welt – er ist halt kein grosser liebhaber von schreiben; – die hauptursache ist aber weil er nicht gern etwas zu frühe verspricht, und doch gerne hofnung giebt; übrigens hat er |: wie auch Canabich :| schon mit händen und füssen gearbeitet; – nun leben sie recht wohl; – meine Empfehlung an alle gute freünd, meine liebe schwester umarme ich von ganzen herzen, und sie, liebster vatter, küsse ich und dero hände 1000mal und bin bis in tod _______________________________________________________________________\hfill dero gehorsamster sohn _______________________________________________________________________\hfill wolfgang Amadè Mzt mp DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 A Monsieur Monsieur Leopold Mozart Maitre de la Chepelle de S: A: R: L'ArchEeveque de et á Salzburg INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881