Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-02 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=611 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:14 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG LUDWIGSBURG, 11. JULI 1763
Wir sind gott Lob bis itzt alle gesund ____N. 13. od N. 12? ________________________________________________________\hfill Stutgard d ________________________________________________________\hfill Ludwidgsburg d 11t Julii ___________________Monsieur.___________________________________________________\hfill 1763 Augspurg hat mich lange aufgehalt und hat mir wenig, ja nichts genützet. den was einkahm, das gieng auch wied weg, weil alles ungemein Theuer ist; ob mich gleich der gastgeb zu den 3 Mohren h: Linay, d der artigste Man der Welt ist, recht gut hielt. h: Weiser ist Zeuge davon, und was ins Concert kam, war fast durchaus Lutheraner. ausser h: Provino, der alle 3 mahl mit der Madame Berinet kam, und h: Calligari, d par reputation einmahl erschien, sahe ich kein Cathol: Kaufman, als den Mr Mayr, nämlich den Herrn der muralt: Lisette; alles ande wahr luth: – – wir gieng den 6t von Augsp ab, kam abends in Ulm, wo wir nur über Nacht und den andern Mittag blieb. wir würd den Mittag nicht geblieben seÿn, wen wir nicht weg Pferd weiter zu kom Anstand gehabt hätt. Nun komt eine Fatalitet! da wir auf die Post=Station Plochingen kamen; hörten wir, daß d Herzog den Augenblicklich Entschluss gefast habe, den 10 in d Nacht nach seinem Jagschloss grafen=egg abzugeh, welches 14 Stund entleg ist. ich entschloß mich demnach geschwind, statt nach Stuggard, gleich über Constatt nach Ludwigsburg zu geh, um den Herzog noch anzutreff. den 9t abends langte ich in Ludwigsburg spät an. Ich sahe noch ein Stück von d Französ: Comoedie. Ich konnte aber eher nicht, als d 10 morgens dem OberCapellmeister Jomelli und den Oberjägermeister Baron v Pölniz sprech, an welche beÿde ich briefe vom t. grafen DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 v Wollffegg hatte: allein, kurz zu sagen! Es war nichts zu mach. h: Tomasini, der 14 [Tage] vor mir da war, kam auch nicht dazu, sich hören zu lass. und wie ich durchaus vernehme, hat d Herzog auch die schöne Gewohnheit die Leute lange wart zu lass, bis er sie hört; und alsdan lange wart zu lass, bis er sie beschenket: allein ich sehe die ganze Sache als ein Werk des h: Jomelli an, der sich alle Mühe giebt die Teutsch an diesem Hofe auszurott, und nichts als Italiäner einzuführ. Es hat ihm auch schon fast gelung, und wird ihm auch gänzlich gelingen, da er nebst 4000 f jährlichem Gehalt, Portion für 4 Pferde, holz und licht, einem Hause in Stutgard und einem Hause in Ludwigsburg noch die gnade des Herzogs im erst Grade besitzet, und seiner Frau sind nach dess Tode 2000 f Pension accordiert. wie gefällt ihn eine solche Capellmeister Stelle? – – über das hat er beÿ seiner Musik unumschränckte Mächt: und das ist es, was die Musik gut macht. Wie sehr aber Jomeli für seine Nation eingenohm ist kön sie daraus schlüss, weil er und ande seiner Landsleute, der sein Haus imer voll ist, um ihm aufzuwart, sich vernehm liess, daß es zu verwund und kaum glaubl: seÿe, daß ein kind teutscher Geburt so ein Musik: genie und so viel geist und feuer habne. ridete amici! DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Nun weiter! – – Mein Umstand ward nun dadurch böser od schlimer, weil d Herzog alle Pferde von d Post und den Lehngutschern weg hat. ich bin also gezwung heute noch hier zu bleib; und eb da ich schreibe, geschieht solches mit beständig unterbrochner bemühung Pferde aufzutreib, da ich alle Egge und Winckel von Ludwigsburg ausschicke um Pferde aufzu=treiben. Sie seh also, daß ich bis itzt weiters kein Vortheil habe, als Länd und Stätte und verschiedene Leute geseh zu hab. Ulm ist ein abscheulicher altvätterischer, und so abgeschmackt gebauter ort, daß ich vielmahl an Sie gedacht und gewunsch habe, daß Sie ihn seh sollt. stellen sie sich nur Häuser vor, wo sie von aussen das ganze Stock= und alles holzwerk, so wie es angelegt ist seh müss, und wen es hoch komt, solches mit einer farbe überstrich, das Mauerwerk aber schön weis od ied Ziegl, so wie er liegt natürlich angemahlt ist, damit die Mauer und das Holzwerk desto deutlicher geseh wird. Und so sehen westerstett, Geissling |: wo die künstliche bein=arbeit gemacht wird, und wo 7 weibsperson ein jeglich ankomend fremd fast zu tode red, um geld zu lösen :| dan Gepping, Ploching und vieles von Stutgard aus. NB heben sie nur meine briefe auf, so werde seiner Zeit sach erklar, die gar zu weitläuftig wär zu überschreib. Ludwigsburg ist ein ganz besonderer Ort. Es ist eine Statt. allein die Zäune und gärten=geländ, Hauptsächlich aber die Soldat sind die Stattmauer. wen sie ausspeÿ, so speÿen sie einem officier in die tasche od einem Soldat in die Patron=tasche. sie hören ohne unterlass auf der Gasse, nichts als: halt! Marche! schwenckt euch! pp: sie sehen nichts als Waff, tromeln, und Kriegsgeräthe. Vor dem Eingang des schlosses steh 2 Grenadiers und 2 Dragoner zu Pferd die grenadiers Mütz auf DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 dem Kopfe und ein Curas auf der brust, in d hand aber den bloss säbl, über sich ied ein schönes grosses Dach hab von blech, statt eines schilterhauses. Mit einem Worte, es ist unmöglich, das man eine grössre accuratesse im Exercitio, und eine schönere Manschaft seh kan. Man sieht absolute kein and Man als grenadiersmässige Leute, so zwar, das mancher feldwebl 40 f monatlich besoldung hat. sie werd lach! und es ist wirkl: lächerlich. wen ich zum fenster stand, so glaubte ich nichts als soldat zu seh, die bereit wär, eine Person auf einer Comoedie od opera vorzustell. dencken sie nur, alle leute sind haargleich, und täglich, nicht in wuckeln frisiert; sond wie der erste petit=Maitre in viele Locken vom Kopf weg gekämt und schneeweis eingepudt, die bärte aber kohlschwarz geschmiert. von Manheim=aus werde mehr schreib. ich muß schliess. wen sie mir schreib, so schreib sie nach Man=heim, und setz darauf, das der brief auf der Post bleib solle, bis ich ihn ablange. die Musik: habe in Augsp: empfang. wen ich alles schreib sollte, hätte ich noch vieles zu schreib. Doch kan ich nicht umhin seÿn ihn zu sag, daß Wirtem=berg daß schönste Land ist: von Geisling an bis Ludwigsburg sieht man nichts als rechts und Lincks zu gleicher Zeit Wasser, wälder, felder, wiesen, gärten und Weinberge, und dieß zugleich und auf das schönste vermischet. der ganz Salzb: Welt meine Empfehlung. specialiter t: gnädg h: Beichtvatter, Madame v Robini und dero Hause. pp: pp: Complimenti Sopra Complimenti. addio! _____________________________________________ich bin d alte Meine Frau hat an d Gegend die wir in_______________\hfill Mozart mp wirtemberg hab, das gröste vergnüg. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 ____________________________________10 Dec 1762 ____________________________________Aus Ludwigsburg 11 Jul. 1763 Sagen sie dem h: Wenzl, daß ich gewissen Nardini gehört habe, und daß, in der Schönheit, reinigkeit, gleichheit des Tones und im Singbaren Geschmacke nichts schöners kan gehöret werd. Er spielt aber nicht gar schwer. ____________h: Wodiska ist noch in Stuggard: Dienst: aber weg seiner Kindisch aufführung nicht wohl recomendirt. in Augsp: hat mir h: Choriregens zu St: Moritz h: Schuch ein brief vom h: Meisner gezeiget, wo er sich Capello Magister unterschrieb hat. ich erklärte es ihm, daß er im singen Magister wäre, um seine Kindereÿ zu entschuldig. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Herrn Herrn Lorenz Hagenau=er berühmt Handelsherrn in Salzburg fro Nberg DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881