Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN LEOPOLD MOZART IN SALZBURG MÜNCHEN, 1. DEZEMBER 1780
________________________________________________________________________________________\hfill Munic ce 1 decembre _______Mon trés chér Pére!____________________________________________________________________\hfill 1780. Die Probe ist ausserordentlich gut ausgefallen; – es waren nur in allem 6 violin, aber die gehörigen Blaßinstrumenten – von zuhörern wurde niemand zugelassen, als die schwester vom Seeau und der Junge Graf Sensheim. – heute acht tage wollen wir eine zweÿte machen. da werden wir zum Ersten Ackt |: welcher unterdessen dopliret wird :| 12 Geiger haben, und dan wird der 2te: |: wie das vorige mal der Erste :| mit=probirt werden. – Ich kan ihnen nicht sagen wie alles voll freüde und Erstaunen war. – ich vermuthete es aber nicht anders; den ich versichere sie, ich gieng mit so ruhigem Herzen zu dieser Probe, als wen ich wo auf eine collazion hin gienge. – graf sensheim sagte zu mir; – ich ver=sichere sie daß ich mir sehr viel von ihnen erwartet habe – aber das hab ich wahrlich nicht erwartet. – das Canabichische hauß, und alle die, die es frequentiren, sind doch wahre freünde von mir; – als ich nach der Probe mit Canabich |: den wir hatten noch vieles mit den Grafen zu sprechen :| zu ihm nach hauß kam, kam mir schon Mad:me Canabich entgegen, und umarmte mich voll vergnügen daß die Probe so gut ausgefallen. den, Ram und Lang kamen wie Närrisch nach hauß; – die gute frau, die Wahre freündin von mir – hatte unterdessen, da sie mit ihrer kranken Rose allein zu hause war, tausend Sorgen wegen meiner. – Ram sagte mir – den, wen sie diesen kenen, werden sie sagen, das ist ein Wahrer teütscher; – der sagt ihnen so alles ins gesicht, wie er sich es denkt; – das kan ich ihnen wohl gestehen, sagte er, daß mir noch keine Musique solche impression gemacht hat – und ich versichere sie, daß ich wohl 50 mahl auf ihrem h: vatter gedacht habe, was dieser Man für freüde haben muß, wen er diese opera hört. Nun genug davon; – Mein Carthar ist beÿ dieser Probe etwas – ärger worden. – man erhitzt sich halt doch, wen Ehr und Ruhm im spielle sind, DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 man mag anfangs noch so kaltblütig seÿn. – Ich hab alles gebraucht was sie mir vorgeschrieben – langsam geht es halt, und das ist mir aber itzt erst recht ungelegen – den, das schreiben macht dem Carthar kein Ende – und geschrieben muß es doch seÿn. – heüte hab ich angefangen feigelsaft, und ein wenig Mandlöhl zu nehmen, und da spühre ich schon linderung. – und bin wieder 2 täge zu hause geblieben. Gestern vormittag war wieder M:r Raaff beÿ mir, um die Aria im zweÿten ackt zu hören. – der Man ist so in seine Aria verliebt, als es nur imer ein Junger feüriger Man in seine schöne seÿn kan. den Nachts, ehe er einschläft, und Morgens, da er erwacht, singt er sie; er hat |: ich wusste es von einer sichern hand :| und nun weis ich es von ihm selbst, zu h: v: vierreck :| obrist=stallmeister, und h: v: Castel – gesagt; Ich war sonst imer gewohnt mir in die Rollen zu helfen, so wohl in die Recitativ als arien – da ist aber alles geblieben, wie es war, ich wüste keine Note, die mir nicht anständig wäre Etc. Enfin – er ist zufrieden wie ein könig. – die eingeschickte aria wünschte er wohl mit mir ein wenig verändert zu haben. – das era ist ihm auch nicht recht. – und dan – möchten wir hier eine Ruhige – zufriedene – aria haben – wen es auch nur ein theil wäre – desto besser; – den zweÿten muß man so allzeit in die Mitte nehmen. und der geht mir öfters im weege um. im Achile in Sciro ist so eine aria auf diese Art. ______________________Or che mio figlio Sei, ______________________sfido il destin nemico ________________________sento degl' ani miei __________________________il Peso à legierir. unterdessen wird h: Sieger beÿ ihnen gewesen seÿn, und einen brief von mir überbracht haben? – die Sordinen bitte ich bald zu überschicken für die horns und trompetten. Meiner schwester danke ich vielmal für die überschickte lista der DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Comœdien mit der Comœdie. Rache für Rache ists doch sonderbar. hier wurde sie schon öfters mit vielem beÿfall gegeben. erst letzthin auch – ich war aber nicht darin. – frl: therese von Barisani Empfehle mich Ergebenst – wen ich einen brudern hätte, so wollte ich ihn gebeten haben, ihr in tiefester Demuth die hände zu küssen – da ich aber eine schwester habe, ist es noch viel besser; die bitte ich also, sie recht freündschaftlich in meinem Namen zu Embrassiren. – fr: Babette v: Mölk bitte meine Empfehlung zu machen, und, da sie von meinen vielen geschäften dermalen überzeugt ist, wird sie mir schon verzeihen, daß ich meinem versprechen gemäß, ihr noch nicht geschriebn. ich gratuliere ihr von herzen zu ihren Namenstag. Nun adieu. ich küsse ihnen 1000mal die hände und meine schwester umarme ich von herzen und bi[n] Ewig dero P: S: bitte um die art den Sago zuzurichten – für einen guten freünd. __________________________________________________________________________\hfill gehorsamster Sohn 1000 Compliment von allen – allen. – ____________\hfill Wolfgang Amadè Mozart mp aprópos; schreiben sie doch einmal dem Canabich, er verdient es, und es wird ihn ungemein erfreuen – was ist es den wen er auch nicht antwortet! – er meint es nicht so, als er heraus kömt. _____er macht es allen so, man muß ihn kenen. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 6__________________________________________7 \newpage À Monsieur Monsieur Leopold Mozart maitre de la Chapelle de S: A: R: l'Archeveque de et à Salzbourg. INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881