Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG SCHWETZINGEN, 19. JULI 1763
______________________________________________N. 13. ___________________________________________________________________\hfill Schwetzing d 19t Julii _______________________________Monsieur!___________________________________________________\hfill 1763 Da ich in Ludwigsburg schrieb; so getrauete ich mir nicht beÿzusetz, daß das Soldaten=wesen alda bis zur Ausschweifunge getrieb wird. den, in der That, 12 bis 15000 Soldat, die Täglich ganz unglaublich nett gebuzt einhergeh, ja weg d von d feinest Leinwand gemacht haargleich Stiflett und Hosen kaum geh könn, sind zum Ernste zu wenige und zum Spaß zu kostbar, folglich zu viel. ____den 12t haben wir endlich um 8 Uhr morgens die uns schon um 4 uhr frühe versprochne Postpferd bekom und sind über Entzweiung |: einem ganz lutherisch miserabl ort :| abends in Bruchsal angelangt. wir hab auf dieser tag=reise angenehme Gegend und viel vergnüg weg eines guten freundes, der von Augsp: aus uns ungesehn nachkam, gehabt. die Residenz in Bruchsal ist sehenswürdig. die Zimer sind vom allerbesten Geschmackt; nicht viele Zimer, aber so edl, unbeschreiblich reitzend und kostbar, daß man nichts angenehmeres seh kan. von da sind wir nicht nach Manheim; sondern schnurgerad nach Schwezing gegang, wo der Hof im Somer ist. Ausser der Reccomendation die ich von Wien an den Music=Intendant Baron Eberstein in hand hatte, war wir schon durch den Prinz v Zweÿbrück alda angesagt, und d Prinz Clemens von Baÿern schickte uns noch ein eigenhändig Reccomendationsschreib an die Churfürstin von Manheim zu den 3 Mohr nach augspurg nach. Gestern ward eigens Accademie weg uns anbefohl. Dieß ist erst die zweyte Accademie die seit dem May hier ist gehalt word. Sie dauerte von 5 uhr Abends bis nachts 9 uhr. Ich hatte das Vergnüg nebst guten Sänger und Sängerin ein bewunderungswürdig Flutotraversist Mr: Wendling DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 zu hören, und das Orchester ist ohne widspruch das beste in Teutschland, und lauter Junge Leute, und durch aus Leute von guter Lebensart, wed Säuffer, wed spieler, wed liederliche Lump; so, daß so wohl ihre Conduite als ihre production hochzuschätz ist. Meine Kind haben ganz Schwetzing in Bewegung gesetzet: und die Churf: Herrschaft hatten ein unbeschreiblich Vergnüg, und alles geriet in Verwunderung. So bald wir hier weg kom, geh wir nach Frankfurt. Wen sie mir demnach schreib, so schreib sie mir nach Franckfurt. abzugeben beÿ h: Johan Georg Wahler auf dem Römerberg. – – Nun hoffe ich, daß Sie wer=thester freund sowohl als dero liebste Frau Gemahlin und samtl: angehörig im besten wohlseÿn sich befind werd: gleichwie wir alle, Gott Lob und Dank, noch keine viertelstund krank war. wir sagen viellmahl: Nun soll uns die frau Hagenauerin sehen. in gewissen Umständ nämlich, wo wir ganz besondere Landsübliche Sach mitmach müss, die von den unsern sehr unterschied sind, und wie viele merkwürdige ja ganz sondbare sach seh wir, die wir ihr auch zu seh wünschten. wir sind nun wirklich imer in ort, wo 4 Religionen sind. nämlich Catholisch, Lutherisch, Calvinisch, und Juden. Schwetzing ist ausser d Menge d hofleute meist Calvinisch; Es ist nur ein Dorf, hat 3 Kirch, eine Catholische, lutherische, und Calvinische: und so ist es durch die ganze Pfalz. Merkwürdig ist; daß wir von Wasserburg aus bis itzt kein Weichbrun=krügl nimer in unserm zimer hatt. den wen die Örter gleich Catholisch sind, so bleib derleÿ sach doch schon weg, weil viele Lutherische fremde auch durchreis. und folglich sind die zimer schon so eingericht, daß alle Religion darin wohnn. Man sieht auch in den schlafgemächern selten etwas anders als ein paar Landschaft od das Portrait eines alt Kaÿsers p: gar selt ein Crucifix. die fastenspeis bekomt man sehr hart. sie mach solche auch sehr schlecht, den alles frist fleisch; und wer weis was sie uns gegeb hab. Basta! wir hab keine schuld! unser Gastgeb hier ein Calvinist.  ______________________gut, daß es nicht lange dauert.  ______________________Nun muß ich schlüss, es ist zeit  ______________________in die Französ: Comoedie, die sondheitl:  ______________________weg der Ballets und Music unverbesserlich  ______________________ist. ich hoffe in Franckfort etwas von  ______________________ihn zu les. Leb sie alle wohl und gesund, an alles Links, rechts, hint und vorn meine Empf: Specialiter an t: gd h: Beichtvatter, Madame de Robini p: u bin der alte ________________________________________________________________________\hfill Mozart mp. In dem band d von d Madame Haffnerin v Nurnberg übermacht Musik: sind 6 Stück: oeuvrés melées. öffn sie es, und geben sie eines davon dem h: Adlgasser nebst meinem Compliment. Meine Frau und Kind empf: sich insbesonders dero ganzem Hause, Madame v Wohlhaupt et Madmslle v Schnürer p: DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 P: S: beÿ Geissling, Göpping und um selbe gegend sahen wir alles getreid vom schauer in bod geschlag. zwisch dem 13t und 14 hatten wir in bruchsal ein solches erstaunliches donerwetter, daß ich mich dgleich keines in meinem Leb erinere. Meine Kind hört es zum glück nicht, obwohl es nach mitternacht anfieng, und morgens um 3 uhr am allerheftigst war; sie schlieff so gut. das Wetterleucht war ohnausgesetzt, dan schlag auf schlag und dieß die ganze Nacht durch: das, was mir am meist im Kopf lag, war die Häuser, wo man nichts als Holz sieht, und man beÿ feuersgefahr, nur geschwinde zum fenster hinausspring muß. ehe wir nach Constatt kam fuhr wir beÿ einem in flam anoch stehend Hause vorbeÿ, so vom Doner entzindet ward. sonst hat uns auf dem weeg, Gott Lob, niemals ein donerwetter erwischt. Übrigens muß ich noch unserm Salzburger=Land zum trost  ________________________________________________________________________sag, daß auch in all diesen  ________________________________________________________________________Gegend, so bald es geregnet hatte,  ________________________________________________________________________auch eine ungewöhnliche kälte zu  ________________________________________________________________________spier ware. Mit dem Geld ist es ganz zum erstaun übl. schon in bruchsall nimt man die baÿr: thaler nicht anders als für 2 f 24 X. die 25:ger für 24 X pp: d duggat gilt nur 5 f, die baÿr: 12er will man kaum für 10 Xr hab. da doch in augsp: der duccat für 5 f 20 bis 24 Xr kan ausgebracht werd. h: Provino hat sich sondlich distinguirt und hat mir an verschiedene Örter die schönst Credit brief ohngebett mitgegeb. so daß ich so wohl von h: Calligari als von ihm mit allem, was nötig ist, verseh bin. Herrn Herrn Johann Lorenz Hagenauer Handels=herrn in Salzburg DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881